Das Schönste ward gedichtetvon keines Dichters Mund,kein Denkmal ist errichtet,kein Marmor tut es kund.Es hat sich selbst geboren,wie eine Blume sprießtund wie aus Felsentorenein Brunnquell sich ergießt.
Das ist meine Klage,Daß vor dieser PlageSelbst verstummt die Klage.Wie ich mich am TageMit den Sorgen schlage,Wie ich nächtlich zage,Was ich stündlich trage,Läßt nicht Raum der Klage.Wann, o Himmel sage,Lösest du die FrageDer Entscheidungswage,Daß ich nicht mehr zage,Sondern überschlage,Mit Geduld ertrage,und in Ruh beklage! Sonnenschein, o schlage,In die Flucht, verjageDiese Nacht der Plage!Sommer, komm, ich trageLust nach längstem Tage,Wann ich nicht mehr zageNeuer Niederlage,Und am SarkophageDes Verlornen klage!
Du glaubtest längst dich vorbereitetMit willigem Entsagen;Und nun das Schicksal dich bestreitet,So mußt du dennoch klagen.Der Kämpfer war mit Muth gebrüstet,Und glaubte sich wie gut! gerüstet;Doch wenn hervor der Schrecken schreitetDes Kampfes, wird er zagen.Was hilfts auch, die Gedanken lenkenAuf das im Voraus, und sie senkenIn das, was gar sich nicht läßt denken,Eh man es muß ertragen!
Warum sind deine Augen denn so naß?Ich habe der Liebsten ins Auge geschaut,So lange bis mir die meinen sind übergegangen,Warum sind deine Wangen denn so blaß, so blaß?Es sind die Rosen, die ich gebaut,Vor Sehnsucht hinüber gewandelt auf ihre Wangen.
Seufzend sprach ich zu der Liebe,als ich sie entschleiert sah:"Ach, daß so Dein Antlitz bliebemeinen Blicken ewig nah!Doch wie Dich die Sehnsucht freierschauet einen Augenblick,senket wieder sich der Schleierund verdüstert mein Geschick."Liebe sprach: "In ewig reinemLichtestrahl ich – o du Tor:Nicht von meinem, sondern deinemAngesichte hängt der Flor!"
So wahr die Sonne scheinet,So wahr die Wolke weinet,So wahr die Flamme sprüht, So wahr der Frühling blüht;So wahr hab´ ich empfunden,Wie ich dich halt´ umwunden:Du liebst mich, wie ich dich,Dich lieb´ ich, wie du mich.Die Sonne mag verscheinenDie Wolke nicht mehr weinen,Die Flamme mag versprühn,Der Frühling nicht mehr blüh´n!Wir wollen uns umwindenUnd immer so empfinden:Du liebst mich, wie ich dich;Dich lieb ich, wie du mich.
Ich bin müde, sterbensmüde;Ich bin müde, lebensmüde;Dieses Bangens und Verlangens,Dieses Hoffens, Bebens müde;Dieses zwischen Erd´ und HimmelAuf- und Niederschwebens müde;Dieses spinnengleichen WesensHirngespinste-Webens müde;Müde dieser TorenweisheitStolzen Überhebens müde.Auf, o Geist, in diesen FesselnRing dich nicht vergebens müde!Schwing dich auf zu deinem Äther,Des am Staube Klebens müde.
Beim Hauch des Morgens und der Mitternächte SchauerFühl ich die Trauer, daß die Welt hat keine Dauer;Daß wir am Anfang schon dem End entgegen gehnUnd doch am Ende noch beim Anfang immer stehn.Bald haben wirs verwacht, bald haben wirs verträumt,Nie säumend Tag und Nacht, das Glück ist stets versäumt.
Meiner lieben Schwiegertochter AlmaWeihnachten 1865 Zeitungsbringerin,Fliegenwedelschwingerin,Fehllose Jägerin,Treffliche Totschlägerin,Liebe Beleberin,Kleinmutes Heberin,Sorgenabwenderin,Trostredespenderin,Leidens Abfragerin,Besserungswahrsagerin,Leisanschweberin,Arzeneigeberin,Stundenmahnerin,Zeitvertreibsanbahnerin,Temperaturspürerin,Feuernachschürerin,Witterungskünderin,Lampendochtanzünderin,Morgenbegrüßerin,Abendrastversüßerin,Nachtvorleserin,Bücheramtsverweserin,Allzeitunterhalterin, Gesprächsstoffsentfalterin,Wunschablauscherin,Dienstrollentauscherin,Allesbeschickerin,Allesüberblickerin,Allesbestreiterin,Krankenkostbereiterin,Festgabebedenkerin,Weihnachtsentenschenkerin,Engelverwenderin,Enkelzuspruchsenderin,Ordnerin, Schmückerin,Kopfkissenrückerin,Pfeifenkopfstopferin,Flaschenpfropfentpfropferin,Schlummerbecherfüllerin, Kalter Knie Umhüllerin,Nachtruhanwünscherin,Wenn ich wachensmatt bin,Heimlich schwach schachmatt bin,Treue MitträgerinMitpflegerinNeben deiner Schwägerin,Schwiegerkind, Söhnerin,Versöhnerin, Beschönerin,Unbelohnt Taglöhnerin,Allzeit frohe Frönerin,Liebliche Verwöhnerin:Nimm dies Liebeszeichen hin,Wie ich dir dankbar bin.
Du, dieses Jahres Abend, Herbst,Sei meines Lebensabends Bild!Wie langsam du den Hain entfärbst,Und deine Sonn´ ist frühlingsmild:Es lacht das grünende Gefild Tief im Oktober ohne Frost,Und in der Traube schwillt der Most,Wie in der Brust Begeist´rung schwillt.