Und du wartest, erwartest das Eine,das dein Leben unendlich vermehrt;das Mächtige, Ungemeine,das Erwachen der Steine,Tiefen, dir zugekehrt.Es dämmern im Bücherständerdie Bände in Gold und Braun;und du denkst an durchfahrene Länder,an Bilder, an die Gewänderwiederverlorener Fraun.Und da weißt du auf einmal: das war es.Du erhebst dich, und vor dir stehteines vergangenen JahresAngst und Gestalt und Gebet.
Es treibt der Wind im Winterwalde der Flockenherde wie ein Hirt, und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus, den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin - bereit, und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Heiligkeit.
Giebt es wirklich die Zeit, die zerstörende?Wann, auf dem ruhenden Berg, zerbricht sie die Burg?Dieses Herz, das unendlich den Göttern gehörende,wann vergewaltigts der Demiurg?Sind wir wirklich so ängstlich Zerbrechende,wie das Schicksal uns wahr machen will?Ist die Kindheit, die tiefe, versprechliche,in den Wurzeln – später – still?Ach das Gespenst des Vergänglichen,durch den arglos Empfänglichengeht es, als wär es ein Rauch.Als die, die wir sind, als die Treibenden,gelten wir doch bei bleibendenKräften als göttlicher Brauch.
Das waren Tage Michelangelo´s,von denen ich in fremden Büchern las.Das war der Mann, der über einem Maß,gigantengroß,die Unermeßlichkeit vergaß.Das war der Mann, der immer wiederkehrt,wenn eine Zeit noch einmal ihren Wert,da sie sich enden will, zusammenfaßt.Da hebt noch einer ihre ganze Lastund wirft sie in den Abgrund seiner Brust.Die vor ihm hatten Leid und Lust;er aber fühlt nur noch des Lebens Masseund daß er Alles wie ein Ding umfasse, –nur Gott bleibt über seinen Willen weit:da liebt er ihn mit seinem hohen Hassefür diese Unerreichbarkeit.
Ich möchte einer werden so wie die,die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haarenin ihres Jagens großem Winde wehn.Vorn möcht´ ich stehen wie in einem Kahne,groß und wie eine Fahne aufgerollt.Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,der unruhig glänzt. Und hinter mir gereihtzehn Männer aus derselben Dunkelheitmit Helmen, die wie meiner unstet sind,bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.Und einer steht bei mir und bläst uns Raummit der Trompete, welche blitzt und schreit,und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,durch die wir rasen wie ein rascher Traum:die Häuser fallen hinter uns ins Knie,die Gassen biegen sich uns schief entgegen,die Plätze weichen aus: wir fassen sie,und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.
Alle, welche dich suchen,versuchen dich.Ich aber will dich begreifen,wie dich die Erde begreift -Ich will von dir keine Eitelkeit,die dich beweist.Ich weiß, daß die Zeitanders heißtals du.Tu mir kein Wunder zulieb,gib deinen Gesetzen recht,die von Geschlecht zu Geschlechtsichtbar sind.
Nächtens will ich mit dem Engel reden,ob er meine Augen anerkennt.Wenn er plötzlich fragt: Schaust du Eden?Und ich müßte sagen: Eden brennt.Meinen Mund will ich zu ihm erheben,hart wie einer, welcher nicht begehrt.Und der Engel spräche: Ahnst du Leben?Und ich müßte sagen: Leben zehrt.Wenn er jene Freude in mir fände,die in seinem Geiste ewig wird, –und er hübe sie in seine Hände,und ich müßte sagen: Freude irrt.
Der Tag entschlummert leise, –ich walle menschenfern…Wach sind im weiten Kreiseich – und ein bleicher Stern.Sein Auge lichtdurchwobenruht flimmernt hell auf mir,er scheint am Himmel drobenso einsam, wie ich hier…
Komm du, du letzter, den ich anerkenne,heilloser Schmerz im leiblichen Geweb:wie ich im Geiste brannte, sieh, ich brennein dir; das Holz hat lange widerstrebt,der Flamme, die du loderst, zuzustimmen,nun aber nähr ich dich und brenn in dir.Mein hiesig Mildsein wird in deinem Grimmenein Grimm der Hölle nicht von hier.Ganz rein, ganz planlos frei von Zukunft stiegich auf des Leidens wirren Scheiterhaufen,so sicher nirgend Künftiges zu kaufenum dieses Herz, darin der Vorrat schwieg.Bin ich es noch, der da unerkenntlich brennt?Erinnerungen reiß ich nicht herein.O Leben, Leben: Draußensein.Und ich in Lohe. Niemand, der mich kennt…
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesichtwegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,das nur das schnelle Wenden voller Seitenmanchmal gewaltsam unterbricht?Selbst seine Mutter wäre nicht gewiß,ob er es ist, der da mit seinem SchattenGetränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, biser mühsam aufsah: alles auf sich hebend,was unten in dem Buche sich verhielt,mit Augen, welche statt zu nehmen, gebendanstießen an die fertig-volle Welt:wie stille Kinder, die allein gespielt,auf einmal das Vorhandene erfahren;doch seine Züge, die geordnet waren,blieben für immer umgestellt.