Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;Du sagst, du drehest dich um mich.Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich werdein meinen Nächten hell durch dich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;sie sagen, du veränderst dich. Allein du änderst nur die Lichtgebärdeund liebst mich unveränderlich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde,nur mein Erdenschatten hindert dich,die Liebesfackel stets am Sonnenherdezu zünden in der Nacht für mich.
In einem Lande möcht´ ich wohnen,Wo der Natur gesetzter ZwangHinwandeln läßt durch glüh´nde ZonenDes Jahres unverrückten Gang;Wo nach des Winters RegengüssenEin langer fester Sommer kommtUnd auch die Menschen fühlen müssen,Daß nicht ein wirrer Wechsel frommt.Und wäre das mir nicht beschieden,So möcht´ ich wohnen an dem Pol,Wo eines tiefen Winters FriedenIch mir ließ auch gefallen wohl;Da muß des Menschen Geist versenkenSich können in des Daseins SchachtUnd still sich nach den Sternen lenkenIn ewig heller Winternacht.Unselig ist der Mitte Schwanken,Dem hier wir unterworfen sind,Wo Stunden wechseln wie GedankenUnd die Gedanken wie der Wind;Wo keine ruhige EntfaltungErlaubt des Jahrlaufs wilde HastUnd in verworrner WelthaushaltungMensch und Natur hat nirgends Rast.
Zwischen Welt und Einsamkeitist das rechte Leben. Nicht zu nah und nicht zu weitwill ich mich begeben.In der Straßen lautem DrangFind´ ich mich zu blöde;Aber einen Schauer, bang,Fühl´ ich in der Öde.
Vorn Glauben gehst du aus und kehrst zurück zum Glauben;Der Zweifel steht am Weg, die Ruhe dir zu rauben.Gehst du ihm aus dem Weg, – er ist auf allen Wegen,In anderer Gestalt tritt er dir dort entgegen.Drum flieh nicht vor dem Feind, und such´ ihn auch nicht auf;Wo er dir aufstößt, räum ihn fort aus deinem Lauf!Bekämpfen mußt du ihn, du mußt ihn überwinden,Willst du durch sein Gebiet den Weg zur Wahrheit finden.Du zweifelst nicht, weil du geworden weiser bist;Zweifel ist die Hüll´, in der die Frucht soll reifen,Und die gereifte Frucht wird ihre Hüll´ abstreifen.
Glücklich ihr, daß ihr der Welt entronnen,Eh das Netz der Wirrung euch umsponnen,Das um die da leben wirft das Leben,Und nicht Einsicht kann´s, nur Tod, entweben.Wie sich Fremden, die sich lieben sollten,Selbst sich wehthun, die sich wohlthun wollten,Und so selten nur sich zwei verstehen,Die zusammen eines Weges gehen.Dieses Streits, mit halberwachtem Sinne,Glückliche, seid ihr nicht worden inne,Und nun seid ihr, wo er euch nicht irret,Ihr entwirrt seht alles was uns wirret.
Tadel mußt du lernen tragen,Dir die Wahrheit lassen sagen,Nicht darüber dich beklagen,Wenn es heilsam dich wird nagen.Aber, wenn es Tölpel wagen,Grob zu sein mit Wohlbehagen,Dir die Achtung zu versagen,Die den Tadel sollten tragen,Sollst du nichts nach ihnen fragenOder sie ins Antlitz schlagen.
Sind ein Paar kalterFreunde Winter und Alter:Winter schröpfend,Alter erschöpfend;Winter zwackend,Alter plackend;Winter pustend,Alter hustend;Winter geht,Alter steht:Gerne wär´ ich der beiden quitt,nähme Winter das Alter mit.
Verwelkte Blume, Menschenkind man senkt gelind dich in die Erd´ hinunter. Dann wird ob dir die Wiese grün und Blumen blüh´n und du blühst mitten darunter.
Ich habe geklopft an des Reichtums Haus;Man reicht mir ´nen Pfenning zum Fenster heraus.Ich habe geklopft an der Liebe Tür;Da stehen schon fünfzehn andere dafür.Ich klopfte leis an der Ehre Schloß;"Hier tut man nur auf dem Ritter zu Roß!Ich habe gesucht der Arbeit Dach;Da hört´ ich drinnen nur Weh und Ach!Ich suchte das Haus der Zufriedenheit;Es kannt es niemand weit und breit.Nun weiß ich noch ein Häuslein still,Wo ich zuletzt anklopfen will.Zwar wohnt darin schon mancher Gast,Doch ist für viele im Grab noch Rast.
Ich lebe nun mein Leben in Gedanken,Lebendiger als in der Tat es war,Gehoben seh´ ich Hemmungen und Schranken,Hinweggeräumt Verlockung und Gefahr:Daß doch so gut es ging, Gott muß ich´s danken,Nicht besser konnt´ es gehn, viel schlimmer gar.