Ich bin der Welt abhanden gekommen,Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,Sie hat so lange nichts von mir vernommen,Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,Ob sie mich für gestorben hält,Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,Und ruh´ in einem stillen Gebiet!Ich leb´ allein in meinem Himmel,In meinem Lieben, in meinem Lied!
Das Leben magst du wohl vergleichen einem Feste,Doch nicht zur Freude sind geladen alle Gäste.Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die BeschwerdeZu übertragen, daß die Lust den andern werde.Den Esel lud man einst zu diesem Hochzeitsschmause,Weil es zu tragen Holz und Wasser gab im Hause.Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch,Jawohl, beladen mit dem Tragreff und dem Schlauch.
Die Liebe sprach: In der Geliebten BlickeMußt du den Himmel suchen, nicht die Erde,Daß sich die beßre Kraft daran erquicke,Und dir das Sternbild nicht zum Irrlicht werde.Die Liebe sprach: In der Geliebten AugeMußt du das Licht dir suchen, nicht das Feuer,Daß dir´s zur Lamp´ in dunkler Klause tauge,Nicht dir verzehre deines Lebens Scheuer.Die Liebe sprach: In der Geliebten WonneMußt du die Flügel suchen, nicht die Fesseln,Daß sie dich aufwärts tragen zu der Sonne,Nicht niederziehn zu Rosen und zu Nesseln.
Wenn ihr an Nesseln streifet,So brennen sie,Doch wenn ihr fest sie greifet,Sie brennen nie.So zwingt ihr die Feinen,Auch die gemeinen Naturen nie.Doch preßt ihr wackerWie Nußaufknacker,So zwingt ihr sie.
Vorn Glauben gehst du aus und kehrst zurück zum Glauben;Der Zweifel steht am Weg, die Ruhe dir zu rauben.Gehst du ihm aus dem Weg, – er ist auf allen Wegen,In anderer Gestalt tritt er dir dort entgegen.Drum flieh nicht vor dem Feind, und such´ ihn auch nicht auf;Wo er dir aufstößt, räum ihn fort aus deinem Lauf!Bekämpfen mußt du ihn, du mußt ihn überwinden,Willst du durch sein Gebiet den Weg zur Wahrheit finden.Du zweifelst nicht, weil du geworden weiser bist;Zweifel ist die Hüll´, in der die Frucht soll reifen,Und die gereifte Frucht wird ihre Hüll´ abstreifen.
Ich stand auf Berges Halde,Als heim die Sonne ging,Und sah, wie überm WaldeDes Abends Goldnetz hing.Des Himmels Wolken tautenDer Erde Frieden zu,Bei AbendglockenlautenGing die Natur zur Ruh´.Ich sprach: O Herz, empfindeDer Schöpfung Stille nun,Und schick´ mit jedem KindeDer Flur dich auch, zu ruhn.Die Blumen alle schließenDie Augen allgemach,Und alle Wellen fließenBesänftiget im Bach.Nun hat der müde SilfeSich unters Blatt gesetzt,Und die Libell´ am SchilfeEntschlummert taubenetzt.Es ward dem goldnen KäferZur Wieg´ ein Rosenblatt;Die Herde mit dem SchäferSucht ihre Lagerstatt.Die Lerche sucht aus LüftenIhr feuchtes Nest im Klee,Und in des Waldes SchlüftenIhr Lager Hirsch und Reh.Wer sein ein Hüttchen nennet,Ruht nun darin sich aus;Und wen die Fremde trennet,Den trägt ein Traum nach Haus.Mich fasset ein Verlangen,Daß ich zu dieser FristHinauf nicht kann gelangen,Wo meine Heimat ist.
An der Birke Stamm gelehnt,Sah ich ihn sich biegen,Und die Wolke weißgedehntÜber ihm sich wiegen;Hin mit ihr zu fliegenHab ich mich empor gesehnt.Lieblich steuerst du dein Boot,Wolke, Götterbote,Angehaucht von Morgenrot,Und vom Abendrote;Stände zu GeboteMir dein Zaubermachtgebot!Dich verwandelnd wie ein Traum,Füllest du die LeereMit Gestalt, den HimmelsraumBald mit Schlacht und Heere,Bald im blauen MeereRagst du Fels, und stiebst du Schaum.Was die Seele wünschen mag,Zeigest du im Bilde,Vor der Sonn am heißen TagDienest du zum Schilde,Und von deiner MildeBettelt Tau der Frühlingshag.
O Weihnachtsbaum,O Weihnachtstraum!Wie erloschen ist dein Glanz,Wie zerstoben ist der Kranz,Der um dich den FreudentanzSchlang zur Weihnachtsfeier.O Weihnachtsbaum,O Weihnachtstraum!Der du noch an jedem AstHalbverbrannte Kerzen hast;Denn wir löschten sie mit HastMitten in der Feier.O Weihnachtsbaum,O Weihnachtstraum!Jeder Zweig ist noch beschwert,Und kein Naschwerk abgeleert.Ach, daß du so unverheertÜberstandst die Feier.O Weihnachtsbaum,O Weihnachtstraum!Mit den Früchten unverzehrt,Mit den Kerzen unversehrt,Steh, bis Weihnacht wiederkehrt,Steh zur Todtenfeier.O Weihnachtsbaum,O Weihnachtstraum!Wenn wir neu dich zünden an,Kaufen wir kein Englein dran;Unsre beiden Englein nahnDrobenher zur Feier.
Leb´ wohl und sehen wir uns wieder,So schlage du die Augen nieder,Und gehn will ich an dir vorbei.Als ob ichs nicht gewesen sei;Als ob ich nicht es sei gewesen,Der dir im Aug´ einst durfte lesen.Was würd´ ich lesen jetzt darin?Daß ich dir fremd geworden bin.Ich wills nicht in dem Auge lesen,Das einst mein Himmel ist gewesen,Daß ich daraus verstoßen bin,Und nie ein Rückweg ist dahin.
Engel umschweben uns,Wo wir auch gehn,Engel umgeben uns,Wie wir uns drehn.Doch wir erkennen sieNicht in dem Licht,Und zu benennen sieWissen wir nicht.Selber zu blenden unsScheinet der Glanz,Wir von ihm wenden unsHalb oder ganz.Aber nun haben wirEngel ein Paar,Denen ja gaben wirNamen fürwahr.Und nicht vergaßen wir:Wirklich einmalSelber besaßen wirLeiblich den Strahl.Sollten wir wenden unsAb von dem Glanz?Sollten verblenden unsHalb oder ganz?Nein! wir erkennen euchFreudig im Licht,Und zu benennen euchZweifeln wir nicht.Lächelnd ihr gebet unsWohl zu verstehn,Daß ihr umschwebet uns,Wo wir auch gehn.