Sieh, wie sie zu einander erwachsen:in ihren Adern wird alles Geist.Ihre Gestalten beben wie Achsen,um die es heiß und hinreißend kreist.Dürstende, und sie bekommen zu trinken,Wache und sieh: sie bekommen zu sehn,Lass sie ineinander sinken,um einander zu überstehn.
Da oben wird das Bild von einer Weltaus Blicken immerfort erneut und gilt.Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding und stelltsich neben ihn, wenn er durch dieses Bildsich drängt, ganz unten, anders, wie er ist;nicht ausgestoßen und nicht eingereiht,und wie im Zweifel seine Wirklichkeitweggebend an das Bild, das er vergißt,um dennoch immer wieder sein Gesichthineinzuhalten, fast mit einem Flehen,beinah begreifend, nah am Einverstehen und doch verzichtend: denn er wäre nicht.
Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,hinüberglitt zu unbekannten Schatten,und als er fühlte, daß sie drüben nunwie einen Mond ihr Mädchenlächeln hattenund ihre Weise wohlzutun:Da wurde ihm die Toten so bekannt,als wäre er durch sie mit einem jedenganz nah verwandt; er ließ die andern redenund glaube nicht und nannte jenes Landdas gutgelegene, das immersüße -und tastete es ab für ihre Füße.
Das waren Tage Michelangelo´s,von denen ich in fremden Büchern las.Das war der Mann, der über einem Maß,gigantengroß,die Unermeßlichkeit vergaß.Das war der Mann, der immer wiederkehrt,wenn eine Zeit noch einmal ihren Wert,da sie sich enden will, zusammenfaßt.Da hebt noch einer ihre ganze Lastund wirft sie in den Abgrund seiner Brust.Die vor ihm hatten Leid und Lust;er aber fühlt nur noch des Lebens Masseund daß er Alles wie ein Ding umfasse, –nur Gott bleibt über seinen Willen weit:da liebt er ihn mit seinem hohen Hassefür diese Unerreichbarkeit.
Der König ist sechzehn Jahre alt.Sechzehn Jahre und schon der Staat. Er schaut, wie aus einem Hinterhalt,Vorbei an den Greisen vom Rat In den Saal hinein und irgendwohinUnd fühlt vielleicht nur dies:An dem schmalen langen harten KinnDie kalte Kette vom Vlies.Das Todesurteil vor ihm bleibtLang ohne Namenszug.Und sie denken: Wie er sich quält.Sie wüßten, kennten sie ihn genug,Daß er nur langsam bis siebzig zählt,Eh´ er es unterschreibt.
In einem fremden Park(Borgeby-Gård)Zwei Wege sinds. Sie führen keinen hin. Doch manchmal, in Gedanken, läßt der eine dich weitergehn. Es ist, als gingst du fehl; aber auf einmal bist du im Rondel alleingelassen wieder mit dem Steine und wieder auf ihm lesend: Freiherrin Brite Sophie – und wieder mit dem Finger abfühlend die zerfallne Jahreszahl -, warum wird dieses Finden nicht geringer?Was zögerst du ganz wie zum ersten Mal erwartungsvoll auf diesem Ulmenplatz, der feucht und dunkel ist und nie betreten?Und was verlockt dich für ein Gegensatz, etwas zu suchen in den sonnigen Beeten, als wärs der Name eines Rosenstocks?Was stehst du oft? Was hören deine Ohren? Und warum siehst du schließlich, wie verloren, die Falter flimmern um den hohen Phlox.
Unstete Waage des Lebensimmer schwankend, wie seltenwagt ein geschicktes Gewichtanzusagen die immerfort andreLast gegenüber.Drüben, die ruhige Waage des Todes.Raum auf den beidenverschwisterten Schalen.Gleichviel Raum. Und daneben,ungebraucht,alle Gewichte des Gleichmuts,glänzen, geordnet.
Tränen, Tränen, die aus mir brechen,Mein Tod, Mohr, Träger meines Herzens, halte mich schräger,daß sie abfließen. Ich will sprechen.Schwarzer, riesiger Herzhalter.Wenn ich auch spräche,glaubst du denn, dass das Schweigen bräche?Wiege mich, Alter.
Die falben Felder schlafen schon,mein Herz nur wacht allein;der Abend refft im Hafen schonsein rotes Segel ein.Traumselige Vigilie!Jetzt wallt die Nacht durchs Land;der Mond, die weiße Lilieblüht auf in ihrer Hand.
Jetzt gehn die Lüfte manchesmal als trügensie unsichtbar ein Schweres welches schwankt.Wir aber müssen uns mit dem begnügenwas sichtbar ist. So sehr es uns verlangthinauszugreifen über Tag und Daseinin jenes Wehen voller Wiederkehr.Wie kann ein Fernes so unendlich nah seinund doch nicht näher kommen? Nicht bis her?Das war schon einmal so. Nur damals wares nicht ein zögerndes im Wind gelöstesVorfrühlingsglück. Vielleicht kann Allergrößtesnicht näher bei uns sein, so wächst das Jahr.So wächst die Seele, wenn die Jahreszeitder Seele steigt. Das alles sind nicht wir.Von Fernem hingerissen sind wir hierund auferzogen und zerstört von weit.