Des Sommers weiße Wolkengrüße zieh´n stumm den Vogelschwärmen nach, die letzte Beere gärt voll Süße, zärtliches Wort liegt wieder brach. Und Schatten folgt den langen Wegen aus Bäumen, die das Licht verfärbt, der Himmel wächst, in Wind und Regen stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt. Der Duft der Blume ist vergessen, Frucht birgt und Sonne nun der Wein und du trägst, was dir zugemessen, geklärt in deinen Herbst hinein.
Bindfaden, an den ich denke,Kurz warst du, und lang ist´s her.Ohne dich wäre das so schwerUnd so hoffnungslos gewesen.Auf der Straße von mir aufgelesen,Halfst du mir,Mir und meiner Frau. – Wir danken dir,Ich und meine Frau.Bindfaden, du dünne KleinigkeitWurdest mir zum Tau. –Damals war Hungerszeit;Und ich hätte ohne dich in jener NachtDen Kartoffelsack nicht heimgebracht.
Wenn eine Frau in uns Begierden wecktUnd diese Frau hat schon ihr Herz vergeben,Dann [Arme vorwärts streckt!]Dann ist es ratsam, daß man sich versteckt.Denn später [langsam auf den Fersen heben!]Denn später wird uns ein Gefühl umschweben,Das von Familiensinn und guten Eltern zeugt.[Arme – beugt]Denn was die Frau an einem Manne reizt,[Hüften fest – Beine spreizt! – Grundstellung]Ist Ehrbarkeit. Nur die hat wahren Wert,Auch auf die Dauer [Ganze Abteilung, kehrt!]Das ist von beiden Teilen der begehrtste,Von dem man sagt: [Rumpfbeuge] Das ist der allerwertste.
So kann ein Wiedersehen sein,Daß Augenpaare tief einander messen.»Lang, lang ist´s her. Und dochHast du micht nicht – Vergessen.«Froh war es einst. – Hat wenig sich bewährt. –Viel starb vom Wenig. – Alte Bäume rauschenUnd neigen sich vornander ernst und lauschenWie Kinder einem Märchen, aber abgeklärt.Denn was geschah, das muß wohl so geschehn sein.Nun ist´s, als rückten wir, ohn´ Worte, ohne Tat,Enger zusammen, wie zu einem Skat,Aber erlebt, erliebt! – So soll ein Wiedersehen sein.
Wie ich bei dir gelegenHabe im Bett, weißt du es noch?Weißt du noch, wie verwegenDie Lust uns stand? Und wie es roch?Und all die seidenen KissenGehörten deinem Mann.Doch uns schlug kein Gewissen.Gott weiß, wie redlich untreuMan sein kann.Weißt du noch, wie wir´s trieben,Was nie geschildert werden darf?Heiß, frei, besoffen, fromm und scharf.Weißt du, daß wir uns liebten?Und noch lieben?Man liebt nicht oft in solcher Weise.Wie fühlvoll hat dein spitzer Hund bewacht.Ja unser Glück war ganz und rasch und leise.Nun bist du fern.Gute Nacht.
Ein Sauerampfer auf dem Dammstand zwischen Bahngeleisen,machte vor jedem D-Zug stramm,sah viele Menschen reisen.Und stand verstaubt und schluckte Qualm,schwindsüchtig und verloren,ein armes Kraut, ein schwacher Halm,mit Augen, Herz und Ohren.Sah Züge schwinden, Züge nahn.Der arme Sauerampfersah Eisenbahn um Eisenbahn,sah niemals einen Dampfer.
Du alter Stachelkaks,Du bist kein Bohnerwachs,Kein Gewächs, das die Liebe sich pflückt,Sondern du bist nur ein bißchen verrückt.Ich weiß, daß du wenig trinkst.Du hast auch keinerlei Duft.Aber, ohne daß du selber stinkst,Saugst du Stubenmief ein wie Tropenluft.Du springst niemals Menschen an oder Vieh.Wer aber mit Absicht oder versehentlichSich einmal auf dichSetzte, vergißt dich nie.Ein betrunkener, lachender NegerSchenkte dich mir, du lustiges Kleines,Daß ich den Vater ersetze dir kantigem AblegerEines verrückten, stets starren Stachelschweines.
Was meint ihr wohl, was eure Eltern treiben,Wenn ihr schlafen gehen müßt?Und sie angeblich noch Briefe schreiben.Ich kann´s euch sagen: Da wird geküßt,Geraucht, getanzt, gesoffen, gefressen,Da schleichen verdächtige Gäste herbei.Da wird jede Stufe der Unzucht durchmessenBis zur Papagei-Sodomiterei.Da wird hasardiert um unsagbare Summen.Da dampft es von Opium und Kokain.Da wird gepaart, daß die Schädel brummen.Ach schweigen wir lieber. - Pfui Spinne, Berlin!
Ich habe meinen Soldaten aus BleiAls Kind Verdienstkreuzchen eingeritzt.Mir selber ging alle Ehre vorbei,Bis auf zwei Orden, die jeder besitzt.Und ich pfeife durchaus nicht auf Ehre.Im Gegenteil. Mein Ideal wäre,Ein Gäßchen nach mir benannt, ein ganz schmalesUnd krummes Gäßchen, mit niedrigen TürenMit steilen Treppchen und feilen Hürchen,Mit Schatten und schiefen Fensterluken.Dort würde ich spuken.
Doch ihr Gesicht,Das sah ich nicht.Nur Beine, Rock, gebeugten Rücken,Ein nasses Stück vom Schürzenhang.Das alles lebte sich beim BückenUnd Wenden unterm Küchenlicht.Ich aber stand im dunklen Gang,Sah nach den unbewachten BeinenUnter des hochgerutschten Rockes Saum.Zwei sichre Arme dachte sich mein Traum.Nur ihr Gesicht das sah ich nicht.Doch etwas war, als wäre es zum Weinen.Kein Laut, kein Wort. –Es ist auch nichts Zunennendes gewesen.Ich aber weiß: Als ich den Gang verließ,Schlich ich ganz innig leise fort,Und war betrübt, als ich doch einen BesenUmstieß.