Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz, an dem wir reiften, da wir mit ihm rangen; du großes Heimweh, das wir nicht bezwangen, du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen, du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen, du dunkles Netz, darin sich flüchtend die Gefühle fangen. Du hast dich so unendlich groß begonnen an jenem Tage, da du uns begannst, – und wir sind so gereift in deinen Sonnen, so breit geworden und so tief gepflanzt, daß du in Menschen, Engeln und Madonnen dich ruhend jetzt vollenden kannst. Laß deine Hand am Hang der Himmel ruhn und dulde stumm, was wir dir dunkel tun.
Er ging hinauf unter dem grauen Laubganz grau und aufgelöst im Ölgeländeund legte seine Stirne voller Staubtief in das Staubigsein der heißen Hände. Nach allem dies. Und dieses war der Schluß.Jetzt soll ich gehen, während ich erblinde,und warum willst Du, daß ich sagen muß,Du seist, wenn ich Dich selber nicht mehr finde. Ich finde Dich nicht mehr. Nicht in mir, nein.Nicht in den andern. Nicht in diesem Stein.Ich finde Dich nicht mehr. Ich bin allein. Ich bin allein mit aller Menschen Gram,den ich durch Dich zu lindern unternahm,der Du nicht bist. O namenlose Scham... Später erzählte man, ein Engel kam –. Warum ein Engel? Ach es kam die Nachtund blätterte gleichgültig in den Bäumen.Die Jünger rührten sich in ihren Träumen.Warum ein Engel? Ach es kam die Nacht. Die Nacht, die kam, war keine ungemeine;so gehen hunderte vorbei.Da schlafen Hunde, und da liegen Steine.Ach eine traurige, ach irgendeine,die wartet, bis es wieder Morgen sei. Denn Engel kommen nicht zu solchen Betern,und Nächte werden nicht um solche groß.Die Sich-Verlierenden läßt alles los,und die sind preisgegeben von den Väternund ausgeschlossen aus der Mütter Schoß.
Hab ich ein Recht, zu geben, was ich kann? Darf ich in dieser Tränen Niederschlage dich bleiben heißen. Die durchseufzten Tage heben auf meinem Munde wieder an zwischen dem Lächeln, das, wie du´s beschwörst, doch nicht zu leben wagt. O ich bin bang, daß das nicht recht sein kann. Wir sind im Rang nicht gleich genug für Liebende. Du hörst: wer andres nicht zu geben hat, der muß nicht Geber werden. Ein für alle Mal. Dein Purpur bleibe rein von meinem Ruß und unbeschlagen klar dein Glas-Pokal. Nichts geben will ich; unrecht wäre das. Nur lieben vor mich hin, Geliebter. Laß -.
Wenn die Uhren so nahwie eigene Herzen schlagen,und die Dinge mit zagenStimmen sich fragen:Bist du da? – :Dann bin ich nicht der, der am Morgen erwacht,einen Namen schenkt mir die Nacht,den keiner, den ich am Tage sprach,ohne tiefes Fürchten erführe –Jede Türein mir gibt nach...Und da weiß ich, daß nicht vergeht,keine Geste und kein Gebet(dazu sind die Dinge zu schwer) –meine ganze Kindheit stehtimmer im mich her.Niemals bin ich allein.Viele, die vor mir lebtenund fort von mir strebten,webten,webtenan meinem Sein.Und setz ich mich zu dir herund sage dir leise: Ich litt -hörst du? Wer weiß wer murmelt es mit.
Ich verrinne, ich verrinnewie Sand, der durch Finger rinnt.Ich habe auf einmal so viele Sinne,die alle anders durstig sind.Ich fühle mich an hundert Stellenschwellen und schmerzen.Aber am meisten mitten im Herzen.Ich möchte sterben. Laß mich allein.Ich glaube, es wird mir gelingen,so bange zu sein,daß mir die Pulse zerspringen.
Wir sind die Treibenden.Aber den Schritt der Zeit,nehmt ihn als Kleinigkeitim immer Bleibenden.Alles das Eilendewird schon vorüber sein;denn das Verweilendeerst weiht uns ein.Knaben, o werft den Mutnicht in die Schnelligkeit,nicht in den Flugversuch.Alles ist ausgeruht:Dunkel und Helligkeit,Blume und Buch.
Meine Seele ist vielleicht grad und gut;aber mein Herz, mein verbogenes Blut,alles das, was mir wehe tut,kann sie nicht aufrecht tragen.Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett,sie hängt an meinem scharfen Skelettmit entsetztem Flügelschlagen.Aus meinen Händen wird auch nichts mehr.Wie verkümmert sie sind: sieh her:zähe hüpfen sie, feucht und schwer,wie kleine Kröten nach Regen.Und das Andre an mir istabgetragen und alt und trist;warum zögert Gott, auf den Mistalles das hinzulegen.Ob er mir zürnt für mein Gesichtmit dem mürrischen Munde?Es war ja so oft bereit, ganz lichtund klar zu werden im Grunde;aber nichts kam ihm je so dichtwie die großen Hunde.Und die Hunde haben das nicht.
Tränen, Tränen, die aus mir brechen,Mein Tod, Mohr, Träger meines Herzens, halte mich schräger,daß sie abfließen. Ich will sprechen.Schwarzer, riesiger Herzhalter.Wenn ich auch spräche,glaubst du denn, dass das Schweigen bräche?Wiege mich, Alter.
Wieder duftet der Wald. Es heben die schwebenden Lerchen mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war; zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, – aber nach langen, regnenden Nachmittagen kommen die goldübersonnten neueren Stunden, vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen. Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser über der Steine ruhig dunkelnden Glanz. Alle Geräusche ducken sich ganz in die glänzenden Knospen der Reiser.
Die klare frische Rosenblüte streichelt mein geschlossenes Auge leicht, als legte sie noch tausend kühle Lider, eines auf das andere, über mein heißes Lid. Und tausend Schlummer breitet sie dann über meine Täuschung hin, darunter streif ich selbst umher im Duft des Labyrinths.