Ich sehe hinter dem Grau heute BlauUnd bin milder geworden.Ich bin nicht mehr der junge RadauUnd wehe nicht mehr aus Norden.Es kommen die Jüngsten auch mal dahin,Wenn sie streng Zauderndes wagenUnd fragen nach jedem »Wie ist ...?« dann: »Wie bin ...?«Und werden still Danke sagen.
Des Sommers weiße Wolkengrüße zieh´n stumm den Vogelschwärmen nach, die letzte Beere gärt voll Süße, zärtliches Wort liegt wieder brach. Und Schatten folgt den langen Wegen aus Bäumen, die das Licht verfärbt, der Himmel wächst, in Wind und Regen stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt. Der Duft der Blume ist vergessen, Frucht birgt und Sonne nun der Wein und du trägst, was dir zugemessen, geklärt in deinen Herbst hinein.
Liebe auch läßt sich den Wellen vergleichen,Sehnsucht wälzt ihre Wogen zum Ziele,flüchtendes Nahen, nahendes Weichen,heiligster Ernst und doch schönstes der Spiele.Dieses Erkämpfen mit Raunen und Rosenschon mit der Venus den Wellen entstiegs,süß vom verstohlenen Augenkosenbis zu dem Kusse, dem Siegel des Siegs.
Gold macht nicht jeden reich,Gold ist geschmeidig und weichWie ein Lurch.Schlängelt sich zwischen den Fingern durch.Gold entrollt, von Gott gewollt.Gold soll nicht frech sein.Gold darf nicht Blech sein,Nicht durchmessingt oder durchsilbert.Gold will redlich frei sein,Ohne aufgezwungnes Beisein,Hören Sie, Gilbert?Gold macht uns trunken. GoldStinkt als Halunkensold.Gold macht nicht gut.Gold wittert Blut.Gold macht nicht froh.Wo ist Gold? Wo?In Europa ist kein Gold mehr da.Alles Gold ist in Amerika.Doch Sie haben recht, mein lieber Mister,Deutschland nährt ein bisschen viel Minister.In den Einzelstaats-BeamtenheerenKönnte man die Hälfte gut entbehren.
Erste Liebe? Ach, ein Wüstling, dessenHerz so wahllos ist wie meins, so weit,Hat die erste Liebe längst vergessen,Und ihn interessiert nur seine Zeit.Meine letzte Liebe zu beschreiben,Wäre just so leicht wie indiskret.Außerdem? Wird sie die letzte bleiben,Bis ihr Name in der »Woche« steht.Meine Abenteuer in der MinneMüssen sehr gedrängt gewesen sein.Wenn ich auf das erste mich besinne,Fällt mir immer noch ein früh´res ein.
Der Weekend traf den Weekbeginn:»Guten Morgen!«»Guten Abend!«Sie mochten sich anfangs nicht leiden,Und immer hatte von beidenDer eine ein unrasiertes Kinn.Trotz dieser trennenden KleinigkeitLernten sie doch dann sich leidenUnd gingen klug und bescheidenAbwechselnd durch die Zeit.Und gaben einander Kraft und MutUnd schließlich waren die beidenNicht mehr zu unterscheiden.Und so ist das gut.
Das Sonderbare und WunderbareIst nicht imstande, ein Kind zu verwirren.Weil Kinder wie Fliegen durch ihre JahreSchwirren. – Nicht wissend, wo sie sind.Nur vor den angeblichen wahrenDeutlichkeiten erschrickt ein Kind.Das Kind muß lernen, muß bitter erfahren.Weiß nicht, wozu das frommt.Hört nur: Das muß so sein.Und ein Schmerz nach dem andern kommtIn das schwebende Brüstchen hinein.Bis das Brüstchen sich senktUnd das Kind denkt.
Nun zeigt ein Brief, daß ich zu langeNicht sonderlich zu dir gewesen bin.Ich nahm das Gute als Gewohnheit hin.Und ich vergaß, was ich verlange.Verzeih mir. - Ich weiß, daß frommeGedanken rauh gebettet werden müssen.Ich danke jetzt. - Wenn ich nach Hause komme,Will ich dich so wie vor zehn Jahren küssen.
Ich habe mich hungrig gefühlt,Doch fast nichts gegessen.War alles lecker, das Bier so schön gekühlt –Aber: du hast nicht neben mirgegessen.Verzeihe: Ich stellte mir vor,Daß das ewig so bliebe,Wenn du vor mir –Ach was geht über Liebe?!!Muß ich nun dochEin paar Tage nochFressen, ohne Lust; o das haß ich. –Aber wenn du von der ReiseHeimkehrst, weiß ich, daß ichWieder richtig speise.
So ist es uns ergangen.Vergiß es nicht in beßrer Zeit!Aber Vöglein singen und sangen,Und dein Herz sei endlos weit.Vergiß es nicht! Nur damit du lernstZu dem seltsamen Rätsel "Geschick". –Warum wird, je weiter du dich entfernst,Desto größer der Blick?Der Tod geht stolz spazieren.Doch Sterben ist nur Zeitverlust. –Dir hängt ein Herz in deiner Brust,Das darfst du nie verlieren.