Ich danke dir, du tiefe Kraft,Die immer leiser mit mir schafftWie hinter vielen Wänden;Jetzt ward mir erst der Werktag schlichtUnd wie ein heiliges GesichtZu meinen dunbklen Händen.
Ich sprach von dir als von dem sehr Verwandten, zu dem mein Leben hundert Wege weiß, ich nannte dich, den alle Kinder kannten, für den ich dunkel bin und leis. Ich nannte dich den Nächsten meiner Nächte und meiner Abende Verschwiegenheit, und du bist der, in dem ich nicht geirrt, den ich betrat wie ein gewohntes Haus. Jetzt geht dein Wachsen über mich hinaus: Du bist der Werdenste, der wird.
Oft fühl ich in scheuen Schauern,wie tief ich im Leben bin.Die Worte sind nur die Mauern.Dahinter in immer blauernBergen schimmert ihr Sinn.Ich weiß von keinem die Marken,aber ich lausch in sein Land.Hör an den Hängen die Harkenund das Baden der Barkenund die Stille am Strand.
Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewogeund keine Heimat haben in der Zeit.Und das sind Wünsche: leise Dialogetäglicher Stunden mit der Ewigkeit. Und das ist Leben. Bis aus einem Gesterndie einsamste von allen Stunden steigt,die, anders lächelnd als die andern Schwestern,dem Ewigen entgegenschweigt.
Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonungan der Wiesen aufgedecktes Grau.Kleine Wasser ändern die Betonung.Zärtlichkeiten, ungenau,greifen nach der Erde aus dem Raum.Wege gehen weit ins Land und zeigen’s.Unvermutet siehst du seines SteigensAusdruck in dem leeren Baum.
Jetzt reifen schon die roten Berberitzen,alternde Astern atmen schwach im Beet.Wer jetzt nicht reich ist, da der Sommer geht,wird immer warten und sich nie besitzen.Wer jetzt nicht seine Augen schließen kann,gewiß, daß eine Fülle von Gesichtenin ihm nur wartet, bis die Nacht begann,um sich in seinem Dunkel aufzurichten: –der ist vergangen wie ein alter Mann.Dem kommt nichts mehr, dem stößt kein Tag mehr zu,und alles lügt ihn an, was ihm geschieht;auch du, mein Gott. Und wie ein Stein bist du,welcher ihn täglich in die Tiefe zieht.
Denn, Herr, die großen Städte sindverlorene und aufgelöste;wie Flucht vor Flammen ist die größte, –und ist kein Trost, daß er sie tröste,und ihre kleine Zeit verrinnt.Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,in tiefen Zimmern, bange von Gebärde,geängsteter denn eine Erstlingsherde;und draußen wacht und atmet deine Erde,sie aber sind und wissen es nicht mehr.Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,die immer in demselben Schatten sind,und wissen nicht, daß draußen Blumen rufenzu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, – und müssen Kind sein und sind traurig Kind.Da blühen Jungfrauen auf zum Unbekanntenund sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh;das aber ist nicht da, wofür sie brannten,und zitternd schließen sie sich wieder zu.Und haben in verhüllten Hinterzimmerndie Tage der enttäuschten Mutterschaft,der langen Nächte willenloses Wimmernund kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.Und ganz im Dunkel stehn die Sterbebetten,und langsam sehnen sie sich dazu hin;und sterben lange, sterben wie in Kettenund gehen aus wie eine Bettlerin.
Leise von den AlleenErgriffen, rechts und links,Folgend dem WeitergehenIrgendeines Winks,Tritts du mit einem MaleIn das BeisammenseinEiner schattigen WasserschaleMit vier Bänken aus Stein;In eine abgetrennte Zeit, die allein vergeht.Auf feuchte Postamente,Auf denen nichts mehr steht,Hebst du einen tiefenErwartenden Atemzug;Während das silberne TriefenVor dem dunkeln BugDich schon zu den SeinenZählt und weiterspricht.Und du fühlst dich unter Steinen,Die hören, und rührst dich nicht.
Ihr, von denen das Seinleise sein großes Gesichtwegwandte: einvielleicht Seiender sprichtdraußen in der Freiheitlangsam bei Nacht ein Gebet:daß euch die Zeit vergeht;denn ihr habt Zeit.Wenn es euch jetzt gedenkt,greift euch zärtlich durchs Haar:alles ist weggeschenkt,alles was war.O daß ihr stille bliebt,wenn euch das Herz verjährt;daß keine Mutter erfährt,daß es das giebt.Oben hob sich der Mond,wo sich die Zweige entzwein,und wie von euch bewohntbleibt er allein.
Lehnen im Abendgarten beide,Lauschen lange nach irgendwo.»Du hast Hände wie weiße Seide ...«Und da staunt sie: »Du sagst das so ...«Etwas ist in den Garten getreten,Und das Gitter hat nicht geknarrt,Und die Rosen in allen BeetenBeben von seiner Gegenwart.