Hab ich ein Recht, zu geben, was ich kann? Darf ich in dieser Tränen Niederschlage dich bleiben heißen. Die durchseufzten Tage heben auf meinem Munde wieder an zwischen dem Lächeln, das, wie du´s beschwörst, doch nicht zu leben wagt. O ich bin bang, daß das nicht recht sein kann. Wir sind im Rang nicht gleich genug für Liebende. Du hörst: wer andres nicht zu geben hat, der muß nicht Geber werden. Ein für alle Mal. Dein Purpur bleibe rein von meinem Ruß und unbeschlagen klar dein Glas-Pokal. Nichts geben will ich; unrecht wäre das. Nur lieben vor mich hin, Geliebter. Laß -.
Meine Seele ist vielleicht grad und gut;aber mein Herz, mein verbogenes Blut,alles das, was mir wehe tut,kann sie nicht aufrecht tragen.Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett,sie hängt an meinem scharfen Skelettmit entsetztem Flügelschlagen.Aus meinen Händen wird auch nichts mehr.Wie verkümmert sie sind: sieh her:zähe hüpfen sie, feucht und schwer,wie kleine Kröten nach Regen.Und das Andre an mir istabgetragen und alt und trist;warum zögert Gott, auf den Mistalles das hinzulegen.Ob er mir zürnt für mein Gesichtmit dem mürrischen Munde?Es war ja so oft bereit, ganz lichtund klar zu werden im Grunde;aber nichts kam ihm je so dichtwie die großen Hunde.Und die Hunde haben das nicht.
Ich möchte einer werden so wie die,die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haarenin ihres Jagens großem Winde wehn.Vorn möcht´ ich stehen wie in einem Kahne,groß und wie eine Fahne aufgerollt.Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,der unruhig glänzt. Und hinter mir gereihtzehn Männer aus derselben Dunkelheitmit Helmen, die wie meiner unstet sind,bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.Und einer steht bei mir und bläst uns Raummit der Trompete, welche blitzt und schreit,und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,durch die wir rasen wie ein rascher Traum:die Häuser fallen hinter uns ins Knie,die Gassen biegen sich uns schief entgegen,die Plätze weichen aus: wir fassen sie,und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.
Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß,wilder wie Ströme die schäumen,wilder wie Sturm in den Bäumen.Und leise läßt sie die Stunden losund schenkt ihre Seele den Träumen.
Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht. Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht, und du sollst ihn nicht suchen trotzdem. Und machst du nachts deine Stube licht, um Menschen zu schauen ins Angesicht, so mußt du bedenken: wem. Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt, das von ihren Gesichtern träuft, und haben sie nachts sich zusammengesellt, so schaust du eine wankende Welt durcheinandergehäuft. Auf ihren Stirnen hat gelber Schein alle Gedanken verdrängt, in ihren Blicken flackert der Wein, an ihren Händen hängt die schwere Gebärde, mit der sie sich bei ihren Gesprächen verstehn; und dabei sagen sie: Ich und Ich und meinen: Irgendwen.
Es ist noch Tag auf der Terrasse.Da fühle ich ein neues Freuen:Wenn ich jetzt in den Abend fasse,Ich könnte Gold in jede GasseAus meiner Stille niederstreuen.Ich bin jetzt vor der Welt so weit,Mit ihrem späten Glanz verbrämeIch meine ernste Einsamkeit.Mir ist, als ob mir irgendwerJetzt leise meinen Namen nähme,So zärtlich, daß ich mich nicht schämeUnd weiß, ich brauche keinen mehr.
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, dasnicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,Bewunderung und Liebe oder Haßdem Tod zu zeigen, den ein Maskenmundtragischer Klage wunderlich entstellt.Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.Doch als du gingst, da brach in diese Bühneein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt,durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlernteshersagend und Gebärden dann und wannaufhebend; aber dein von uns entferntes,aus unserm Stück entrücktes Dasein kannuns manchmal überkommen, wie ein Wissenvon jener Wirklichkeit sich niedersenkend,sodaß wir eine Weile hingerissendas Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Ich fürchte mich so vor derMenschen Wort.Sie sprechen alles so deutlichaus:Und dieses heißt Hund undjenes heißt Haus,und hier ist Beginn und dasEnde ist dort.Mich bangt auch ihr Sinn,ihr Spiel mit dem Spott,sie wissen alles, was wird undwar;kein Berg ist ihnen mehrwunderbar;ihr Garten und Gut grenzt gradean Gott.Ich will immer warnen undwehren: Bleibt fern.Die Dinge singen hör ich sogern.Ihr rührt sie an: sie sind starrund stumm.Ihr bringt mir alle die Dinge um.
In einem fremden Park(Borgeby-Gård)Zwei Wege sinds. Sie führen keinen hin. Doch manchmal, in Gedanken, läßt der eine dich weitergehn. Es ist, als gingst du fehl; aber auf einmal bist du im Rondel alleingelassen wieder mit dem Steine und wieder auf ihm lesend: Freiherrin Brite Sophie – und wieder mit dem Finger abfühlend die zerfallne Jahreszahl -, warum wird dieses Finden nicht geringer?Was zögerst du ganz wie zum ersten Mal erwartungsvoll auf diesem Ulmenplatz, der feucht und dunkel ist und nie betreten?Und was verlockt dich für ein Gegensatz, etwas zu suchen in den sonnigen Beeten, als wärs der Name eines Rosenstocks?Was stehst du oft? Was hören deine Ohren? Und warum siehst du schließlich, wie verloren, die Falter flimmern um den hohen Phlox.
Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt wie aus dem Kerker, der ihn haßt und hält, – es ist ein großes Wunder in der Welt: ich fühle: alles Leben wird gelebt. Wer lebt es denn? Sind das die Dinge, die wie eine ungespielte Melodie im Abend wie in einer Harfe stehn? Sind das die Winde, die von Wassern wehn, sind das die Zweige, die sich Zeichen geben, sind das die Blumen, die die Düfte weben, sind das die langen alternden Alleen? Sind das die warmen Tiere, welche gehn, sind das die Vögel, die sich fremd erheben? Wer lebt es denn? Lebst du es, Gott, – das Leben?