Willkommen und Abschied Es schlug mein Herz geschwind zu Pferde!Es war getan fast eh gedacht;Der Abend wiegte schon die Erde,Und an den Bergen hing die Nacht;Schon stand im Nebelkleid die Eiche;Ein aufgetürmter Riese, da,Wo Finsternis aus dem GesträucheMit hundert schwarzen Augen sah. Der Mond von einem WolkenhügelSah kläglich aus dem Duft hervor,Die Winde schwangen leise Flügel,Umsausten schauerlich mein Ohr;Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,Doch frisch und fröhlich war mein Mut:In meinen Adern welches Feuer!In meinem Herzen welche Glut! Dich sah ich, und die milde FreudeFloß von dem süßen Blick auf mich;Ganz war mein Herz an deiner SeiteUnd jeder Atemzug für dich.Ein rosafarbenes FrühlingswetterUmgab das liebliche Gesicht,Und Zärtlichkeit für mich ihr Götter!Ich hofft es, ich verdient es nicht! Doch ach, schon mit der MorgensonneVerengt der Abschied mir das HerzIn deinen Küssen welche Wonne!In deinem Auge welcher Schmerz!Ich ging, du standst und sahst zur ErdenUnd sahst mir nach mit nassem Blick:Und doch, welch Glück geliebt zu werden!Und lieben, Götter welch ein Glück!
Es wirkt mit Macht der edle MannJahrhunderte auf seines Gleichen:Denn was ein guter Mensch erreichen kann,Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen.Drum lebt er auch nach seinem Tode fort,Und ist so wirksam, als er lebte;Die gute Tat, das schöne Wort:Es strebt unsterblich, wie er sterblich strebte.
Wir singen und sagen vom Grafen so gern, Der hier in dem Schlosse gehauset, Da, wo ihr den Enkel des seligen Herrn, Den heute vermählten, beschmauset. Nun hatte sich jener im heiligen Krieg Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg, Und als er zu Hause vom Rösselein stieg, Da fand er sein Schlösselein oben; Doch Diener und Habe zerstoben. Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus: Das Heimische findest du schlimmer! Zum Fenster, da ziehen die Winde hinaus, Sie kommen durch alle die Zimmer. »Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht? So hab ich doch manche noch schlimmer vollbracht, Der Morgen hat alles wohl besser gemacht. Drum rasch bei der mondlichen Helle Ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle!« Und als er im willigen Schummer so lag, Bewegt es sich unter dem Bette. »Die Ratte, die raschle, solange sie mag! Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!« Doch siehe! da stehet ein winziger Wicht Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelenlicht, Mit Rednergebärden und Sprechergewicht, Zum Fuß des ermüdeten Grafen, Der, schläft er nicht, möcht er doch schlafen. »Wir haben uns Feste hier oben erlaubt, Seitdem du die Zimmer verlassen, Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt, So dachten wir eben zu prassen. Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut, So schmausen die Zwerge, behaglich und laut, Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.« Der Graf im Behagen des Traumes: »Bedienet euch immer des Raumes!« Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor, Die unter dem Bette gehalten; Dann folget ein singendes, klingendes Chor Possierlicher, kleiner Gestalten; Und Wagen auf Wagen mit allem Gerät, Daß einem so Hören als Sehen vergeht, Wie´s nur in den Schlössern der Könige steht; Zuletzt auf vergoldetem Wagen Die Braut und die Gäste getragen. So rennet nun alles in vollem Galopp Und kürt sich im Saale sein Plätzchen; Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp Erkieset sich jeder ein Schätzchen. Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt, Da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt, Da pisperts und knisterts und flisterts und schwirrt; Das Gräflein, es blicket hinüber, Es dünkt ihn, als läg er im Fieber. Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal Von Bänken und Stühlen und Tischen, Da will nun ein jeder am festlichen Mahl Sich neben dem Liebchen erfrischen; Sie tragen die Würste, die Schinken so klein Und Braten und Fisch und Geflügel herein, Es kreiset beständig der köstliche Wein; Das toset und koset so lange, Verschwindet zuletzt mit Gesange. – Und sollen wir singen, was weiter geschehn, So schweige das Toben und Tosen! Denn was er, so artig, im Kleinen gesehn, Erfuhr er, genoß er im Großen. Trompeten und klingender, singender Schall Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall, Sie kommen und zeigen und neigen sich all, Unzählige, selige Leute. So ging es und geht es noch heute.
Ach, was soll der Mensch verlangen?Ist es besser, ruhig bleiben?Klammernd fest sich anzuhangen?Ist es besser, sich zu treiben?Soll er sich ein Häuschen bauen?Soll er unter Zelten leben?Soll er auf die Felsen trauen?Selbst die festen Felsen beben. Eines schickt sich nicht für alle!Sehe jeder, wie er´s treibe,Sehe jeder, wo er bleibe,Und wer steht, daß er nicht falle!
Verteilet euch nach allen RegionenVon diesem heilgen Schmaus!Begeistert reißt euch durch die nächsten ZonenIns All und füllt es aus! [...]Und bald verlischt ein unbegrenztes StrebenIm selgen Wechselblick.Und so empfangt, mit Dank, das schönste LebenVom All ins All zurück.
Die Wächter sind gebändigetDurch süße Liebestaten;Doch wie wir uns verständiget,Das wollen wir verraten;Denn, Liebchen, was uns Glück gebracht,Das muß auch andern nutzen,So wollen wir der LiebesnachtDie düstern Lampen putzen.Und wer sodann mit uns erreicht,Das Ohr recht abzufeimen,Und liebt wie wir, dem wird es leicht,Den rechten Sinn zu reimen.Ich schickte dir, du schicktest mir,Es war sogleich verstanden:Amarante – Ich sah und verbrannte.Raute – Wer schaute?Haar vom Tiger – Ein kühner Krieger.Haar der Gazelle – An welcher Stelle?Büschel von Haaren – Du sollsts erfahren.Kreide – Meide.Stroh – Ich brenne lichterloh.Trauben – Wills erlauben.Korallen – Kannst mir gefallen.Mandelkern – Sehr gern.Rüben – Willst mich betrüben.Karotten – Willst meiner spotten.Zwiebeln – Was willst du grübeln?Trauben, die weißen – Was soll das heißen?Trauben, die blauen – Soll ich vertrauen?Quecken – Du willst mich necken.Nelken – Soll ich verwelken?Narzissen – Du mußt es wissen.Veilchen – Wart ein Weilchen.Kirschen – Willst mich zerknirschen.Feder vom Raben – Ich muß dich haben.– vom Papageien – Mußt mich befreien.Maronen – Wo wollen wir wohnen?Blei – Ich bin dabei.Rosenfarb – Die Freude starb.Seide – Ich leide.Bohnen – Will dich schonen.Majoran – Geht mich nichts an.Blau – Nimms nicht genau.Traube – Ich glaube.Beeren – Wills verwehren.Feigen – Kannst du schweigen?Gold – Ich bin dir hold.Leder – Gebrauch die Feder.Papier – So bin ich dir.Maßlieben – Schreib nach Belieben.Nachtviolen – Ich laß es holen.Ein Faden – Bist eingeladen.Ein Zweig – Mach keinen Streich.Strauß – Ich bin zu Haus.Winden – Wirst mich finden.Myrten – Will dich bewirten.Jasmin – Nimm mich hin.Melissen – * * * auf einem Kissen.Zypressen – Wills vergessen.Bohnenblüte – Du falsch Gemüte.Kalk – Bist ein Schalk.Kohlen – Mag der * * * dich holen.Und hätte mit Boteinah soNicht Dschemil sich verstandenWie wäre denn so frisch und frohIhr Name noch vorhanden?
Meine Ruh ist hin,mein Herz ist schwer.Ich finde sie nimmerund nimmermehr.Mein armer Kopf ist mir verrückt.Mein armer Sinn ist mir zerstückt.Nach ihm nur schau ich zum Fenster hinaus,nach ihm nur geh ich aus dem Haus.Sein hoher Gang, seine edle Gestalt,seines Mundes Lächeln, seiner Augen Gewalt.Und seiner Rede Zauberfluß,sein Händedruck, und ach, sein Kuß!Meine Ruh ist hin,mein Herz ist schwer.Ich finde sie nimmerund nimmermehr.Mein Busen drängt sich nach ihm hin,Ach dürft ich fassen und halten ihn.Und küssen ihn, so wie ich wollt,an seinen Küssen vergeben sollt.
Anmut bringen wir ins Leben;Leget Anmut in das Geben!Leget Anmut ins Empfangen!Lieblich ist´s, den Wunsch erlangen.Und in stiller Tage SchrankenHöchst anmutig sei das Danken.
Alles wird durch Wasser erhalten!Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.Wenn du nicht in Wolken sendetest,Nicht reiche Bäche spendetest,Hin und her nicht Flüsse wendetest,Die Ströme nicht vollendetest,Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?Du bist´s der das frischeste Leben erhält.
Das Leben ist ein Gänsespiel:Je mehr man vorwärts gehet,Je früher kommt man an das Ziel,Wo niemand gerne stehet.Man sagt, die Gänse wären dumm;O, glaubt mir nicht den Leuten:Denn eine sieht einmal sich ´rum,Mich rückwärts zu bedeuten.Ganz anders ist´s in dieser Welt,Wo alles vorwärts drücket;Wenn einer stolpert oder fällt,Keine Seele rückwärts blicket.