Palmström legt des Nachts sein Chronometer,um sein lästig Ticken nicht zu hören,in ein Glas mit Opium oder Äther.Morgens ist die Uhr dann ganz »runter«.Ihren Geist von neuem zu beschwören,wäscht er sie mit schwarzem Mokka munter.
Brenne durstig himmelan!Brenne stumm hinab! Doch – brenne!Daß dein Los von dem sich trenne,Der sich nicht verschwenden – kann.Laß ihm seine Angst und Not!Du verstehe nur den – Tod.
In meinen Tränen halt ich dich gefangen,als wie in einem Spiegel, der zu Perlenzerrann – doch jede Perle Spiegel noch.Im Spiegel meines Auges wohntest du.Der Spiegel brach. Doch jede seiner Perlen,als die er hintropft, – spiegelt noch dein Bild.
Nun wollen wir uns still die Hände gebenund vorwärts gehen, fromm, fast ohne Zagen,und dieses größte Lebenswagnis wagen:Zwei miteinander ganz verschlungne Leben. Und wollen unermüdlich weiter webenan den für uns nun völlig neuen Tagenund jeden Abend, jeden Morgen fragen,ob wir auch ganz Ein Ringen und Ein Streben. Auch ganz ein unersättlich Langen, Dürsten,im Maß des Körperlichen, das uns eigen,uns immer geistiger emporzufürsten:Daß wir wie Eines Pfeiles Schaft am Schlusse,ineinsverflochten und in Einem Schusse,ein neues Reich höhrer Geburt ersteigen.
Wer einmal freivom großen Wahnins leere Augder Sphinx geblickt,vergißt den Ernstdes Irdischenaus Überernstund lächelt nur.Ein Spiel bedünktihn nun die Welt,ein Spiel er selbstund all sein Tun.Wohl läßt er´s nichtund spielt es fortund treibt es zartund klug und kühn –doch lüftet ihrdie Maske ihm:er blickt euch anund lächelt nur.Wer einmal freivom großen Wahnins leere Augder Sphinx geblickt,verachtet stummder Erde Weh,der Erde Lust,und lächelt nur.
Die blätterlosen Pappeln stehn so fein,so schlank, so herb am abendfahlen Zelt.Die Amseln jubeln wild und bergquellrein,und wunderlich in Ahnung ruht die Welt. Gespenstische Gewölke, schwer und feucht,zerschatten den noch ungesternten Raumund Übergraun, im sinkenden Geleucht.Gebirg und Grund, ein krauser, trunkner Traum.
Palmström kann nicht ohne Postleben: Sie ist seiner Tage Kost. Täglich dreimal ist er ganzSpannung. Täglich ist´s der gleiche Tanz: Selten hört er einen Briefplumpen in den Kasten breit und tief. Düster schilt er auf den Mann,welcher, wie man weiß, nichts dafür kann. Endlich kommt er drauf zurück,auf das: »Warenhaus für Kleines Glück.« Und bestellt dort, frisch vom Rost(quasi): ein Quartal - »Gemischte Post!« Und nun kommt von früh bis spätPost von aller Art und Qualität. Jedermann teilt sich ihm mit,brieflich, denkt an ihn auf Schritt und Tritt. Palmström sieht sich in die Weltplötzlich überall hineingestellt . . . Und ihm wird schon wirr und weh . . .Doch es ist ja nur das - »W. K. G.«
Zwei Kirchturmuhren schlagen hintereinander,weil sie sonst widereinander schlagen müßten.Sie vertragen sich wie zwei wahre Christen.Es wäre dementsprechend zu fragen:warum nicht auch die Völkerhintereinander statt widereinander schlagen.Sie könnten doch wirklich ihren Zornauslassen, das eine hinten, das andre vorn.Aber freilich: Kleine Beispiele von Vernunftänderten noch nie etwas am großen Narreteispiele der Zunft.
Korf erfindet eine Tagnachtlampe,die, sobald sie angedreht,selbst den hellsten Tagin Nacht verwandelt. Als er sie vor des Kongresses Rampedemonstriert, vermagniemand, der sein Fach versteht,zu verkennen, daß es sich hier handelt - (Finster wird´s am hellerlichten Tag,und ein Beifallssturm das Haus durchweht.)(Und man ruft dem Diener Mampe:"Licht anzünden!") - daß es sich hier handelt um das Faktum: daß gedachte Lampe,in der Tat, wenn angedreht,selbst den hellsten Tagin Nacht verwandelt.
Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eisund träumte von Liebe und Freude.Es war an dem Stadtwall und schneeweißglänzten die Stadtwallgebäude.Der Seufzer dacht an ein Maideleinund blieb erglühend stehen.Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein -und er sank und ward nie mehr gesehen.