Es saß der fromme Meister Mit Weib und Kind bei Tisch. Ach, seine Lebensgeister Sind nicht wie sonst so frisch. Er sitzt mit krummem Nacken Vor seinem Leibgericht, Er hält sich beide Backen, Worin es heftig sticht. Das brennt wie heiße Kohlen. Au, schreit er, au, verdammt! Der Teufel soll sie holen, Die Zähne allesamt! Doch gleich, wie es in Nöten Wohl öfter schon geschah, Begann er laut zu beten: Hilf, Apollonia! Kaum, daß aus voller Seele Er diesen Spruch getan, Fällt aus des Mundes Höhle Ihm plötzlich jeder Zahn.Und schmerzlos, Dank dem Himmel, Schmaust er, wie ´s sonst der Brauch, Nur war es mehr Gemümmel, Und lispeln tät er auch. Pohsit! Wie klingt so niedlich Des Meisters Säuselton. Er trank, entschlummert friedlich, Und horch, da schnarcht er schon.
Wem´s in der Unterwelt zu still, Wer oberhalb erscheinen will, Der baut sich, je nach seiner Weise, Ein sichtbarliches Wohngehäuse. Er ist ein blinder Architekt, Der selbst nicht weiß, was er bezweckt. Dennoch verfertigt er genau Sich kunstvoll seinen Leibesbau, Und sollte mal was dran passieren, Kann er´s verputzen und verschmieren, Und ist er etwa gar ein solch Geschicktes Tierlein wie der Molch, Dann ist ihm alles einerlei, Und wär´s ein Bein, er macht es neu. Nur schad, daß, was so froh begründet, So traurig mit der Zeit verschwindet, Wie schließlich jeder Bau hienieden, Sogar die stolzen Pyramiden.
Hätt einer auch fast mehr Verstand als wie die drei Weisen aus dem Morgenland und ließe sich dünken, er wäre wohl nie dem Sternlein nachgereist wie sie; dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt, fällt auf sein verständig Gesicht, er mag es merken oder nicht, ein freundlicher Strahl des Wundersternes von dazumal.
Es saß ein Fuchs im Walde tief.Da schrieb ihm der Bauer einen Brief:So und so, und er sollte nur kommen,´s wär´ alles verzieh´n, was übelgenommen.Der Hahn, die Hühner und Gänse ließenIhn alle zusammen auch vielmals grüßen.Und wann ihn denn erwarten sollteSein guter, treuer Krischan Bolte.Drauf schrieb der Fuchs mit Gänseblut:Kann nicht gut.Meine Alte mal wiederGekommen nieder!Im übrigen von ganzer Seele:Dein Fuchs in der Höhle.
Mich wurmt es, wenn ich nur dran denke. –Es saß zu München in der SchenkeEin Protz mit dunkelroter NaseBeim elften oder zwölften Glase.Da schlich sich kümmerlich heranEin armer, alter Bettelmann,Zog vor dem Protzen seinen HutUnd fleht: Gnä Herr, ach sein S´ so gut!Der Protz jedoch, fuchsteufelswild,Statt was zu geben, flucht und schilt:Gehst raus, du alter Lump, du schlechter!Nix möcht´ er, als grad saufen möcht´ er!
Zur Schenke lenkt mit WohlbehagenEr jeden Abend seinen SchrittUnd bleibt, bis daß die Lerchen schlagen.Er singt die letzte Strophe mit.Dagegen ist es zu beklagen,Daß er die Kirche nie betritt.Hier, leider, kann man niemals sagen:»Er singt die letzte Strophe mit.«
Ich wußte, sie ist in der Küchen,Ich bin ihr leise nachgeschlichen.Ich wollt´ ihr ew´ge Treue schwörenUnd fragen, willst du mir gehören?Auf einmal aber stutzte ich.Sie kramte zwischen dem Gewürze;Dann schneuzte sie und putzte sichDie Nase mit der Schürze.
Als ich ein kleiner Bube war,War ich ein kleiner Lump;Zigarren raucht´ ich heimlich schon,Trank auch schon Bier auf Pump.Zur Hose hing das Hemd heraus,Die Stiefel lief ich krumm,Und statt zur Schule hinzugeh´n,Strich ich im Wald herum.Wie hab´ ich´s doch seit jener ZeitSo herrlich weit gebracht! Die Zeit hat aus dem kleinen Lump´n großen Lump gemacht.
Ich meine doch, so sprach er mal,Die Welt ist recht pläsierlich.Das dumme Geschwätz von Schmerz und QualErscheint mir ganz ungebührlich.Mit reinem kindlichen GemütGenieß ich, was mir beschieden,Und durch mein ganzes Wesen ziehtEin himmlischer Seelenfrieden. –Kaum hat er diesen Spruch getan,Aujau! so schreit er kläglich.Der alte hohle BackenzahnWird wieder mal unerträglich.
Gehorchen wird jeder mit Genußden Frauen, den hochgeschätzten,hingegen machen uns meist Verdrußdie sonstigen Vorgesetzten.Nur wenn ein kleines Mißgeschickbetrifft den Treiber und Leiter,dann fühlt man für den Augenblicksich sehr befriedigt und heiter.Als neulich am Sonntag der Herr Pastoreine peinliche Pause machte,weil er den Faden der Rede verlor,da duckt´ sich der Küster und lachte.