Tadel mußt du lernen tragen,Dir die Wahrheit lassen sagen,Nicht darüber dich beklagen,Wenn es heilsam dich wird nagen.Aber, wenn es Tölpel wagen,Grob zu sein mit Wohlbehagen,Dir die Achtung zu versagen,Die den Tadel sollten tragen,Sollst du nichts nach ihnen fragenOder sie ins Antlitz schlagen.
In einem Lande möcht´ ich wohnen,Wo der Natur gesetzter ZwangHinwandeln läßt durch glüh´nde ZonenDes Jahres unverrückten Gang;Wo nach des Winters RegengüssenEin langer fester Sommer kommtUnd auch die Menschen fühlen müssen,Daß nicht ein wirrer Wechsel frommt.Und wäre das mir nicht beschieden,So möcht´ ich wohnen an dem Pol,Wo eines tiefen Winters FriedenIch mir ließ auch gefallen wohl;Da muß des Menschen Geist versenkenSich können in des Daseins SchachtUnd still sich nach den Sternen lenkenIn ewig heller Winternacht.Unselig ist der Mitte Schwanken,Dem hier wir unterworfen sind,Wo Stunden wechseln wie GedankenUnd die Gedanken wie der Wind;Wo keine ruhige EntfaltungErlaubt des Jahrlaufs wilde HastUnd in verworrner WelthaushaltungMensch und Natur hat nirgends Rast.
Weltklugheit rät dir an: Verachte keinen Mann!Du weißt nicht, wie er dir noch nützen, schaden kann.Die Liebe gibt dir ein: Lieb alles, groß und klein!Der höchsten Liebe wert wirst du dadurch allein.O sieh, den Streit der Welt versöhnt ein Gotteshauch!Wer Himmelsliebe hat, der hat Weltklugheit auch.
Engel umschweben uns,Wo wir auch gehn,Engel umgeben uns,Wie wir uns drehn.Doch wir erkennen sieNicht in dem Licht,Und zu benennen sieWissen wir nicht.Selber zu blenden unsScheinet der Glanz,Wir von ihm wenden unsHalb oder ganz.Aber nun haben wirEngel ein Paar,Denen ja gaben wirNamen fürwahr.Und nicht vergaßen wir:Wirklich einmalSelber besaßen wirLeiblich den Strahl.Sollten wir wenden unsAb von dem Glanz?Sollten verblenden unsHalb oder ganz?Nein! wir erkennen euchFreudig im Licht,Und zu benennen euchZweifeln wir nicht.Lächelnd ihr gebet unsWohl zu verstehn,Daß ihr umschwebet uns,Wo wir auch gehn.
Du meine Seele, du mein Herz,Du meine Wonn´, o du mein Schmerz,du meine Welt, in der ich lebe,mein Himmel du, darein ich schwebe,o du mein Grab, in das hinabich ewig meinen Kummer gab! Du bist die Ruh´, du bist der Frieden,du bist der Himmel, mir beschieden.Daß du mich liebst, macht mich dir wert,dein Blick hat mich vor mir verklärt,du hebst mich liebend über mich,mein guter Geist, mein bess´res Ich!
Wie sich die Zeit des Verstandes verschiebt,da doch die Jahre nicht säumen:Leider in Träumen und Schäumensind mir so viele verstaubt und verstiebt.Neigung, sie läßt sich nicht zäumen,wie das Laub in den Bäumenunwiderstehlich von frischem schiebt.So in den blühenden Räumendes Frühlings bin ich nun wieder verliebt.
Ich trage still,Weil ich nicht will,Daß man mich höre klagen;Ich trag allein,Die Last ist mein,Kein andrer soll sie tragen.Ich habe bis auf diesen TagSoviel getragen Schmerz und Pein;Ich hoffe, was da kommen mag,Es wird nun auch zu tragen sein.
In Lüften hängt ein LerchentonMein Ohr hat staunend ihn vernommenist´s eine die noch nicht entflohn?Ist´s eine die zurückgekommen,Gelockt von Frühling schonDa rings die Schöpfung noch von Winter ist?Durch meine Seele zieht ein Schwung,denn jeder Ton hat angeschlagen.Ist´s Ahnung, ist´s ErinnerungVon künftigen, von vor´gen Tagen?Ich fühle nur mich jungOb wie ich´s war, ob wie ich sein werd´? Ist zu fragen.Verklungen ist die MelodieVerklungen von SchneewolkenherdenUnd Winter ist´s im Herzen, wieAm Himmel Winter und auf ErdenSo Winter, als ob nieGewesen Frühling sei und nimmer sollte werden.
Phantasie, das ungeheure Riesenweib,Saß zu Berg,Hatte stehen neben sich zum ZeitvertreibWitz, den Zwerg.Der VerstandSeitwärts stand,Ein proportionierter Mann,Sah das tolle Spiel mit an.Phantasie mit Donnersturm thut auf den Mund,Witz verstummt;Schweigt die Riesin, thut sogleich der Zwerg sich kund,Pfeift und summt.Der VerstandHält nicht Stand,Geht und spricht: das mag ich nicht,Denn das sieht aus wie ein Gedicht.
Es kommt der Regen des Frühlings,Und bringt den Segen des Frühlings.Die Blumen stehen und wartenAn allen Stegen des Frühlings,Und Düfte streuen die LüfteAuf allen Wegen des Frühlings.Doch mein Gemüth ist beklommenIn Kummer wegen des Frühlings;Wie ich soll feiern die Feier,Ich bin verlegen, des Frühlings?Mir ist im Froste des WintersDie Lust erlegen des Frühlings.Bis euch, ihr Blumen, die blühtetIn Lustgehegen des Frühlings,Mir neu anreget zu blühenEin Hauch anregendes Frühlings;Hab’ ich, ein trauriger Gärtner,Das Grab zu pflegen des Frühlings.