Das Leben magst du wohl vergleichen einem Feste,Doch nicht zur Freude sind geladen alle Gäste.Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die BeschwerdeZu übertragen, daß die Lust den andern werde.Den Esel lud man einst zu diesem Hochzeitsschmause,Weil es zu tragen Holz und Wasser gab im Hause.Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch,Jawohl, beladen mit dem Tragreff und dem Schlauch.
Unsterblichkeit ist nicht der Zukunft aufgespart,Unsterblichkeit ist im Gefühl der Gegenwart.Du wärst nicht, der du bist, in diesem Nu der Zeit,Wenn du derselbige nicht wärst in Ewigkeit.So bald du denken willst, du wärest nicht mehr einst:So fühlst du, daß du dich insoweit selbst verneinst.Verneine nur dies Nein! dazu hast du empfahnDes Geistes Kraft allein, dich ewig zu bejahn.
Den Rosenzweig benagt ein Lämmchen auf der Weide,Es tuts nur sich zur Lust, es tuts nicht ihm zuleide.Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwacktEin Flöckchen Wolle nur; es ward davon nicht nackt.Das Flöckchen hielt der Dorn in scharfen Fingern fest;Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Nest.Sie sprach: – Tu auf die Hand und gib das Flöckchen mir,Und ist mein Nest gebaut, sing ich zum Danke Dir.Er gab, sie nahm und baut, und als sie nun gesungen,Da ist am Rosendorn vor Lust die Ros entsprungen!
Der Nachtigall Pfingstgesang Zu Pfingsten sang die Nachtigall nachdem sie Tau getrunken; die Rose hob beim hellen Schall das Haupt, das ihr gesunken! O kommt ihr alle trinkt und speist, ihr Frühlingsfestgenossen, weil übers ird´sche Mal der Geist des Herrn ist ausgegossen.
Gut ist´s, einen Wunsch zu hegenIn der Brust geheimstem Schrein,Mit dem Wahn, an ihm gelegenSei dein volles Glück allein.Gut ist´s, daß der Himmel immerDir verschiebt die WunschgewährDenn beglückt, du wärst es nimmer,Und du hofftest es nicht mehr.
Du, dieses Jahres Abend, Herbst,Sei meines Lebensabends Bild!Wie langsam du den Hain entfärbst,Und deine Sonn´ ist frühlingsmild:Es lacht das grünende Gefild Tief im Oktober ohne Frost,Und in der Traube schwillt der Most,Wie in der Brust Begeist´rung schwillt.
Weil ich nichts anders kann als nur dich lieben,will ich dich lieben denn so viel ich kann.Zu hassen dich hatt´ ich mir vorgeschrieben,mit Hasse sah das Herz die Vorschrift an.Dich zu vergessen hatt´ ich mich getrieben;vergessen war es eh ich mich besann.Da so der Haß ward von sich selbst zerrieben,so das Vergessen in sich selbst zerrann;so laß mich lieben denn, so viel ich kann, dich lieben,weil ich nichts anders als dich lieben kann.
Ich will, wann ich gestorben werde sein,Als Blume blühn aus meines Grabes Staube:Daß, die mich tötet jetzt, mich pflücke fein,Und Liebe noch einmal mein Leben raube.Ich will, wann ihre schöne Hand mich pflückt,Daß sie nicht wisse, wen sie also pflücke;Daß sie, mit der ich lebend mich geschmückt,Im Tode doch mit mir einmal sich schmücke.
Du bist ein Schatten am TageUnd in der Nacht ein Licht;Du lebst in meiner KlageUnd stirbst im Herzen nicht.Wo ich mein Zelt aufschlage,Da wohnst du bei mir dicht;Du bist mein Schatten am TageUnd in der Nacht mein Licht.Wo ich auch nach dir frage,Find ich von dir Bericht,Du lebst in meiner KlageUnd stirbst im Herzen nicht.Du bist ein Schatten am TageUnd in der Nacht ein Licht;Du lebst in meiner KlageUnd stirbst im Herzen nicht.
Nie stille steht die Zeit, der Augenblick entschwebt,und den du nicht benutzt, den hast du nicht gelebt.Und du auch stehst nie still, der gleiche bleibst du nimmer,und wer nicht besser wird, ist schon geworden schlimmer.Wer einen Tag der Welt nicht nutzt, hat ihr geschadet,weil er versäumt, wozu ihn Gott mit Kraft begnadet.