Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,Hoffst du von Tagen zu Tagen,Was dir der blühende Frühling nicht trug,Werde der Herbst dir noch tragen!Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,Immer zu schmeicheln, zu kosen.Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,Abends verstreut er die Rosen.Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,Bis er ihn völlig gelichtet.Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,Was wir geliebt und gedichtet.
Was ich ahnte, was ich träumte,war so viel, doch nicht genug,bis ich weg die Zweifel räumteund die Dunkelheit zerschlug.Ist nun mehr die vielgepries´neEinsicht als der Dämmerflor ?Minder scheint das Klarbewies´ne,als mir dunkel schwebte vor.Reizen mag nur als unendlich,dessen Ziel du nicht gesehn;und was dir erst ward verständlich,ist nicht wert mehr zu verstehn.
Deine Kinder, hier verloren,wirst du droben wiedersehn;denn was aus dir ist geboren,kann dir nicht verloren gehn.Daß du einst sie wiedersehest,dieses kannst du wohl verstehn,wenn du auch nicht das verstehest,wie du sie wirst wiedersehn.Nicht als Kinder; oder wolltestdu sie ewig halten klein?Nicht gealtert; oder solltestdu entfremdet ihnen seyn?Die hier streitenden Gestalten,dort wo sie verglichen sind,wo nicht Mann und Weib sich spalten,trennt sich auch nicht Greis und Kind.
Weil ich nichts anders kann als nur dich lieben,will ich dich lieben denn so viel ich kann.Zu hassen dich hatt´ ich mir vorgeschrieben,mit Hasse sah das Herz die Vorschrift an.Dich zu vergessen hatt´ ich mich getrieben;vergessen war es eh ich mich besann.Da so der Haß ward von sich selbst zerrieben,so das Vergessen in sich selbst zerrann;so laß mich lieben denn, so viel ich kann, dich lieben,weil ich nichts anders als dich lieben kann.
Zwischen Welt und Einsamkeitist das rechte Leben. Nicht zu nah und nicht zu weitwill ich mich begeben.In der Straßen lautem DrangFind´ ich mich zu blöde;Aber einen Schauer, bang,Fühl´ ich in der Öde.
Beim Hauch des Morgens und der Mitternächte SchauerFühl ich die Trauer, daß die Welt hat keine Dauer;Daß wir am Anfang schon dem End entgegen gehnUnd doch am Ende noch beim Anfang immer stehn.Bald haben wirs verwacht, bald haben wirs verträumt,Nie säumend Tag und Nacht, das Glück ist stets versäumt.
Den Rosenzweig benagt ein Lämmchen auf der Weide,Es tuts nur sich zur Lust, es tuts nicht ihm zuleide.Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwacktEin Flöckchen Wolle nur; es ward davon nicht nackt.Das Flöckchen hielt der Dorn in scharfen Fingern fest;Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Nest.Sie sprach: – Tu auf die Hand und gib das Flöckchen mir,Und ist mein Nest gebaut, sing ich zum Danke Dir.Er gab, sie nahm und baut, und als sie nun gesungen,Da ist am Rosendorn vor Lust die Ros entsprungen!
Trage nicht zu viel Gestein!Menge macht den Wert geringer.Wohl ein Diamant alleingilt für echt an deinem Finger.Wo sie blitzen Strahl an Strahl,wird des Neides Augenqual,ob sie aus Golkonda wären,sie für böhmisch Glas erklären.
Das Glück gibt um zu nehmen;Und wolltest du dich grämen,Wenn es Gegebnes nimmt,Wie es war vorbestimmt?Mußt dich entweder schämen,Unsichres anzunehmen,Oder nicht seyn ergrimmt,Wenn was zuschwamm entschwimmt.
Ich bin müde, sterbensmüde;Ich bin müde, lebensmüde;Dieses Bangens und Verlangens,Dieses Hoffens, Bebens müde;Dieses zwischen Erd´ und HimmelAuf- und Niederschwebens müde;Dieses spinnengleichen WesensHirngespinste-Webens müde;Müde dieser TorenweisheitStolzen Überhebens müde.Auf, o Geist, in diesen FesselnRing dich nicht vergebens müde!Schwing dich auf zu deinem Äther,Des am Staube Klebens müde.