Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,er flattert sehr und kann nicht heim.Ein schwarzer Kater schleicht herzu,die Krallen scharf, die Augen gluh.Am Baum hinauf und immer höherkommt er dem armen Vogel näher.Der Vogel denkt: Weil daß so istund weil mich doch der Kater frißt,so will ich keine Zeit verlieren,will noch ein wenig quinquillierenund lustig pfeifen wie zuvor.Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
Zwar mit seinem losen Mundneigt er zur Krakeele.Dabei ist er doch im Grundeiner treue Seele.Die er seine Freunde nennt,dulden seine Witze,denn ein jeder, der ihn kennt,kennt auch seine Mütze.
O wie lieblich, o wie schicklich,Sozusagen herzerquicklich,Ist es doch für eine Gegend,Wenn zwei Leute, die vermögend,Außerdem mit sich zufrieden,Aber von Geschlecht verschieden,Wenn nun diese, sag ich, ihreDazu nötigen PapiereSo wie auch die HaushaltsachenEndlich mal in Ordnung machenUnd in Ehren und beizeitenHin zum Standesamte schreiten,Wie es denen, welche lieben,Vom Gesetze vorgeschrieben,Dann ruft jeder freudiglich:´Gott sei Dank, sie haben sich! Daß es hierzu aber endlichKommen muß, ist selbstverständlich. -Oder liebt man Pfänderspiele?So was läßt den Weisen kühle.Oder schätzt man Tanz und Reigen?Von Symbolen laßt uns schweigen.Oder will man unter RosenInnig miteinander kosen? -Dies hat freilich seinen Reiz;Aber elterlicherseitsStößt man leicht auf so gewisseUnbequeme Hindernisse,Und man hat, um sie zu heben,Als verlobt sich kundzugeben. -Das ist allerdings was Schönes;Dennoch mangelt dies und jenes.Traulich im FamilienkreiseSitzt man da und flüstert leise,Drückt die Daumen, küßt und plaudert,Zehne schlägt´s, indes man zaudert,Mutter strickt und Vater gähnt,Und, eh man was Böses wähnt,Heißt es: Gute Nacht, bis morgen!´ -Tief im Paletot verborgen,Durch die schwarzen, nassen Gassen,Die fast jeder Mensch verlassen,Strebt man unmutsvoll nach HauseIn die alte, kalte Klause,Wühlt ins Bett sich tief und tiefer,Schnatteratt! so macht der Kiefer,Und so etwa gegen eineKriegt man endlich warme Beine.Kurz, Verstand sowie EmpfindungDringt auf ehliche Verbindung. -Dann wird´s aber auch gemütlich.Täglich, stündlich und minütlichDarf man nun vereint zu zweenArm in Arm spazierengehn!Ja, was irgend schön und lieblich,Segensreich und landesüblichUnd ein gutes Herz ergetzt,Prüft, erfährt und hat man jetzt.
Zu gräßlich hatt´ er mich geneckt. Wie weh war mir zu Sinn. Und tief gekränkt und aufgeschreckt Zum Kirchhof lief ich hin. Ich saß auf einem Leichenstein, Die Augen weint ich rot. Ach lieber Gott, erbarm dich mein Und mach mich endlich tot. Sieht er mich dann in meinem Sarg, So wird er lebenssatt Und stirbt vor Gram, weil er so arg Mein Herz behandelt hat. Kaum war´s gesagt, so legten sich Zwei Arme um mich her, Und auf der Stelle fühlte ich, Wer das getan, war er. Wir kehrten Arm in Arm zurück. Ich sah ihn an bei Licht. Nein, solchen treuen Liebesblick Hat doch kein Bösewicht.
Die Rose sprach zum Mägdelein: Ich muß dir ewig dankbar sein, daß du mich an den Busen drückst und mich mit deiner Huld beglückst. Das Mägdlein sprach: O Röslein mein, bild´ dir nur nicht zuviel drauf ein, daß du mir Aug und Herz entzückst. Ich liebe dich, weil du mich schmückst!
Also spricht der Fatalist:Du mußt werden, wie du bist.Widerstreben ist vergebens.Der Gebieter allen LebensGab dir schon von AnbeginnDeinen Wunsch und Eigensinn,Bald mit ja und bald mit nein,Gerade so und so zu sein.
Im Dorfe wohnt ein Vetter, Der gut versichert war Vor Brand und Hagelwetter Nun schon im zehnten Jahr. Doch nie seit dazumalen Ist ein Malheur passiert, Und so für nichts zu zahlen, Hat peinlich ihn berührt. Jetzt, denkt er, überlasse Dem Glück ich Feld und Haus. Ich pfeife auf die Kasse. Und schleunig trat er aus. O weh, nach wenig Tagen Da hieß es: »Zapperment! Der Weizen ist zerschlagen Und Haus und Scheune brennt.« Ein Narr hat Glück in Masse, Wer klug, hat selten Schwein. Und schleunig in die Kasse Trat er halt wieder ein.
Sei es freundlich, sei es böse,Meist genügend klar und scharfKlingt des Mundes WortgetöseFür den täglichen Bedarf.Doch die Höchstgefühle heischenIhren ganz besondern Klang;Dann sagt grunzen oder kreischenMehr als Rede und Gesang.
Habt ihr denn wirklich keinen SchimmerVon Angst, daß ihr noch ruhig schlaft?Wird denn in dieser Welt nicht immerDas Leben mit dem Tod bestraft?Ihr lebt vergnügt, trotz dem Verhängnis,Das näher stets und näher zieht.So stiehlt der Dieb, dem das GefängnisUnd später gar der Galgen blüht.Hör auf, entgegnet frech die Jugend,Du altes Jammerinstrument!Man merkt es gleich: du bist die Tugend,Die keinem sein Vergnügen gönnt.