Weiß die Natur noch den Ruck,Da sich ein Teil der GeschöpfeAbriß vom stetigen Stand?Blumen, geduldig genug,Hoben nur horchend die Köpfe,Blieben im Boden gebannt.Weil sie verzichteten aufGang und gewillte Bewegung,Stehn sie so reich und so rein.Ihren tiefinneren Lauf,Voll von entzückter Erregung,Holt kein Jagender ein.Innere Wege zu tunAn der gebotenen Stelle,Ist es nicht menschliches Los?Anderes drängt den Taifun,Anderes wächst mit der Welle, –Uns sei Blume-sein groß.
Du entfernst dich von mir, du Stunde. Wunden schlägt mir dein Flügelschlag. Allein: was soll ich mit meinem Munde? Mit meiner Nacht? Mit meinem Tag? Ich habe keine Geliebte, kein Haus, Keine Stelle, auf der ich lebe. Alle Dinge, an die ich mich gebe, Werden reich und geben mich aus.
Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,hinüberglitt zu unbekannten Schatten,und als er fühlte, daß sie drüben nunwie einen Mond ihr Mädchenlächeln hattenund ihre Weise wohlzutun:Da wurde ihm die Toten so bekannt,als wäre er durch sie mit einem jedenganz nah verwandt; er ließ die andern redenund glaube nicht und nannte jenes Landdas gutgelegene, das immersüße -und tastete es ab für ihre Füße.
Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen,wenn ich erwachte in der Nacht und rief.Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namenist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.Du bist der Schatten, drin ich still entschlief,und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, -du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen,der dich ergänzt in glänzendem Relief.Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen.Du bist der Anfang, der sich groß ergießt,ich bin das langsame und bange Amen,das deine Schönheit scheu beschließt.Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen,wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschienund wie Verlorengehen und Entfliehn, -da hobst du mich aus Herzensfinsternissenund wolltest mich auf allen Türmen hissenwie Scharlachfahnen und wie Draperien.Du: der von Wundern redet wie vom Wissenund von den Menschen wie von Melodienund von den Rosen: von Ereignissen,die flammend sich in deinem Blick vollziehn, -du Seliger, wann nennst du einmal Ihn,aus dessen siebentem und letztem Tagenoch immer Glanz auf deinem Flügelschlageverloren liegt...Befiehlst du, daß ich frage?
Ich möchte dir ein Liebes schenken, das dich mir zur Vertrauten macht: aus meinem Tag ein Deingedenken und einen Traum aus meiner Nacht. Mir ist, daß wir uns selig fänden und daß du dann wie ein Geschmeid mir löstest aus den müden Händen die niebegehrte Zärtlichkeit.
[Gott]Du kommst und gehst. Die Türen fallenviel sanfter zu, fast ohne Wehn.Du bist der Leiseste von allen,die durch die leisen Häuser gehn.Man kann sich so an dich gewöhnen,daß man nicht aus dem Buche schaut,wenn seine Bilder sich verschönen,von deinem Schatten überblaut;weil dich die Dinge immer tönennur einmal leis und einmal laut.Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,verteilt sich deine Allgestalt;du gehst wie lauter lichte Rehe,und ich bin dunkel und bin Wald.Du bist ein Rad, an dem ich stehe:von deinen vielen dunklen Achsenwird immer wieder eine schwerund dreht sich näher zu mir her,und meine willigen Werke wachsenvon Wiederkehr zu Wiederkehr
Denn das verstandest du: Die vollen Früchte.Die legtest du auf Schalen vor dich hinUnd wogst ihre Schwere auf.und sahst dich selbst zuletzt als Frucht,Nahmst dich heraus aus deinen Kleidern, trugstDich vor den Spiegel, ließest dich hineinBis auf dein Schauen; das blieb groß davorUnd sagte nicht: Das bin ich: nein: Dies ist.So ohne Neugier war zuletzt dein SchauenUnd so besitzlos, von so wahrer Anmut,Daß es dich selbst nicht mehr begehrte: Heilig´
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs FaltenAus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.Schau, ich will nichts, als deine Hände haltenund still und gut und voller Frieden sein. Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherbenden Alltag sprengt; sie wird so wunderweit:An ihren morgenroten Molen sterbendie ersten Wellen der Unendlichkeit.
Wir sind ganz angstallein,haben nur aneinander Halt,jedes Wort wird wie ein Waldvor unserm Wandern sein.Unser Wille ist nur der Wind,der uns drängt und dreht;weil wir selber die Sehnsucht sind,die in Blüten steht.