Wandelt sich rasch auch die Weltwie Wolkengestalten,alles Vollendete fälltheim zum Uralten.Über den Wandel und Gang,weiter und freier,währt noch dein Vor-Gesang,Gott mit der Leier.Nicht sind die Leiden erkannt,nicht ist die Liebe gelernt,und was im Tod uns entfernt,ist nicht entschleiert.Einzig das Lied überm Landheiligt und feiert.
Wenn es nur einmal so ganz still wäre. Wenn das Zufällige und Ungefähre verstummte und das nachbarliche Lachen, wenn das Geräusch, das meine Sinne machen, mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –: Dann könnte ich in einem tausendfachen Gedanken bis an deinen Rand dich denken und dich besitzen (nur ein Lächeln lang), um dich an alles Leben zu verschenken wie einen Dank.
Die Vögel jubeln – lichtgeweckt –,die blauen Weiten füllt der Schall aus;im Kaiserpark das alte Ballhausist ganz mit Blüten überdeckt.Die Sonne schreibt sich hoffnungsvollins junge Gras mit großen Lettern.Nur dorten unter welken Blätternseufzt traurig noch ein Steinapoll.Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanzhinweg das gelbe Blattgerankeund legt um seine Stirn, die blanke,den blauenden Syringenkranz.
Wie das Gestirn, der Mond, erhaben, voll Anlaß,plötzlich die Höhn übertritt, die entworfene Nachtgelassen vollendend: siehe: so steigt mirrein die Stimme hervor aus Gebirgen des Nichtmehr.Und die Stellen, erstaunt, an denen du da warst undfortkamst, schmerzen klarer dir nach.
Traum ist Brokat, der vor dir niederfließt.Traum ist ein Baum, ein Glanz der geht, ein Laut –ein Fühlen, das in dir beginnt und schließt ist Traum;ein Tier das dir ins Auge schaut ist Traum;ein Engel, welcher dich genießt, ist Traum.Traum ist das Wort, das sanften Falles in dein Gefühlfällt wie ein Blütenblatt,das dir im Haar bleibt: licht, verwirrt und matt –,hebst du die Hände auf: auch dann kommt Traum,kommt in sie wie das Fallen eines Balles –;fast alles träumt –, du aber trägst das alles.
Unten macht sich aller Abend grauer,und das ist schon Nacht, was da als lauerLappen sich um die Laternen hängt.Aber höher, plötzlich ungenauer,wird die leere leichte Feuermauereines Hinterhauses in die Schauereiner Nacht hinaufgedrängt,welche Vollmond hat und nichts als Mond.Und dann gleitet oben eine Weiteweiter, welche heil ist und geschont,und die Fenster an der ganzen Seitewerden weiß und unbewohnt.
Dies überstanden haben, auch das Glück ganz überstanden haben, still und gründlich, – bald war die Prüfung stumm, bald war sie mündlich, wer schaute nicht verwundert her zurück. Gekonnt hats keiner; denn das Leben währt weils keiner konnte. Aber der Versuche Unendlichkeit! Das neue Grün der Buche ist nicht so neu wie das uns widerfährt. Weils keiner meistert, bleibt das Leben rein. Ists nicht verlegne Kraft wenn ich am Morgen turne? Und von der Kraft, die war, wie leise spricht der Stein. Und auf dem leisen Stein wie fruchthaft schließt die Urne.
Zu solchen Stunden gehn wir also hinund gehen jahrelang zu solchen Stunden,auf einmal ist ein Horchender gefunden –und alle Worte haben Sinn.Dann kommt das Schweigen, das wir lang erwarten,kommt wie die Nacht, von großen Sternen breit :zwei Menschen wachsen wie im selben Garten,und dieser Garten ist nicht in der Zeit.Und wenn die beiden gleich darauf sich trennen,beim ersten Wort ist jeder schon allein.Sie werden lächeln und sich kaum erkennen,aber sie werden beide größer sein…
Giebt es wirklich die Zeit, die zerstörende?Wann, auf dem ruhenden Berg, zerbricht sie die Burg?Dieses Herz, das unendlich den Göttern gehörende,wann vergewaltigts der Demiurg?Sind wir wirklich so ängstlich Zerbrechende,wie das Schicksal uns wahr machen will?Ist die Kindheit, die tiefe, versprechliche,in den Wurzeln – später – still?Ach das Gespenst des Vergänglichen,durch den arglos Empfänglichengeht es, als wär es ein Rauch.Als die, die wir sind, als die Treibenden,gelten wir doch bei bleibendenKräften als göttlicher Brauch.
Das Märchen von der Wolke Der Tag ging aus mit mildem Tone,so wie ein Hammerschlag verklang.Wie eine gelbe Goldmelonelag groß der Mond im Kraut am Hang. Ein Wölkchen wollte davon naschen,und es gelang ihm, ein paar Zolldes hellen Rundes zu erhaschen,rasch kaut es sich die Bäckchen voll. Es hielt sich lange auf der Flucht aufund sog sich ganz mit Lichte an; -da hob die Nacht die goldne Frucht auf:Schwarz ward die Wolke und zerrann.