Unstete Waage des Lebensimmer schwankend, wie seltenwagt ein geschicktes Gewichtanzusagen die immerfort andreLast gegenüber.Drüben, die ruhige Waage des Todes.Raum auf den beidenverschwisterten Schalen.Gleichviel Raum. Und daneben,ungebraucht,alle Gewichte des Gleichmuts,glänzen, geordnet.
Unsere Träume sind Marmorhermen, die wir in unsere Tempel stellen, und sie mit unseren Kränzen erhellen und sie mit unseren Wünschen erwärmen. Unsere Worte sind goldene Büsten, die wir in unsere Tage tragen, – die lebendigen Götter ragen in der Kühle anderer Küsten. Wir sind immer in Einem Ermatten, ob wir rüstig sind oder ruhn, aber wir haben strahlende Schatten, welche die ewigen Gesten tun.
Ich sprach von dir als von dem sehr Verwandten, zu dem mein Leben hundert Wege weiß, ich nannte dich, den alle Kinder kannten, für den ich dunkel bin und leis. Ich nannte dich den Nächsten meiner Nächte und meiner Abende Verschwiegenheit, und du bist der, in dem ich nicht geirrt, den ich betrat wie ein gewohntes Haus. Jetzt geht dein Wachsen über mich hinaus: Du bist der Werdenste, der wird.
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,Und auf den Fluren laß die Winde los.Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;gib ihnen noch zwei südlichere Tage,dränge sie zur Vollendung hin und jagedie letzte Süße in den schweren Wein.Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,wird wachen, lesen, lange Briefe schreibenund wird in den Alleen hin und herunruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Masken! Masken! Daß man Eros blende.Wer erträgt sein strahlendes Gesicht,Wenn er wie die SommersonnenwendeFrühlingliches Vorspiel unterbricht.Wie es unversehens im GeplauderAnders wird und ernsthaft… Etwas schrie…Und er wirft den namenlosen SchauderWie ein Tempelinnres über sie.O verloren, plötzlich, o verloren!Göttliche umarmen schnell.Leben wand sich, Schicksal ward geboren.Und im Innern weint ein Quell.
Nächtens will ich mit dem Engel reden,ob er meine Augen anerkennt.Wenn er plötzlich fragt: Schaust du Eden?Und ich müßte sagen: Eden brennt.Meinen Mund will ich zu ihm erheben,hart wie einer, welcher nicht begehrt.Und der Engel spräche: Ahnst du Leben?Und ich müßte sagen: Leben zehrt.Wenn er jene Freude in mir fände,die in seinem Geiste ewig wird, –und er hübe sie in seine Hände,und ich müßte sagen: Freude irrt.
I.Und wie mag die Liebe dir kommen sein?Kam sie wie ein Sonnen-, ein Blütenschein,kam sie wie ein Beten? – Erzähle: Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich losund hing mit gefalteten Schwingen großan meiner blühenden Seele.... II.Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, –mir bangte fast vor seiner schweren Pracht...Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmentief in der Nacht. Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, –ich hatte grad im Traum an dich gedacht.Du kamst, und leis wie eine Märchenweiseerklang die Nacht....
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln sind diese Blätter, trocken, stumpf und rau, hinter den Blütendolden,die ein Blau nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln. Sie spiegeln es verweint und ungenau, als wollten sie es wiederum verlieren, und wie in alten blauen Briefpapieren ist Gelb in ihnen, Violett und Grau. Verwaschnes wie an einer Kinderschürze, Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht: wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze. Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuern in einer von den Dolden, und man sieht ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Wir sind ganz angstallein,haben nur aneinander Halt,jedes Wort wird wie ein Waldvor unserm Wandern sein.Unser Wille ist nur der Wind,der uns drängt und dreht;weil wir selber die Sehnsucht sind,die in Blüten steht.
Nein, ich vergesse dich nicht,was ich auch werde,liebliches zeitiges Licht,Erstling der Erde.Alles, was du versprachst,hat sie gehalten,seit du das Herz mir erbrachstohne Gewalten.Flüchtisgte frühste Figur,die ich gewahrte:nur weil ich Stärke erfuhr,rühm ich das Zarte.