Ich bin mit meiner Liebevor Gott gestanden,und stellte diese Triebezu seinen Handen.Ich bin von diesen Triebennun unbetreten:Ich kann dich, Liebster,lieben zugleich und beten.
Die Liebe sprach: In der Geliebten BlickeMußt du den Himmel suchen, nicht die Erde,Daß sich die beßre Kraft daran erquicke,Und dir das Sternbild nicht zum Irrlicht werde.Die Liebe sprach: In der Geliebten AugeMußt du das Licht dir suchen, nicht das Feuer,Daß dir´s zur Lamp´ in dunkler Klause tauge,Nicht dir verzehre deines Lebens Scheuer.Die Liebe sprach: In der Geliebten WonneMußt du die Flügel suchen, nicht die Fesseln,Daß sie dich aufwärts tragen zu der Sonne,Nicht niederziehn zu Rosen und zu Nesseln.
Engel umschweben uns,Wo wir auch gehn,Engel umgeben uns,Wie wir uns drehn.Doch wir erkennen sieNicht in dem Licht,Und zu benennen sieWissen wir nicht.Selber zu blenden unsScheinet der Glanz,Wir von ihm wenden unsHalb oder ganz.Aber nun haben wirEngel ein Paar,Denen ja gaben wirNamen fürwahr.Und nicht vergaßen wir:Wirklich einmalSelber besaßen wirLeiblich den Strahl.Sollten wir wenden unsAb von dem Glanz?Sollten verblenden unsHalb oder ganz?Nein! wir erkennen euchFreudig im Licht,Und zu benennen euchZweifeln wir nicht.Lächelnd ihr gebet unsWohl zu verstehn,Daß ihr umschwebet uns,Wo wir auch gehn.
Hoffnung auf Hoffnung geht zu Scheiter,Aber das Herz hofft immer weiter:Wie sich Wog´ über Woge bricht,Aber das Meer erschöpft sich nicht.Daß sich die Wogen senken und heben,Das ist eben des Meeres Leben,Und daß es hoffet von Tag zu Tag´,Das ist des Herzens Wellenschlag.
Die Sprache ging durch Busch und Gehege,Sie bahnte sich ihre eigenen Wege.Und wenn sie einmal verirrt im Wald,Doch fand sie zurecht sich wieder bald.Sie ging einmal den gebahnten Steg,Da trat ein Mann ihr in den Weg.Die Sprache sprach: Wer bist du, Dreister?Er sprach: Dein Lehrer und dein Meister.Die Sprache dacht´ in ihrem Sinn:Bin ich nicht selber die Meisterin?Aber sie ließ es sich gefallen,Ein Streckchen mit ihrem Meister zu wallen.Der Meister sprach in einem fort,Er ließ die Sprache nicht kommen zum Wort.Er hatt´ an ihr gar manches zu tadeln,Sie sollte doch ihren Ausdruck adeln.Die Sprache lächelte lang´ in Huld,Endlich kam ihr die Ungeduld.Da fing sie an, daß es ihn erschreckte,Zu sprechen in einem Volksdialekte.Und endlich sprach sie gar in Zungen,Wie sie vor tausend Jahren gesungen.Sie konnt´ es ihm am Maul ansehn,Daß er nicht mocht´ ein Wort verstehn.Sie sprach: Wie du mich siehst vor dir,Gehört´ das alles doch auch zu mir;Das solltest du doch erst lernen fein,Eh´ du wolltest mein Lehrer sein.Drauf gingen sie noch ein Weilchen fort,Und der Meister führte wieder das Wort.Da kamen sie, wo sich die Wege teilten,Nach jeder Seit´ auseinander eilten.Die Sprache sprach: Was rätst nun du?Der Meister sprach: Nur gerade zu!Nicht rechts, und links nicht ausgeschritten;Immer so fort in der rechten Mitten!Die Sprache wollt´ einen Haken schlagen,Der Meister packte sie beim Kragen:Du rennst mein ganz System übern Haufen.Wenn du so willst in die Irre laufen.Die Sprache sprach: Mein guter Mann,Was geht denn dein System mich an?Du deutest den Weg mir mit der Hand,Ich richte mich nach der Sonne Stand;Und wenn die Stern´ am Himmel stehn,So lassen auch die mich nicht irre gehn.Macht ihr nur keinen Dunst mir vor,Daß ich sehn kann den ewigen Chor.Doch daß ich jetzo mich links will schlagen,Davon kann ich den Grund dir sagen:Ich war heut´ früh rechts ausgewichen,Und so wird´s wieder ausgeglichen.
O Sonn´, o Meer, o Rose!Wie wenn die Sonne triumphierend sichHebt über Sterne, die am Himmel stunden,Ein Schimmer nach dem andern leis´ erblich,Bis alle sind in einen Glanz geschwunden;So hab´ ich, Liebste, dichGefunden: Du kamst, da war, was je mein Herz empfunden,GeschwundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn des Meeres Arme aufthun sichDen Strömen, die nach ihnen sich gewunden,Hinein sich diese stürzen brünstiglich,Bis sie die Ruh im tiefen Schooß gefunden;So, Liebste, hab´ ich dichEmpfunden:Sich hat mein Herz mit allen SehnsuchtswundenEntbundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn im Frühling tausendfältig sichEin buntes Grün hat ringend losgewunden,Ein hadernd Volk, bis Rose königlichEintretend, es zum Kranz um sich verbunden;So, Liebste, hab´ ich dichUmwunden:Der Kranz des Daseyns muß sich blühend runden,GebundenIn dich.
In Lüften hängt ein LerchentonMein Ohr hat staunend ihn vernommenist´s eine die noch nicht entflohn?Ist´s eine die zurückgekommen,Gelockt von Frühling schonDa rings die Schöpfung noch von Winter ist?Durch meine Seele zieht ein Schwung,denn jeder Ton hat angeschlagen.Ist´s Ahnung, ist´s ErinnerungVon künftigen, von vor´gen Tagen?Ich fühle nur mich jungOb wie ich´s war, ob wie ich sein werd´? Ist zu fragen.Verklungen ist die MelodieVerklungen von SchneewolkenherdenUnd Winter ist´s im Herzen, wieAm Himmel Winter und auf ErdenSo Winter, als ob nieGewesen Frühling sei und nimmer sollte werden.
Liebesblüte der Natur,Schönste Blume dieser Flur!Wo ich suche deine Spur,Find’ ich meine Thränen nur.Meine Thränen find’ ich nurUnd die Trauer der Natur,Daß die Blume dieser FlurWeggegangen ohne Spur.Weggegangen ohne Spur!Nach dir bleibt mein Seufzer nur,Und ein Schauer der Natur,Machend Herbst auf Sommerflur.Mach, o Herbst, auf Sommerflur,Sichtbar jede Todesspur!Denn ein Schmuck des Todes nurIst die Blüte der Natur.Liebesblüte der Natur!Auf der FlurDeine Spur sind Thränen nur.
Warum sind deine Augen denn so naß?Ich habe der Liebsten ins Auge geschaut,So lange bis mir die meinen sind übergegangen,Warum sind deine Wangen denn so blaß, so blaß?Es sind die Rosen, die ich gebaut,Vor Sehnsucht hinüber gewandelt auf ihre Wangen.