Es war einmal ein König,Der hatt´ einen großen Floh,Den liebt´ er gar nicht wenig,Als wie seinen eignen Sohn.Da rief er seinen Schneider,Der Schneider kam heran:"Da, miß dem Junker KleiderUnd miß ihm Hosen an!" In Sammet und in SeideWar er nun angetan,Hatte Bänder auf dem Kleide,Hatt´ auch ein Kreuz daran,Und war sogleich MinisterUnd hatt´ einen großen Stern.Da wurden seine GeschwisterBei Hof auch große Herrn. Und Herrn und Fraun am Hofe,Die waren sehr geplagt,Die Königin und die ZofeGestochen und genagt,Und durften sie nicht knickenUnd weg sie jucken nicht –Wir knicken und erstickenDoch gleich, wenn einer sticht.
Werd ich zum Augenblicke sagen:Verweile doch! du bist so schön!Dann magst du mich in Fesseln schlagen,Dann will ich gern zugrunde gehn!Dann mag die Totenglocke schallen,Dann bist du deines Dienstes frei,Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,Es sei die Zeit für mich vorbei!
Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen,Da merkt man auf, da sucht man seinen ZweckIn ihrer Gunst, damit sie nützen sollen.Allein bei Freunden läßt man sich frei gehen,Man ruht in ihrer Liebe, man erlaubtSich eine Laune; ungezähmter wirktDie Leidenschaft, und so verletzen wirAm ersten die, die wir am zartsten lieben.
Das neue Jahr ist angekommen. Haben wir uns vorgenommen, Euch zu wünschen in der Zeit Glück und Fried und Einigkeit. Soviel Tröpflein in dem Regen, Soviel Glück und soviel Segen Soll Euch Gott der Höchste, geben. Glückseliges neus Jahr! Zwischen dem Alten zwischen dem Neuen, hier uns zu freuen, schenkt uns das Glück. Und das Vergangene heißt mit Vertrauen vorwärts zu schauen, schaun zurück.
Die Jahre sind allerliebste Leut´:Sie brachten gestern, sie bringen heut,Und so verbringen wir Jüngern ebenDas allerliebste Schlaraffenleben.Und dann fällt´s den Jahren auf einmal ein,Nicht mehr wie sonst bequem zu sein,Wollen nicht mehr schenken, wollen nicht mehr borgen;Sie nehmen heute, sie nehmen morgen.
Oft, wenn dir jeder Trost entflieht,Mußt du im stillen dich bequemen;Nur dann, wenn dir Gewalt geschieht,Wird die Menge an dir Anteil nehmen;Ums Unrecht, daß dir widerfährt,Kein Mensch den Blick zur Seite kehrt.
Wie weit soll das noch gehn!Du fallst gar oft ins Abstruse,Wir können dich nicht verstehn´.Deshalb tu ich Buße;Das gehört zu den Sünden.Seht mich an als Propheten!Viel Denken, mehr EmpfindenUnd wenig Reden.
Des Menschen Tage sind verflochten, die schönsten Güter angefochten, es trübt sich auch der frei´ste Blick; du wandelst einsam und verdrossen, der Tag verschwindet ungenossen in abgesonderten Geschick. Wenn Freundesantlitz dir begegnet, so bist du gleich befreit, gesegnet, gemeinsam freust du dich der Tat. Ein Zweiter kommt, sich anzuschließen, mitwirken will er, mitgenießen; verdreifacht so sich Kraft und Rat. Von äußerm Drang unangefochten, bleibt, Freunde, so in eins verflochten, dem Tag gönnet heitern Blick! Das Beste schaffet unverdrossen; Wohlwollen unsrer Zeitgenossen, das bleibt zuletzt erprobtes Glück.
Drum frisch nur auf´s neue! Bedenke dich nicht!Denn wer sich die Rosen, die blühenden, bricht,den kitzeln fürwahr nur die Dornen.So heute wie gestern; es flimmert der Stern;nur halte von hängenden Köpfen dich fern,und lebe dir immer von vornen.
Es wirkt mit Macht der edle MannJahrhunderte auf seines Gleichen:Denn was ein guter Mensch erreichen kann,Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen.Drum lebt er auch nach seinem Tode fort,Und ist so wirksam, als er lebte;Die gute Tat, das schöne Wort:Es strebt unsterblich, wie er sterblich strebte.