Willst du mich sogleich verlassen?Warst im Augenblick so nah!Dich umfinstern Wolkenmassen,und nun bist du gar nicht da.Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,blickt dein Rand herauf als Stern!Zeigest mir, daß ich geliebt bin,sei das Liebchen nich so fern.So hinan denn! Hell und heller,reiner Bahn, in voller Pracht!Schlägt mein Herz auch schneller, schneller,überselig ist die Nacht.
Auch in der Ferne zeigt sich alles reiner,Was in der Gegenwart uns nur verwirrt!Vielleicht wirst du erkennen, welche LiebeDich überall umgab, und welchen WerthDie Treue wahrer Freunde hat, und wieDie weite Welt die Nächsten nicht ersetzt…Gar freundliche Gesellschaft leistet unsEin ferner Freund, wenn wie ihn glücklich wissen.
Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne,Klein, kleiner Knabe, jenen Kirchhof hinZu Vaters Haus, des Pfarrers; Stern am Sterne,Sie leuchteten doch alle gar zu schön;Um Mitternacht.Wenn ich dann ferner in des Lebens WeiteZur Liebsten mußte, mußte, weil sie zog,Gestirn und Nordschein über mir im Streite,Ich gehend, kommend Seligkeiten sog;Um Mitternacht.Bis dann zuletzt des vollen Mondes HelleSo klar und deutlich mir ins Finstre drang,Auch der Gedanke willig, sinnig, schnelleSich ums Vergangne wie ums Künftige schlang;Um Mitternacht.
Es erben sich Gesetz und RechteWie eine ewge Krankheit fort,Sie schleppen von Geschlecht sich zu GeschlechteUnd rücken sacht von Ort zu Ort.Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;Vom Rechte, das mit uns geboren ist,Von dem ist leider! nie die Frage.
Wenn aus dem innerst tiefsten GrundeDu ganz erschüttert alles fühlst,Was Freud´ und Schmerzen jemals dir ergossen,Im Sturm dein Herz erschwillt,In Tränen sich erleichtern willUnd seine Glut vermehrt,Und alles klingt an dir und bebt und zittert,Und all die Sinne dir vergehn,Und du dir zu vergehen scheinstUnd sinkst,Und alles um dich her versinkt in Nacht,Und du, in inner eigenem Gefühl,Umfasset eine Welt:Dann stirbt der Mensch.
Bleibe, bleibe bei mir,Holder Fremdling, süße Liebe,Holde, süße Liebe,Und verlasse die Seele nicht!Ach, wie anders, wie schönLebt der Himmel, lebt die Erde,Ach, wie fühl ich, wie fühl ichDieses Leben zum ersten Mal!
Das glücklichste Wort es wird verhöhnt,Wenn der Hörer ein Schiefohr istDu wirkest nicht, alles bleibt so stumpf,Sei guter Dinge!Der Stein im SumpfMacht keine Ringe.
Es war einmal ein König,Der hatt´ einen großen Floh,Den liebt´ er gar nicht wenig,Als wie seinen eignen Sohn.Da rief er seinen Schneider,Der Schneider kam heran:"Da, miß dem Junker KleiderUnd miß ihm Hosen an!" In Sammet und in SeideWar er nun angetan,Hatte Bänder auf dem Kleide,Hatt´ auch ein Kreuz daran,Und war sogleich MinisterUnd hatt´ einen großen Stern.Da wurden seine GeschwisterBei Hof auch große Herrn. Und Herrn und Fraun am Hofe,Die waren sehr geplagt,Die Königin und die ZofeGestochen und genagt,Und durften sie nicht knickenUnd weg sie jucken nicht –Wir knicken und erstickenDoch gleich, wenn einer sticht.
Wind ist der WelleLieblicher Buhler;Wind mischt von Grund ausSchäumende Wogen.Seele des Menschen,Wie gleichst du dem Wasser!Schicksal des Menschen,Wie gleichst du dem Wind!
Ach, was soll der Mensch verlangen?Ist es besser, ruhig bleiben?Klammernd fest sich anzuhangen?Ist es besser, sich zu treiben?Soll er sich ein Häuschen bauen?Soll er unter Zelten leben?Soll er auf die Felsen trauen?Selbst die festen Felsen beben. Eines schickt sich nicht für alle!Sehe jeder, wie er´s treibe,Sehe jeder, wo er bleibe,Und wer steht, daß er nicht falle!