Ich lasse das Schicksal los.Es wiegt tausend Milliarden Pfund;Die zwinge ich doch nicht, ich armer Hund.Wies rutscht, wies fällt,Wies trifft - so warte ich hier. -Wer weiß denn vorher, wie ein zerknittertes ZeitungspapierWeggeworfen im Wind sich verhält?Wenn ich noch dem oder jener (zum Beispiel dir)Eine Freude bereite,Was will es dann heißen: "Er starb im Dreck"? -Ich werfe das Schicksal nicht weg.Es prellt mich beiseite.Ich poche darauf: Ich war manchmal gut.Weil ich sekundenlang redlich gewesen bin. - Ich öffne die Hände. Nun saust das Schicksal dahin.Ach, mir ist ungeheuer bange zumut.
Auf, ihr steifen und verdorrten Leute aus Büros, Reißt euch mal zum Wintersporten Von den Öfen los. Bleiches Volk an Wirtshaustischen, Stellt die Gläser fort. Widme dich dem freien, frischen, Frohen Wintersport. Denn er führt ins lodenfreie Gletscherfexlertum Und bedeckt uns nach der Reihe All mit Schnee und Ruhm. Doch nicht nur der Sport im Winter, Jeder Sport ist plus, Und mit etwas Geist dahinter Wird er zum Genuß. Sport macht Schwache selbstbewußter, Dicke dünn, und macht Dünne hinterher robuster, Gleichsam über Nacht. Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, Kürzt die öde Zeit, Und er schützt uns durch Vereine Vor der Einsamkeit, Nimmt den Lungen die verbrauchte Luft, gibt Appetit; Was uns wieder ins verrauchte Treue Wirtshaus zieht. Wo man dann die sporttrainierten Muskeln trotzig hebt Und fortan in illustrierten Blättern weiterlebt.
Über die KnieUnter ein Röckchen zu schaun -–Wenn sie doch das und dieHaben, die schönen Fraun!Über einen öffnenden SaumIn Täler zwischen BrüstchenDarf Blick wie stiller TraumStürzen sein Lüstchen.Sollen doch Frauen auchSo blicken, – nicht schielen –Wenn Arm, Popo und BauchIn Fältchen spielen.Nimm, was der Blick dir gibt,Sei es, was es sei.Bevor sich das selber liebt,Ist´s schon vorbei.
Ein Federchen flog über Land;Ein Nilpferd schlummerte im Sand.Die Feder sprach: Ich will es wecken. Sie liebte, andere zu wecken.Aufs Nilpferd setzte sich die FederUnd streichelte sein dickes Leder.Das Nilpferd öffnete den RachenUnd mußte ungeheuer lachen.
Ob ich Biblio- was bin?Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie?Na, und ob ich das bin!Ha! und wie!Mir sind Bücher, was den anderen LeutenWeiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten.Meine Bücher --- wie beliebt? Wieviel?Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.Bitte, doch mich auszureden lassen.Jedenfalls: viel mehr, als mein RegalHalb imstande ist zu fassen.Unterhaltung? Ja, bei Gott, das gebenSie mir reichlich. Morgens zwölfmal nurNüchtern zwanzig Brockhausbände heben ---Hei! das gibt den Muskeln die Latur.Oh, ich mußte meine Bücherei,Wenn ich je verreiste, stets vermissen.Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.Ja natürlich auch vom künstlerischenStandpunkt. Denn ich weiß die RückenSo nach Gold und Lederton zu mischen,Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.Äußerlich? Mein Bester, Sie vergessenMeine ungeheure Leidenschaft,Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.Bücher lasten, Bücher haben Kraft.Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,Und Sie fragen etwas reichlich frei.Auch bei andern Menschen als BarbarenGehen schließlich Bücher mal entzwei.Wie? - ich jemals auch in Büchern lese??Oh, sie unerhörter Ese---Nein, pardon! - Doch positus, ich säßeAuf dem Lokus und Sie harrtenDraußen meiner Rückkehr, ach dann nurJa nicht länger auf mich warten.Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,Den man abseits ohne Zeit und UhrDüngt und erntet dann Literatur.Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:Nicht mehr fragen! Laß dich doch belehren!Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändigHandsigniert sind, soll man hochverehren.Bücher werden, wenn man will, lebendig.Über Bücher kann man ganz befehlen.Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,Und die Seelen können sich nicht wehren.
Ich habe dich so lieb!Ich würde dir ohne BedenkenEine Kachel aus meinem Ofenschenken.Ich habe dir nichts getan.Nun ist mir traurig zumut.An den Hängen der EisenbahnLeuchtet der Ginster so gut.Vorbei - verjährt -Doch nimmer vergessen.Ich reise.Alles, was lange währt,Ist leise.Die Zeit entstelltAlle Lebewesen.Ein Hund bellt.Er kann nicht lesen.Er kann nicht schreiben.Wir können nicht bleiben.Ich lache.Die Löcher sind die HauptsacheAn einem Sieb.Ich habe dich so lieb.
Habt ihr einen Kummer in der BrustAnfang AugustSeht euch einmal bewußtAn, was wir als Kinder übersahn.Da schickt der LöwenzahnSeinen Samen fort in die Luft.Der ist so leicht wie DuftUnd sinnreich rund umgebenVon Faserstrahlen, zart wie Spinnenweben.Und er reist hoch über euer Dach,Von Winden, schon vom Hauch gepustet.Wenn einer von euch hustet,Wirkt das auf ihn wie Krach,Und er entweicht.Luftglücklich leicht.Wird sich sanft wo in Erde betten.Und im Nächstjahr stehnDort die fetten, goldigen Rosetten,Kuhblumen, die wir als Kind übersehn.Zartheit und Freimut lenkenWieder später deren Samen Fahrt.Flöge doch unser aller ZukunftsdenkenSo frei aus und so zart.
Ich sehe hinter dem Grau heute BlauUnd bin milder geworden.Ich bin nicht mehr der junge RadauUnd wehe nicht mehr aus Norden.Es kommen die Jüngsten auch mal dahin,Wenn sie streng Zauderndes wagenUnd fragen nach jedem »Wie ist ...?« dann: »Wie bin ...?«Und werden still Danke sagen.
Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen BaumStill und verklärt wie im Traum.Das war des Nachts elf Uhr zwei.Und dann kam ich um vierMorgens wieder vorbei,Und da träumte noch immer das Tier.Nun schlich ich mich leise – ich atmete kaum –Gegen den Wind an den Baum,Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.Und da war es aus Gips.
Der Regen rauscht. Der RegenRauscht schon seit Tagen immerzu.Und Käferchen ertrinkenIm Schlammrinn an den Wegen. – –Der Wald hat Ruh.Gelabte Blätter blinken.Im Regenrauschen schweigenAlle Vögel und zeigenSich nicht.Es rauscht urewige Musik.Und dennoch sucht mein BlickEin Streifchen helles Licht.Fast schäm ich mich, zu sagen:Ich sehne mich nach etwas Staub.Ich kann das schwere, kalte LaubNicht länger mehr ertragen.