Werd ich zum Augenblicke sagen:Verweile doch! du bist so schön!Dann magst du mich in Fesseln schlagen,Dann will ich gern zugrunde gehn!Dann mag die Totenglocke schallen,Dann bist du deines Dienstes frei,Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,Es sei die Zeit für mich vorbei!
Ich weiß, daß mir nichts angehörtAls der Gedanke, der ungestörtAus meiner Seele will fließen,Und jeder günstige Augenblick,Den mich ein liebendes GeschickVon Grund aus läßt genießen.
Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen,Da merkt man auf, da sucht man seinen ZweckIn ihrer Gunst, damit sie nützen sollen.Allein bei Freunden läßt man sich frei gehen,Man ruht in ihrer Liebe, man erlaubtSich eine Laune; ungezähmter wirktDie Leidenschaft, und so verletzen wirAm ersten die, die wir am zartsten lieben.
Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,Mußt dich ums Vergangne nicht bekümmern;Das wenigste muß dich verdrießen;Mußt stets die Gegenwart genießen,Besonders keinen Menschen hassenUnd die Zukunft Gott überlassen.
Ich komme bald, ihr goldnen Kinder!Vergebens sperret uns der Winterin unsre warmen Stuben ein.Wir wollen uns zum Feuer setzenund tausendfältig uns ergetzen,uns lieben wie die Engelein.Wir wollen kleine Kränze winden,wir wollen kleine Sträuße bindenund wie kleine Kinder sein.
Und morgen fällt St. Martins Fest, Gutweib liebt ihren Mann; Da knetet sie ihm Puddings ein Und bäckt sie in der Pfann´.Im Bette liegen beide nun, Da saust ein wilder West; Und Gutmann spricht zur guten Frau: "Du riegle die Türe fest!""Bin kaum erholt und halb erwarmt, Wie käm ich da zu Ruh?Und klapperte sie einhundert Jahr, Ich riegelte sie nicht zu!"Drauf eine Wette schlossen sie Ganz leise sich ins Ohr: So wer das erste Wörtlein spräch´, Der schöbe den Riegel vor.Zwei Wanderer kommen um Mitternacht Und wissen nicht, wo sie stehn;Die Lampe losch, der Herd verglomm, Zu hören ist nichts, zu sehn."Was ist das für ein Hexenort? Da bricht uns die Geduld!" Doch hörten sie kein Sterbenswort, Des war die Türe schuld.Den weißen Pudding speisten sie, Den Schwarzen ganz vertraut; Und Gutweib sagte sich selber viel, Doch keine Silbe laut.Zum anderen sprach der eine dann: "Wie trocken ist mir der Hals! Der Schrank, der klafft, und geistig riechts, Da findet sich´s allenfalls.Ein Fläschchen Schnaps ergreif ich da, Das trifft sich doch geschickt! Ich bring es dir, du bringst es mir, Und bald sind wir erquickt."Doch Gutmann sprang so heftig auf Und fuhr sie drohend an: "Bezahlen soll mit teurem Geld, Wer mir den Schnaps vertan!"Und Gutweib sprang auch froh heran, Drei Sprünge, als wär sie reich: "Du Gutmann sprachst das erste Wort, Nun riegle die Türe gleich!"
Das Wort ist ein Fächer!Zwischen den Stäbenblicken ein Paar schöne Augen hervor.Der Fächer ist nur ein lieblicher Flor;er verdeckt mir zwar das Gesicht,aber das Mädchen verbirgt er nicht,weil das Schönste, was sie besitzt,das Auge mir ins Auge blitzt.
(Prinzessin:)Wohl ist sie schön, die Welt! In ihrer WeiteBewegt sich so viel Gutes hin und her.Ach, daß es immer nur um einen SchrittVon uns sich zu entfernen scheintUnd unsre bange Sehnsucht durch das LebenAuch Schritt vor Schritt bis nach dem Grabe lockt!So selten ist es, daß die Menschen finden,Was ihnen doch bestimmt gewesen schien,So selten, daß sie das behalten, wasAuch einmal die beglückte Hand ergriff!Es reißt sich los, was erst sich uns ergab,Wir lassen los, was wir begierig faßten.Es gibt ein Glück, allein wir kennen´s nicht:Wir kennen´s wohl, und wissen´s nicht zu schätzen.
Weltseele, komm, uns zu durchdringen!Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringenwird unsrer Kräfte Hochberuf.Teilnehmend führen gute Geister,gelinde leitend, höchste Meisterzu dem, der alles schafft und schuf.Und umzuschaffen das Geschaffne,damit sich´s nicht zum Starren waffne,wirkt ewiges, lebend´ges Tun.Und was nicht war, nun will es werden,zu reinen Sonnen, farb´gen Erden;in keinem Falle darf es ruhn.Es soll sich regen, schaffend handeln,erst sich gestalten, dann verwandeln;nur scheinbar steht´s Momente still.Das Ew´ge regt sich fort in allen:Denn alles muß in nichts zerfallen,wenn es im Sein beharren will.
In wenigen StundenHat Gott das Rechte gefunden.Wie? Wann? Und wo? – Die Götter bleiben stumm!Du halte dich ans Weil und frage nicht Warum?Willst du ins Unendliche schreiten,Geh nur im Endlichen nach allen Seiten.