Und wir werden zusammen schweigen –und ich werde mein Haupt an dich legen –und du wirst dein Haupt auf mich neigen –und ich werde den Nacken bewegenund deinen Lippen entgegenstrebenund Lebenvon ihnen trinkenund ihnen spenden –und wieder zurück dann sinkenund Brust nur und Wimper noch regen –und dann werden wir wieder zusammen schweigen –um dann aber das Schweigen zu enden –und aber zu enden in Schweigen –in ewigen Wenden.
Palmström ist nervös geworden;drum schläft er jetzt nach Norden.Denn nach Osten, Westen, Südenschlafen, heißt das Herz ermüden.(Wenn man nämlich in Europenlebt, nicht südlich in den Tropen.)Solches steht bei den Gelehrten,die auch Dickens schon bekehrten -und erklärt sich aus dem stetenMagnetismus des Planeten.Palmström also heilt sich örtlich,nimmt sein Bett und stellt es nördlich.Und im Traum, in einigen Fällen,hört er den Polarfuchs bellen.West-östlichAls er dies v. Korf erzählt,fühlt sich dieser leicht gequält;denn für ihn ist Selbstverstehung,daß man mit der Erdumdrehungschlafen müsse, mit den Pfostenseines Körpers strikt nach Osten.Und so scherzt erkaustisch-köstlich:„Nein, mein Diwanbleibt - west-östlich!“
Germanen sieht man wenig an,Der Germanist ist heut´ der Mann;Wir andern können nur radebrechen,Er weiß alleinzig ›deutsch‹ zu sprechen.Und ob er auch nicht fähig ist,Ein armes Wörtlein selbst zu zeugen –(Der Germanist, mein Germanist)Er weiß, daß nichts so wonnig istAls – Schaffende zu beugen.
Wie tief die Wipfel heut erschauern! Wie Schicksal greift es in mein Herz und überwältigt mich, zu trauern, und reift zu altem neuen Schmerz. Schwermütige Gemälde steigen zu klagender Musik empor, und wie sie Jahr um Jahr mir zeigen, erkenn ich, was ich schon verlor. Zuletzt in mich zurückgetrieben – was bleibt mir nun? wem darf ich traun? Wer wird mein stilles Tagwerk lieben? Was bürgt mir, nicht umsonst zu baun? ... Wie tief die Wipfel heut erschauern! Wie Schicksal greift es in mein Herz und überwältigt mich, zu trauern, und reift zu altem neuen Schmerz.
Im Süden war´s. Zur Nachtzeit. Eine Gasse. Ich trat aus deinem Haus und schloß das Tor und wandte noch einmal den Blick empor: da flog ein Zweig aus deinem Dachgelasse und fiel aufs Pflaster, – daß ich rasch mich bückte und deinen Hauch noch warm vom Munde nahm der schweren Rosen, deren Gruß den Gram der kurzen Trennung duftend überbrückte.
In deine Flamme schau ich, Kerzenlicht,die wie ein Schwert die Finsternis durchbohrt.Hab Dank, du schonest auch den Schatten nicht,der meinen schlafgemiednen Sinn umflort.Ich nähre mich an deiner ruhigen Kraft,du Bild der Seele, die das Dunkel trenntund ihres Leibes erdenschweren Schaftgleich einer Fackel in den Raum verbrennt.
Palmström kann nicht ohne Postleben: Sie ist seiner Tage Kost. Täglich dreimal ist er ganzSpannung. Täglich ist´s der gleiche Tanz: Selten hört er einen Briefplumpen in den Kasten breit und tief. Düster schilt er auf den Mann,welcher, wie man weiß, nichts dafür kann. Endlich kommt er drauf zurück,auf das: »Warenhaus für Kleines Glück.« Und bestellt dort, frisch vom Rost(quasi): ein Quartal - »Gemischte Post!« Und nun kommt von früh bis spätPost von aller Art und Qualität. Jedermann teilt sich ihm mit,brieflich, denkt an ihn auf Schritt und Tritt. Palmström sieht sich in die Weltplötzlich überall hineingestellt . . . Und ihm wird schon wirr und weh . . .Doch es ist ja nur das - »W. K. G.«
Durch Wipfel, die, wie Schatten von Gedanken,Stumm und nebelhaftAm wasserhellen Himmel graun,Von SternensaatWie von demantner Prismen StrahlenbruchDurchblitzt, –Erahnen meine Sinne sichHoch über winterlicher ErdennachtEin ewiges Tagreich nächteloser Sonnen.
Zwei Tannenwurzeln groß und altunterhalten sich im Wald.Was droben in den Wipfeln rauscht,das wird hier unten ausgetauscht.Ein altes Eichhorn sitzt dabeiund strickt wohl Strümpfe für die zwei.Die eine sagt: knig. Die andre sagt: knag.Das ist genug für einen Tag.
Auf seinen Nasen schreiteteinher das Nasobêm,von seinem Kind begleitet.Es steht noch nicht im Brehm.Es steht noch nicht im Meyer.Und auch im Brockhaus nicht.Es trat aus meiner Leyerzum ersten Mal ans Licht.Auf seinen Nasen schreitet(wie schon gesagt) seitdem,von seinem Kind begleitet,einher das Nasobêm.