Ich möchte einer werden so wie die,die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haarenin ihres Jagens großem Winde wehn.Vorn möcht´ ich stehen wie in einem Kahne,groß und wie eine Fahne aufgerollt.Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,der unruhig glänzt. Und hinter mir gereihtzehn Männer aus derselben Dunkelheitmit Helmen, die wie meiner unstet sind,bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.Und einer steht bei mir und bläst uns Raummit der Trompete, welche blitzt und schreit,und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,durch die wir rasen wie ein rascher Traum:die Häuser fallen hinter uns ins Knie,die Gassen biegen sich uns schief entgegen,die Plätze weichen aus: wir fassen sie,und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.
O Lächeln, erstes Lächeln, unser Lächeln.Wie war das Eines: Duft der Linden atmen,Parkstille hören –, plötzlich in einanderaufschaun und staunen bis heran ans Lächeln.In diesem Lächeln war ErinnerungAn einen Hasen, der da eben drübenIm Rasen spielte; dieses war die KindheitDes Lächelns. Ernster schon war ihm des SchwanesBewegung eingegeben, den wir späterDen Weiher teilen sahen in zwei HälftenLautlosen Abends. – Und der Wipfel RänderGegen den reinen, freien, ganz schon künftig nächtigen Himmel hatten diesem LächelnRänder gezogen gegen die entzückteZukunft im Antlitz.
Im welken Walde ist ein Vogelruf,Der sinnlos scheint in diesem welken Walde.Und dennoch ruht der runde VogelrufIn dieser Weile, die ihn schuf,Breit wie ein Himmel auf dem welken Walde.Gefügig räumt sich alles in den Schrei.Das ganze Land scheint lautlos drin zu liegen,Der große Wind scheint sich hineinzuschmiegen,Und die Minute, welche weiter will,Ist bleich und still, als ob sie Dinge wüßte,An denen jeder sterben müßte,Aus ihm herausgestiegen.
Es gibt so wunderweiße Nächte,drin alle Dinge Silber sind.Da schimmert mancher Stern so lind,als ob er fromme Hirten brächtezu einem neuen Jesuskind.Weit wie mit dichtem Demantstaubebestreut, erscheinen Flur und Flut,und in die Herzen, traumgemut,steigt ein kapellenloser Glaube,der leise seine Wunder tut.
Meine Stube und diese Weite,wach über nachbetendem Land, –ist Eines. Ich bin eine Saite,über rauschende breiteResonanzen gespannt.Die Dinge sind Geigenleiber,von murrendem Dunkel voll;drin träumt das Weinen der Weiber,drin rührt sich im Schlafe der Grollganzer Geschlechter...Ich sollsilbern erzittern: dann wirdAlles unter mir leben,und was in den Dingen irrt,wird nach dem Lichte streben,das von meinem tanzenden Tone,um welchen der Himmel wellt,durch schmale, schmachtende Spaltenin die altenAbgründe ohneEnde fällt
Sieh, wie sie zu einander erwachsen:in ihren Adern wird alles Geist.Ihre Gestalten beben wie Achsen,um die es heiß und hinreißend kreist.Dürstende, und sie bekommen zu trinken,Wache und sieh: sie bekommen zu sehn,Lass sie ineinander sinken,um einander zu überstehn.
Nein, ich vergesse dich nicht,was ich auch werde,liebliches zeitiges Licht,Erstling der Erde.Alles, was du versprachst,hat sie gehalten,seit du das Herz mir erbrachstohne Gewalten.Flüchtisgte frühste Figur,die ich gewahrte:nur weil ich Stärke erfuhr,rühm ich das Zarte.
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht Sich eine kleine Weile der Bestand Von bunten Pferden, alle aus dem Land, Das lange zögert, eh es untergeht. Zwar manche sind an Wagen angespannt, Doch alle haben Mut in ihren Mienen; Ein böser roter Löwe geht mit ihnen Und dann und wann ein weißer Elefant. Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald, Nur daß er einen Sattel trägt und drüber Ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt. Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge Und hält sich mit der kleinen heißen Hand, Dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge. Und dann und wann ein weißer Elefant. Und auf den Pferden kommen sie vorüber, Auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge Fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge Schauen sie auf, irgendwohin, herüber - Und dann und wann ein weißer Elefant. Und das geht hin und eilt sich, daß es endet, Und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel. Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet, Ein kleines kaum begonnenes Profil. Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet, Ein seliges, das blendet und verschwendet An dieses atemlose blinde Spiel ...
Jetzt gehn die Lüfte manchesmal als trügensie unsichtbar ein Schweres welches schwankt.Wir aber müssen uns mit dem begnügenwas sichtbar ist. So sehr es uns verlangthinauszugreifen über Tag und Daseinin jenes Wehen voller Wiederkehr.Wie kann ein Fernes so unendlich nah seinund doch nicht näher kommen? Nicht bis her?Das war schon einmal so. Nur damals wares nicht ein zögerndes im Wind gelöstesVorfrühlingsglück. Vielleicht kann Allergrößtesnicht näher bei uns sein, so wächst das Jahr.So wächst die Seele, wenn die Jahreszeitder Seele steigt. Das alles sind nicht wir.Von Fernem hingerissen sind wir hierund auferzogen und zerstört von weit.
Die Nacht wächst wie eine schwarze Stadt,wo nach stummen Gesetzensich die Gassen mit Gassen vernetzenund sich Plätze fügen zu Plätzen,und die bald an die tausend Türme hat.Aber die Häuser der schwarzen Stadt, –du weißt nicht, wer darin siedelt.In ihrer Gärten schweigendem Glanzreihen sich reigende Träume zum Tanz, –und du weißt nicht, wer ihnen fiedelt...