Ich habe kein Vaterhaus,und habe auch keines verloren;meine Mutter hat mich in die Welt hinausgeboren.Da steh ich nun in der Welt und gehin die Welt immer tiefer hinein,und habe mein Glück und habe mein Wehund habe jedes allein.Und bin doch manch eines Erbe.Mit drei Zweigen hat mein Geschlecht geblühtauf sieben Schlössern im Wald,und wurde seines Wappens müdund war schon viel zu alt; –und was sie mir ließen und was ich erwerbezum alten Besitze, ist heimatlos.In meinen Händen, in meinem Schooßmuß ich es halten, bis ich sterbe.Denn was ich fortstelle,hinein in die Welt,fällt,ist wie auf eine Welle gestellt.
Ach, wie ihr heimlich vergeht!Wer hat es verstanden,daß ihr den Nachen gedrehtohne zu landen?Keiner erfaßt es. Wo singtrühmend ein Mund?Alles vertaucht und ertrinkt,drängt sich am Grund.Drüberhin treibt uns der Schwung,wie das Gefäll ihn leiht ...Nichtmal zur Spiegelungbleibt uns Zeit
Wie das Gestirn, der Mond, erhaben, voll Anlaß,plötzlich die Höhn übertritt, die entworfene Nachtgelassen vollendend: siehe: so steigt mirrein die Stimme hervor aus Gebirgen des Nichtmehr.Und die Stellen, erstaunt, an denen du da warst undfortkamst, schmerzen klarer dir nach.
Ich weiß nicht, was ich habe,mir ist ums Herz so schwer…Ums Herze? Ach was sag ich –ich hab doch keines mehr.Seit ich, mein Glück, dich kenne,du süßes Liebchen mein,vom ersten Augenblickean wars ja doch schon dein.O mögst du es behalten,damit es stets so blieb –es soll ja dir gehören,nur, mein süßes Lieb!Giebs nie mehr mir zurücke –es schlägt dir ja in Treu –und willst du´s nicht mehr habenMein Schatz, dann brichs entzwei.
Denn, Herr, die großen Städte sindverlorene und aufgelöste;wie Flucht vor Flammen ist die größte, –und ist kein Trost, daß er sie tröste,und ihre kleine Zeit verrinnt.Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,in tiefen Zimmern, bange von Gebärde,geängsteter denn eine Erstlingsherde;und draußen wacht und atmet deine Erde,sie aber sind und wissen es nicht mehr.Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,die immer in demselben Schatten sind,und wissen nicht, daß draußen Blumen rufenzu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, – und müssen Kind sein und sind traurig Kind.Da blühen Jungfrauen auf zum Unbekanntenund sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh;das aber ist nicht da, wofür sie brannten,und zitternd schließen sie sich wieder zu.Und haben in verhüllten Hinterzimmerndie Tage der enttäuschten Mutterschaft,der langen Nächte willenloses Wimmernund kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.Und ganz im Dunkel stehn die Sterbebetten,und langsam sehnen sie sich dazu hin;und sterben lange, sterben wie in Kettenund gehen aus wie eine Bettlerin.
Wenn die Uhren so nahwie eigene Herzen schlagen,und die Dinge mit zagenStimmen sich fragen:Bist du da? – :Dann bin ich nicht der, der am Morgen erwacht,einen Namen schenkt mir die Nacht,den keiner, den ich am Tage sprach,ohne tiefes Fürchten erführe –Jede Türein mir gibt nach...Und da weiß ich, daß nicht vergeht,keine Geste und kein Gebet(dazu sind die Dinge zu schwer) –meine ganze Kindheit stehtimmer im mich her.Niemals bin ich allein.Viele, die vor mir lebtenund fort von mir strebten,webten,webtenan meinem Sein.Und setz ich mich zu dir herund sage dir leise: Ich litt -hörst du? Wer weiß wer murmelt es mit.
Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter, geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden. Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter, hat denselben Gang wie die namenlosen Gefühle. Steht als Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen; was du fühlst, ist er, im Innern der Härte geschmeidig, daß im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen, lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.
Ich war einmal so kinderkühl:da traf mich alles wie ein Bangen.Jetzt ist mir jede Angst vergangen,nur diese wärmt mir noch die Wangen: ich fürchte mich vor dem Gefühl.Es ist nicht mehr das Tal, darin ein Liedwie schützend seine lichten Schwingen breitet, –es ist ein Turm, der vor den Fluren flieht,bis meine Sehnsucht hoch vom Saume siehtund zitternd mit der fremden Stärke streitet,die sie so selig von den Zinnen zieht.
Der Tag entschlummert leise, –ich walle menschenfern…Wach sind im weiten Kreiseich – und ein bleicher Stern.Sein Auge lichtdurchwobenruht flimmernt hell auf mir,er scheint am Himmel drobenso einsam, wie ich hier…
Wer ist es, wer mich so liebt, daß ersein liebes Leben verstößt?Wenn einer für mich ertrinkt im Meer,so bin ich vom Steine zur Wiederkehrins Leben, ins Leben erlöst.Ich sehne mich so nach dem rauschenden Blut;der Stein ist so still.Ich träume vom Leben: das Leben ist gut.Hat keiner den Mut,durch den ich erwachen will?Und werd ich einmal im Leben sein,das mir alles Goldenste giebt, –so werd ich alleinweinen, weinen nach meinem Stein.Was hilft mir mein Blut, wenn es reift wie der Wein?Es kann aus dem Meer nicht den Einen schrein,der mich am meisten geliebt.