Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,in welchen meine Sinne sich vertiefen;in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,mein täglich Leben schon gelebt gefundenund wie Legende weit und überwunden.Aus ihnen kommt mir Wissen, daß ich Raumzu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.Und manchmal bin ich wie der Baum,der, reif und rauschend, über einem Grabeden Traum erfüllt, den der vergangne Knabe(um den sich seine warmen Wurzeln drängen)verlor in Traurigkeiten und Gesängen.
Oft fühl ich in scheuen Schauern,wie tief ich im Leben bin.Die Worte sind nur die Mauern.Dahinter in immer blauernBergen schimmert ihr Sinn.Ich weiß von keinem die Marken,aber ich lausch in sein Land.Hör an den Hängen die Harkenund das Baden der Barkenund die Stille am Strand.
Ich weiß nicht, was ich habe,mir ist ums Herz so schwer…Ums Herze? Ach was sag ich –ich hab doch keines mehr.Seit ich, mein Glück, dich kenne,du süßes Liebchen mein,vom ersten Augenblickean wars ja doch schon dein.O mögst du es behalten,damit es stets so blieb –es soll ja dir gehören,nur, mein süßes Lieb!Giebs nie mehr mir zurücke –es schlägt dir ja in Treu –und willst du´s nicht mehr habenMein Schatz, dann brichs entzwei.
Du Dunkelheit, aus der ich stamme ich liebe dich mehr als die Flamme, welche die Welt begrenzt, indem sie glänzt mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -für irgend einen Kreis, aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. Aber die Dunkelheit hält alles an sich: Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie´s errafft, Menschen und Mächte - Und es kann sein: eine große Kraft rührt sich in meiner Nachbarschaft. Ich glaube an Nächte.
Schon, horch, hörst du der ersten HarkenArbeit; wieder den menschlichen Taktin der verhaltenen Stille der starkenVorfrühlingserde. Unabgeschmacktscheint dir das Kommende. Jenes so oftdir schon Gekommene scheint dir zu kommenwieder wie Neues. Immer erhofft,nahmst du es niemals. Es hat dich genommen.Selbst die Blätter durchwinterter Eichenscheinen im Abend ein künftiges Braun.Manchmal geben sich Lüfte ein Zeichen.Schwarz sind die Sträucher. Doch Haufen von DüngerLagern als satteres Schwarz in den Aun.Jede Stunde, die hingeht, wird jünger.
Die Nacht wächst wie eine schwarze Stadt,wo nach stummen Gesetzensich die Gassen mit Gassen vernetzenund sich Plätze fügen zu Plätzen,und die bald an die tausend Türme hat.Aber die Häuser der schwarzen Stadt, –du weißt nicht, wer darin siedelt.In ihrer Gärten schweigendem Glanzreihen sich reigende Träume zum Tanz, –und du weißt nicht, wer ihnen fiedelt...
Wenn ich manchmal in meinem Sinnein Begegnen dem andern vergleiche:du bist immer die reichende Reichewenn ich der dürftige Bettler bin.Wenn du mir leise entgegenlebstund, kaum lächelnd, mit einem Maledeine Hand aus Gewändern hebst,deine schöne, schimmernde, schmale …:in meiner Hände hingehaltene Schalelegst du sie leichtgelenk,wie ein Geschenk.
Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleitemich verlierend selbst mir aus der Hand,ohne Hoffnung, daß ich das bestreite,was zu mir kommt wie aus deiner Seite,ernst und unbeirrt und unverwandt. ...jene Zeiten: O wie war ich Eines,nichts was rief und nichts was mich verriet;meine Stille war wie eines Steines,über den der Bach sein Murmeln zieht. Aber jetzt in diesen Frühlingswochenhat mich etwas langsam abgebrochenvon dem unbewußten dunkeln Jahr.Etwas hat mein armes warmes Lebenirgendeinem in die Hand gegeben,der nicht weiß, was ich noch gestern war.
Die klare frische Rosenblüte streichelt mein geschlossenes Auge leicht, als legte sie noch tausend kühle Lider, eines auf das andere, über mein heißes Lid. Und tausend Schlummer breitet sie dann über meine Täuschung hin, darunter streif ich selbst umher im Duft des Labyrinths.
Jetzt gehn die Lüfte manchesmal als trügensie unsichtbar ein Schweres welches schwankt.Wir aber müssen uns mit dem begnügenwas sichtbar ist. So sehr es uns verlangthinauszugreifen über Tag und Daseinin jenes Wehen voller Wiederkehr.Wie kann ein Fernes so unendlich nah seinund doch nicht näher kommen? Nicht bis her?Das war schon einmal so. Nur damals wares nicht ein zögerndes im Wind gelöstesVorfrühlingsglück. Vielleicht kann Allergrößtesnicht näher bei uns sein, so wächst das Jahr.So wächst die Seele, wenn die Jahreszeitder Seele steigt. Das alles sind nicht wir.Von Fernem hingerissen sind wir hierund auferzogen und zerstört von weit.