Mein Leben ist nicht diese steile Stunde, darin du mich so eilen siehst. Ich bin ein Baum vor meinem Hintergrunde, ich bin nur einer meiner vielen Munde und jener, welcher sich am frühsten schließt. Ich bin die Ruhe zwischen zweien Tönen, die sich nur schlecht aneinander gewöhnen: denn der Ton Tod will sich erhöhn – Aber im dunklen Intervall versöhnen sich beide zitternd. Und das Lied bleibt schön.
Schon, horch, hörst du der ersten HarkenArbeit; wieder den menschlichen Taktin der verhaltenen Stille der starkenVorfrühlingserde. Unabgeschmacktscheint dir das Kommende. Jenes so oftdir schon Gekommene scheint dir zu kommenwieder wie Neues. Immer erhofft,nahmst du es niemals. Es hat dich genommen.Selbst die Blätter durchwinterter Eichenscheinen im Abend ein künftiges Braun.Manchmal geben sich Lüfte ein Zeichen.Schwarz sind die Sträucher. Doch Haufen von DüngerLagern als satteres Schwarz in den Aun.Jede Stunde, die hingeht, wird jünger.
Wir sind ganz angstallein,haben nur aneinander Halt,jedes Wort wird wie ein Waldvor unserm Wandern sein.Unser Wille ist nur der Wind,der uns drängt und dreht;weil wir selber die Sehnsucht sind,die in Blüten steht.
Meine Stube und diese Weite,wach über nachbetendem Land, –ist Eines. Ich bin eine Saite,über rauschende breiteResonanzen gespannt.Die Dinge sind Geigenleiber,von murrendem Dunkel voll;drin träumt das Weinen der Weiber,drin rührt sich im Schlafe der Grollganzer Geschlechter...Ich sollsilbern erzittern: dann wirdAlles unter mir leben,und was in den Dingen irrt,wird nach dem Lichte streben,das von meinem tanzenden Tone,um welchen der Himmel wellt,durch schmale, schmachtende Spaltenin die altenAbgründe ohneEnde fällt
Die klare frische Rosenblüte streichelt mein geschlossenes Auge leicht, als legte sie noch tausend kühle Lider, eines auf das andere, über mein heißes Lid. Und tausend Schlummer breitet sie dann über meine Täuschung hin, darunter streif ich selbst umher im Duft des Labyrinths.
Unstete Waage des Lebensimmer schwankend, wie seltenwagt ein geschicktes Gewichtanzusagen die immerfort andreLast gegenüber.Drüben, die ruhige Waage des Todes.Raum auf den beidenverschwisterten Schalen.Gleichviel Raum. Und daneben,ungebraucht,alle Gewichte des Gleichmuts,glänzen, geordnet.
Die Aschanti(Jardin d´Acclimatation)Keine Vision von fremden Ländern,kein Gefühl von braunen Frauen, dietanzen aus den fallenden Gewändern.Keine wilde, fremde Melodie.Keine Lieder, die vom Blute stammten,und kein Blut, das aus den Tiefen schrie.Keine braunen Mädchen, die sich samtenbreiteten in Tropenmüdigkeit;keine Augen, die wie Waffen flammten,und die Munde zum Gelächter breit.Und ein wunderliches Sich-verstehenmit der hellen Menschen Eitelkeit.Und mir war so bange hinzusehen.O wie sind die Tiere so viel treuer,die in Gittern auf und nieder gehn,ohne Eintracht mit dem Treiben neuerfremder Dinge, die sie nicht verstehn;und sie brennen wie ein stilles Feuerleise aus und sinken in sich ein,teilnahmslos dem neuen Abenteuerund mit ihrem großen Blut allein.
Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,in welchen meine Sinne sich vertiefen;in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,mein täglich Leben schon gelebt gefundenund wie Legende weit und überwunden.Aus ihnen kommt mir Wissen, daß ich Raumzu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.Und manchmal bin ich wie der Baum,der, reif und rauschend, über einem Grabeden Traum erfüllt, den der vergangne Knabe(um den sich seine warmen Wurzeln drängen)verlor in Traurigkeiten und Gesängen.
Wie hab ich das gefühlt, was Abschied heißt. Wie weiß ich´s noch: ein dunkles, unverwund´nes,grausames Etwas, das ein schön verbund’nes noch einmal zeigt und hinhält und - zerreißt. Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,Das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,Zurückblieb, so als wären´s alle FrauenUnd dennoch klein und weiß und nichts als dies:Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,Ein leise Weiterwinkendes -, schon kaumErklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,Von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen. Schon kehrt der Saft aus jener Allgemeinheit,Die dunkel in den Wurzeln sich erneut,Zurück ans Licht und speist die grüne Reinheit,Die unter Rinden noch die Winde scheut. Die Innenseite der Natur belebt sich,Verheimlichend ein neues Freuet euch;Und eines ganzen Jahres Jugend hebt sich,Unkenntlich noch, ins starrende Gesträuch.Des alten Nußbaums rühmliche GestaltungFüllt sich mit Zukunft, außen grau und kühl;Doch junges Buschwerk zittert vor VerhaltungUnter der kleinen Vögel Vorgefühl.
Die Fenster glühten an dem stillen Haus,Der ganze Garten war voll Rosendüften.Hoch spannte über weißen WolkenklüftenDer Abend in den unbewegten LüftenDie Schwingen aus.Ein Glockenton ergoß sich auf die Au ...Lind wie ein Ruf aus himmlischen Bezirken.Und heimlich über flüstervollen BirkenSah ich die Nacht die ersten Sterne wirkenIns blasse Blau.