Ein Rauch verwehrt.Ein Wasser verrinnt.Eine Zeit vergeht.Eine neue beginnt.Warum? Wozu?Denk´ ich dein Fleisch hinweg, so bistDu ein dünntrauriges Knochengerüst,Allerschönstes Mädchen du.Wer hat das Fragen aufgebracht?Unsere Not.Wer niemals fragt, wäre tot.Doch kommt´s drauf an, wie jemand lacht.Bist du aus schlimmem Traum erwacht,Ist eine Postanweisung da,Ein Telegramm, ein guter Brief, -Du atmest tiefWie eine Ziehharmonika.
Die Zeit vergeht,Das Gras verwelkt,Die Milch entsteht,Die Kuhmagd melkt.Die Milch verdirbt.Die Wahrheit schweigt.Die Kuhmagd stirbt.Ein Geiger geigt.
Des Sommers weiße Wolkengrüße zieh´n stumm den Vogelschwärmen nach, die letzte Beere gärt voll Süße, zärtliches Wort liegt wieder brach. Und Schatten folgt den langen Wegen aus Bäumen, die das Licht verfärbt, der Himmel wächst, in Wind und Regen stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt. Der Duft der Blume ist vergessen, Frucht birgt und Sonne nun der Wein und du trägst, was dir zugemessen, geklärt in deinen Herbst hinein.
Ob ich Biblio- was bin?Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie?Na, und ob ich das bin!Ha! und wie!Mir sind Bücher, was den anderen LeutenWeiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten.Meine Bücher --- wie beliebt? Wieviel?Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.Bitte, doch mich auszureden lassen.Jedenfalls: viel mehr, als mein RegalHalb imstande ist zu fassen.Unterhaltung? Ja, bei Gott, das gebenSie mir reichlich. Morgens zwölfmal nurNüchtern zwanzig Brockhausbände heben ---Hei! das gibt den Muskeln die Latur.Oh, ich mußte meine Bücherei,Wenn ich je verreiste, stets vermissen.Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.Ja natürlich auch vom künstlerischenStandpunkt. Denn ich weiß die RückenSo nach Gold und Lederton zu mischen,Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.Äußerlich? Mein Bester, Sie vergessenMeine ungeheure Leidenschaft,Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.Bücher lasten, Bücher haben Kraft.Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,Und Sie fragen etwas reichlich frei.Auch bei andern Menschen als BarbarenGehen schließlich Bücher mal entzwei.Wie? - ich jemals auch in Büchern lese??Oh, sie unerhörter Ese---Nein, pardon! - Doch positus, ich säßeAuf dem Lokus und Sie harrtenDraußen meiner Rückkehr, ach dann nurJa nicht länger auf mich warten.Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,Den man abseits ohne Zeit und UhrDüngt und erntet dann Literatur.Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:Nicht mehr fragen! Laß dich doch belehren!Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändigHandsigniert sind, soll man hochverehren.Bücher werden, wenn man will, lebendig.Über Bücher kann man ganz befehlen.Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,Und die Seelen können sich nicht wehren.
Die kurzen Beine der Lüge sindAuch nur etwas Relatives.Ein Segler kreuzend gegen WindIst immer etwas Schiefes. Ob sie aus Anstand, aus Mitleid gibt,Sich hinter der Kunst will schützen,Wenn sie nicht innerst sich selber liebt,Wird Lüge niemandem nützen. Es gibt eine Lüge politisch und kühn,Und die ist auch noch zu rügen.Ich meine: Wir sollten uns alle bemühn,Möglichst wenig zu lügen.
Ich bin fastGestorben vor Schreck:In dem Haus, wo ich zu GastWar, im Versteck,Bewegte sich,Regte sichPloetzlich hinter einem BrettIn einem Kasten neben dem Klosett,Ohne Beinchen,Stumm, fremd und nettEin Meerschweinchen.Sah mich bange an,Sah mich lange an,Sann wohl hin und sann her,Wagte sichDann heranUnd fragte mich:´Wo ist das Meer?´
Sie haben das mächtige Meer unterm BauchUnd über sich Wolken und Sterne.Sie lassen sich fahren vom himmlischen HauchMit Herrenblick in die Ferne.Sie schaukeln kokett in des Schicksals HandWie trunkene Schmetterlinge.Aber sie tragen von Land zu LandFürsorglich wertvolle Dinge.Wie das im Winde liegt und sich wiegt,Tauwebüberspannt durch die Wogen,Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.Es rauscht wie die Freiheit. Es riecht wie Welt –Naturgewordene PlankenSind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhelltUnd weitet unsere Gedanken.
Wenn immer sie mich fragen,Ob ich ein Freund sei der Natur,Was soll ich ihnen nurDann sagen?Ich kann eine Bohrmaschine,Einen Hosenträger oder ein KindSo lieben wie Blumen oder Wind.Ein Sofa ist entstanden,So wie ein Flußbett entstand,Wo immer Schiffer landen,Finden sie immer nur Land.Es mag ein holder SchauerNach einem Erlebnis in mir sein.Ich streichle eine MauerDes Postamts. Glatte Mauer aus Stein.Und keiner von den SteinenNickt mir zurück.Und manche Leute weinenVor Glück.
Unsere Kasse darf leer sein.Doch dein Herz darf nicht schwer sein.Jedes entschlüpfte harte WortVon mir, – streichle du sofort!Und rate mir in gleichem Sinn!Jedes Schmollschweigen tobt ohne SinnHetzerisch durch die Brust.Ärger ist stets Verlust,Und Verzeihung ist immer Gewinn.Unserer beider Herzen mögen schwer seinDurch gemeinsames Mißgeschick.Aber keine Stunde zwischen uns darf liebeleer sein.Denn ich liebe dich durch Dünn und Dick.