Wie sich die Zeit des Verstandes verschiebt,da doch die Jahre nicht säumen:Leider in Träumen und Schäumensind mir so viele verstaubt und verstiebt.Neigung, sie läßt sich nicht zäumen,wie das Laub in den Bäumenunwiderstehlich von frischem schiebt.So in den blühenden Räumendes Frühlings bin ich nun wieder verliebt.
Weltklugheit rät dir an: Verachte keinen Mann!Du weißt nicht, wie er dir noch nützen, schaden kann.Die Liebe gibt dir ein: Lieb alles, groß und klein!Der höchsten Liebe wert wirst du dadurch allein.O sieh, den Streit der Welt versöhnt ein Gotteshauch!Wer Himmelsliebe hat, der hat Weltklugheit auch.
O glaube nicht, daß du nicht seiest mitgezählt;Die Weltzahl ist nicht voll, wenn deine Ziffer fehlt.Die große Rechnung zwar ist ohne dich gemacht,Allein du selber bist in Rechnung mitgebracht.Ja mitgerechnet ist auf dich in alle Weise;Dein kleiner Ring greift ein in jene größeren Kreise.Zum Guten, Schönen will vom mangelhaften BösenDie Welt erlöst sein, und sollst sie mit erlösen.Vom Bösen mache dich, vom Mangelhaften frei;Zur Güt´ und Schöne so der Welten trägst du bei.
Seufzend sprach ich zu der Liebe,als ich sie entschleiert sah:"Ach, daß so Dein Antlitz bliebemeinen Blicken ewig nah!Doch wie Dich die Sehnsucht freierschauet einen Augenblick,senket wieder sich der Schleierund verdüstert mein Geschick."Liebe sprach: "In ewig reinemLichtestrahl ich – o du Tor:Nicht von meinem, sondern deinemAngesichte hängt der Flor!"
Der Schnee, der gestern noch in FlöckchenVom Himmel fiel,Hängt nun geronnen heut´ als GlöckchenAm zarten Stiel.Schneeglöckchen läutet; was bedeutet´sIm stillen Hain?O komm geschwind! Im Haine läutet´sDen Frühling ein.O kommt, ihr Blätter, Blüt´ und Blume,Die ihr noch träumt,All´ zu des Frühlings Heiligtume!Kommt ungesäumt!
Kehr´ ein bei mirDu bist die Ruh´,Der Friede mild,Die Sehnsucht du,Und was sie stillt. Ich weihe dirVoll Lust und SchmerzZur Wohnung hierMein Aug´ und Herz. Kehr´ ein bei mir,Und schließe duStill hinter dirDie Pforten zu! Treib andern SchmerzAus dieser Brust!Voll sei dies HerzVon deiner Lust; Dies Augenzelt,Von deinem GlanzAllein erhellt,O füll´ es ganz!
Ich bin müde, sterbensmüde;Ich bin müde, lebensmüde;Dieses Bangens und Verlangens,Dieses Hoffens, Bebens müde;Dieses zwischen Erd´ und HimmelAuf- und Niederschwebens müde;Dieses spinnengleichen WesensHirngespinste-Webens müde;Müde dieser TorenweisheitStolzen Überhebens müde.Auf, o Geist, in diesen FesselnRing dich nicht vergebens müde!Schwing dich auf zu deinem Äther,Des am Staube Klebens müde.
Du, dieses Jahres Abend, Herbst,Sei meines Lebensabends Bild!Wie langsam du den Hain entfärbst,Und deine Sonn´ ist frühlingsmild:Es lacht das grünende Gefild Tief im Oktober ohne Frost,Und in der Traube schwillt der Most,Wie in der Brust Begeist´rung schwillt.
Es kommt der Regen des Frühlings,Und bringt den Segen des Frühlings.Die Blumen stehen und wartenAn allen Stegen des Frühlings,Und Düfte streuen die LüfteAuf allen Wegen des Frühlings.Doch mein Gemüth ist beklommenIn Kummer wegen des Frühlings;Wie ich soll feiern die Feier,Ich bin verlegen, des Frühlings?Mir ist im Froste des WintersDie Lust erlegen des Frühlings.Bis euch, ihr Blumen, die blühtetIn Lustgehegen des Frühlings,Mir neu anreget zu blühenEin Hauch anregendes Frühlings;Hab’ ich, ein trauriger Gärtner,Das Grab zu pflegen des Frühlings.
Hoffnung auf Hoffnung geht zu Scheiter,Aber das Herz hofft immer weiter:Wie sich Wog´ über Woge bricht,Aber das Meer erschöpft sich nicht.Daß sich die Wogen senken und heben,Das ist eben des Meeres Leben,Und daß es hoffet von Tag zu Tag´,Das ist des Herzens Wellenschlag.