Wenn am Tag Zenit und Ferneblau ins Ungewisse fließt,nachts die Überwucht der Sternehimmlische Gewölbe schließt:So am Grünen, so am Buntenkräftigt sich ein reiner Sinn,und das Oben wie das Untenbringt dem edlen Geist Gewinn.
Enthusiasmus vergleich´ ich gernDer Auster, meine lieben Herrn,Die, wenn ihr sie nicht frisch genoßt,Wahrhaftig ist eine schlechte Kost.Begeistrung ist keine Heringsware,Die man einpökelt auf einige Jahre.
Wird nur erst der Himmel heiter,Tausend zählt ihr, und noch weiter.Wirst, erstarrtes Herz, du wieder schlagen?Wirke gut, so wirkst du länger,Als es Menschen sonst vermögen.Wirst du deinesgleichen kennen lernen,So wirst du dich gleich wieder entfernen.Wirklich ist es allerliebstAuf der lieben Erde...
Aber Götter sollten nichtMit Menschen wie mit ihresgleichen wandeln:Das sterbliche Geschlecht ist viel zu schwach,In ungewohnter Höhe nicht zu schwindeln.Aber herrlicher war die Zeit, in der uns das Höchste,Was der Mensch sich denkt, als nah und erreichbar gezeigt ward.Da war jedem die Zunge gelöst; es sprachen die Greise,Männer und Jünglinge laut voll hohen Sinns und Gefühles.Aber ich werde der letzte nicht sein, den es bitter gereute,Frauenrat befolget zu haben.
Wie kommt´s, daß du so traurig bist, Da alles froh erscheint? Man sieht dir´s an den Augen an; Gewiß! du hast geweint. "Und hab´ ich einsam auch geweint, So ist´s mein eigner Schmerz, Und Tränen fließen gar so süß, Erleichtern mir das Herz." Die frohen Freunde laden dich: O, komm an unsre Brust! Und was du auch verloren hast, Vertraure den Verlust. "Ihr lärmt und rauscht und ahnet nicht, Was mich, den Armen quält. Ach nein, verloren hab´ ich´s nicht, So sehr es mir auch fehlt." So raffe den dich eilig auf, Du bist ein junges Blut. In deinen Jahren hat man KraftUnd zum Erwerben Mut. "Ach, nein, erwerben kann ich´s nicht, Es steht mir gar zu fern. Es weilt so hoch, es blinkt so schön, Wie droben jener Stern." Die Sterne, die begehrt man nicht, Man freut sich ihrer Pracht, Und mit Entzücken blickt man aufIn jeder heitern Nacht. "Und mit Entzücken blick´ ich aufSo manchen lieben Tag; Verweinen laßt die Nächte mich, So lang ich weinen mag."
Nachts, wann gute Geister schweifen,Schlaf dir von der Stirne streifen,Mondenlicht und Sternenflimmerndich mit ewigem All umschimmern,scheinst du dir entkörpert schon,wagest dich an Gottes Thron.Aber wenn der Tag die Weltwieder auf die Füße stellt,schwerlich möcht´ er dir´s erfüllenmit der Frühe bestem Willen;zu Mittag schon wandelt sichMorgentraum gar wunderlich.
Wer kann gebieten den Vögeln. Still zu sein auf der Flur? Und wer verbieten zu zappeln Den Schafen unter der Schur? Stell ich mich wohl ungebärdig, Wenn mir die Wolle kraust? Nein! Die Ungebärden entzwingt mir Der Scherer, der mich zerzaust. Wer will mir wehren zu singen Nach Lust zum Himmel hinan, Den Wolken zu vertrauen, Wie lieb sie mir´s angetan?
Sieh´, alle Kraft dringt vorwärts in die Weite,Zu leben und zu wirken dort;Dagegen engt und hemmt von jeder SeiteDer Strom der Welt und reißt uns mit sich fort.In diesem innern Sturm und äußern StreiteVernimmt der Mensch ein schwer verstanden Wort:"Von der Gewalt, die alle Wesen bindet,Befreit der Mensch sich, der sich überwindet!"
Da sind sie nun! Da habt ihr sie,Die Lieder, ohne Kunst und MühAm Rand des Bachs entsprungen!Verliebt und jung und voll GefühlTrieb ich der Jugend altes SpielUnd hab sie so gesungen.Sie singe, wer sie singen mag!An einem hübschen FrühlingstagKann sie der Jüngling brauchen.Der Dichter blinzt von ferne zu,jetzt drückt ihm diätet´sche RuhDen Daumen auf die Augen.Halb scheel, halb weise sieht sein BlickEin bißchen naß auf euer GlückUnd jammert in Sentenzen.Hört seine letzten Lehren an,Er hat´s so gut wie ihr getanUnd kennt des Glückes Grenzen.Ihr seufzt und singt und schmelzt und küßtUnd jauchzet, ohne daß ihr´s wißt,Dem Abgrund in der Nähe.Flieht Wiese, Bach und Sonnenschein,Schleicht, soll´s euch wohl im Winter sein,Bald zu dem Herd der Ehe.Ihr lacht mich aus und ruft: – Der Tor!Der Fuchs, der seinen Schwanz verlor,Verschnitt´ jetzt gern uns alle. –Doch hier paßt nicht die Fabel ganz,Das treue Füchslein ohne Schwanz,Das warnt euch für der Falle.
Wie? du kannst nicht mehr küssen?Mein Freund, so kurz von mir entfernt,Und hast´s Küssen verlernt?Warum wird mir an deinem Halse so bang,Wenn sonst von deinen Worten, deinen BlickenEin ganzer Himmel mich überdrangUnd du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken?Küsse mich!Sonst küß ich dich!