Mich rührt so sehrböhmischen Volkes Weise,schleicht sie ins Herz sich leise,macht sie es schwer. Wenn ein Kind sachtsingt beim Kartoffeljäten,klingt dir sein Lied im spätenTraum noch der Nacht.Magst du auch seinweit über Land gefahren,fällt es dir doch nach Jahrenstets wieder ein.
Die Vögel jubeln – lichtgeweckt –,die blauen Weiten füllt der Schall aus;im Kaiserpark das alte Ballhausist ganz mit Blüten überdeckt.Die Sonne schreibt sich hoffnungsvollins junge Gras mit großen Lettern.Nur dorten unter welken Blätternseufzt traurig noch ein Steinapoll.Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanzhinweg das gelbe Blattgerankeund legt um seine Stirn, die blanke,den blauenden Syringenkranz.
Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß,wilder wie Ströme die schäumen,wilder wie Sturm in den Bäumen.Und leise läßt sie die Stunden losund schenkt ihre Seele den Träumen.
Ob auch die Stunden uns wieder entfernen ...wir sind immer zusammen im Traum,wie unter einem aufblühendem Baum.Wir werden die Worte, die laut sind, verlernenund von uns reden wie Sterne von Sternen.Alle lauten Worte verlernen,wie unter einem aufblühenden Baum.
Ach, wie ihr heimlich vergeht!Wer hat es verstanden,daß ihr den Nachen gedrehtohne zu landen?Keiner erfaßt es. Wo singtrühmend ein Mund?Alles vertaucht und ertrinkt,drängt sich am Grund.Drüberhin treibt uns der Schwung,wie das Gefäll ihn leiht ...Nichtmal zur Spiegelungbleibt uns Zeit
Ich verrinne, ich verrinnewie Sand, der durch Finger rinnt.Ich habe auf einmal so viele Sinne,die alle anders durstig sind.Ich fühle mich an hundert Stellenschwellen und schmerzen.Aber am meisten mitten im Herzen.Ich möchte sterben. Laß mich allein.Ich glaube, es wird mir gelingen,so bange zu sein,daß mir die Pulse zerspringen.
Uraltes Wehn vom Meer,Meerwind bei Nacht:du kommst zu keinem her;wenn einer wacht,so muß er sehn, wie erdich übersteht:uraltes Wehn vom Meer,welches wehtnur wie für Ur-Gestein,lauter Raumreißend von weit herein…O wie fühlt dich eintreibender Feigenbaumoben im Mondschein.
Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,und ohne Füße kann ich zu dir gehn,und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.Brich mir die Arme ab, ich fasse dich mitmeinem Herzen wie mit einer Hand,halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,und wirfst Du in mein Hirn den Brand,so werd ich dich auf meinem Blute tragen.
Gott, wie begreif ich deine Stunde,als du, daß sie im Raum sich runde,die Stimme vor dich hingestellt;dir war das Nichts wie eine Wunde,da kühltest du sie mit der Welt.Jetzt heilt es leise unter uns.Denn die Vergangenheiten trankendie vielen Fieber aus dem Kranken,w i r fühlen schon in sanftem Schwankenden ruhigen Puls des Hintergrunds.Wir liegen lindernd auf dem Nichtsund wir verhüllen alle Risse;du aber wächst ins Ungewisseim Schatten deines Angesichts.
Mein Vater war ein verbannter König von überm Meer. Ihm kam einmal ein Gesandter: sein Mantel war ein Panther, und sein Schwert war schwer. Mein Vater war wie immer ohne Helm und Hermelin; es dunkelte das Zimmer wie immer arm um ihn. Es zitterten seine Hände und waren blaß und leer, - in bilderlose Wände blicklos schaute er. Die Mutter ging im Garten und wandelte weiß im Grün, und wollte den Wind erwarten vor dem Abendglühn. Ich träumte, sie würde mich rufen, aber sie ging allein, - ließ mich vom Rande der Stufen horchen verhallenden Hufen und ins Haus hinein: Vater! Der fremde Gesandte...? Der reitet wieder im Wind... Was wollte der? Er erkannte dein blondes Haar, mein Kind. Vater! Wie war er gekleidet! Wie der Mantel von ihm floß! Geschmiedet und geschmeidet war Schulter, Brust und Roß. Er war eine Stimme im Stahle, er war ein Mann aus Nacht, - aber er hat eine schmale Krone mitgebracht. Sie klang bei jedem Schritte an sein sehr schweres Schwert, die Perle in ihrer Mitte ist viele Leben wert. Vom zornigen Ergreifen verbogen ist der Reifen, der oft gefallen war: es ist eine Kinderkrone, - denn Könige sind ohne; - gieb sie meinem Haar! Ich will sie manchmal tragen in Nächten, blaß vor Scham. Und will dir, Vater, sagen, woher der Gesandte kam. Was dort die Dinge gelten, ob steinern steht die Stadt, oder ob man in Zelten mich erwartet hat. Mein Vater war ein Gekränkter und kannte nur wenig Ruh. Er hörte mir mit verhängter Stirne nächtelang zu. Mir lag im Haar der Ring. Und ich sprach ganz nahe und sachte, daß die Mutter nicht erwachte, - die an dasselbe dachte, wenn sie, ganz weiß gelassen, vor abendlichen Massen durch dunkle Garten ging. So wurden wir verträumte Geiger, die leise aus den Türen treten, um auszuschauen, eh sie beten, ob nicht ein Nachbar sie belauscht. Die erst, wenn alle sich zerstreuten, hinter dem letzten Abendläuten, die Lieder spielen, hinter denen (wie Wald im Wind hinter Fontänen) der dunkle Geigenkasten rauscht. Denn dann nur sind die Stimmen gut, wenn Schweigsamkeiten sie begleiten, wenn hinter dem Gespräch der Saiten Geräusche bleiben wie von Blut; und bang und sinnlos sind die Zeiten, wenn hinter ihren Eitelkeiten nicht etwas waltet, welches ruht. Geduld: es kreist der leise Zeiger, und was verheißen ward, wird sein: Wir sind die Flüstrer vor dem Schweiger, wir sind die Wiesen vor dem Hain; in ihnen geht noch dunkles Summen - (viel Stimmen sind und doch kein Chor) und sie bereiten auf die stummen tiefen heiligen Haine vor...