Blühende Myrte –Ich hoffte süße Frucht von dir zu pflücken;Die Blüte fiel, nun seh ich, daß ich irrte.Schnell welkende Winden –Die Spur von meinen Kinderfüßen sucht ichAn eurem Zaun, doch konnt ich sie nicht finden.Muskathyazinthen –Ihr blühtet einst in Urgroßmutters Garten;Das war ein Platz, weltfern, weit, weit dahinten.Dunkle Zypressen –Die Welt ist gar zu lustig:Es wird doch alles vergessen.
Wenn einsam du im Kämmerlein gesessen,wenn dich der Schlummer floh die lange Nacht,dann hast du oft, so sprichst du, mein gedacht;doch, wenn die Sonne kommen unterdessen,wenn dir die Welt und jeglich Aug gelacht,hast du auch dann wohl jemals mein gedacht?
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußtUnd leise mehr und mehr von meiner Brust;Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,Doch fühl´ ich wohl, ich muß dich gehen lassen.So laß mich denn, bevor du weit von mirIns Leben gehst, noch einmal danken dir;Und magst du nie, was rettungslos vergangen,In schlummerlosen Nächten heimverlangen.Hier steh´ ich nun und schaue bang zurück;Vorüberrinnt auch dieser Augenblick,Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,Wir werden keine mehr zusammenleben.
Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen,Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt;Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen,Es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt.Geht immerhin - denn eure Tat ist euer -Und widerruft, was einst das Herz gebot;Und kauft, wenn dieser Preis euch nicht zu teuer,Dafür euch in der Heimat euer Brot!Ich aber kann des Landes nicht, des eignen,In Schmerz verstummte Klagen mißverstehn;Ich kann die stillen Gräber nicht verleugnen,Wie tief sie jetzt in Unkraut auch vergehn. -Du, deren zarte Augen mich befragen, -Der dich mir gab, gesegnet sei der Tag!Laß nur dein Herz an meinem Herzen schlagen,Und zage nicht! Es ist derselbe Schlag.Es strömt die Luft - die Knaben stehn und lauschen,Vom Strand herüber dringt ein Möwenschrei;Das ist die Flut! Das ist des Meeres Rauschen!Ihr kennt es wohl; wir waren oft dabei.Von meinem Arm in dieser letzten StundeBlickt einmal noch in´s weite Land hinaus,Und merkt es wohl, es steht auf diesem Grunde,Wo wir auch weilen, unser Vaterhaus.Wir scheiden jetzt, bis dieser Zeit BeschwerdeEin andrer Tag, ein besserer, gesühnt;Denn Raum ist auf der heimatlichen ErdeFür Fremde nur und was den Fremden dient.Doch ist´s das flehendste von den Gebeten,Ihr mögt dereinst, wenn mir es nicht vergönnt,Mit festem Fuß auf diese Scholle treten,Von der sich jetzt mein heißes Auge trennt! -Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen WiegeAuch noch auf diesem teuren Boden stand,Hör mich! - denn alles andere ist Lüge -Kein Mann gedeihet ohne Vaterland!Kannst du den Sinn, den diese Worte führen,Mit deiner Kinderseele nicht verstehn,So soll es wie ein Schauer dich berührenUnd wie ein Pulsschlag in dein Leben gehn!
Wie wenn das Leben wär nichts andresAls das Verbrennen eines Lichts!Verloren geht kein einzig Teilchen,Jedoch wir selber gehn ins Nichts! Denn was wir Leib und Seele nennen,So fest in eins gestaltet kaum,Es löst sich auf in TausendteilchenUnd wimmelt durch den öden Raum. Es waltet stets dasselbe Leben,Natur geht ihren ew´gen Lauf;In tausend neuerschaffnen WesenStehn diese tausend Teilchen auf. Das Wesen aber ist verloren,Das nur durch ihren Bund bestand,Wenn nicht der Zufall die verstäubtenAufs neu zu einem Sein verband.
Schon ins Land der PyramidenFlohn die Störche übers Meer;Schwalbenflug ist längst geschieden,Auch die Lerche singt nicht mehr.Seufzend in geheimer KlageStreift der Wind das letzte Grün;Und die süßen Sommertage,Ach, sie sind dahin, dahin!Nebel hat den Wald verschlungen,Der dein stillstes Glück gesehn;Ganz in Duft und DämmerungenWill die schöne Welt vergehn.Nur noch einmal bricht die SonneUnaufhaltsam durch den Duft,Und ein Strahl der alten WonneRieselt über Tal und Kluft.Und es leuchten Wald und Heide,Daß man sicher glauben mag,Hinter allem WinterleideLieg´ ein ferner Frühlingstag.
Begrabe nur dein Liebstes! Dennoch gilt´sNun weiterleben; – und im Drang des Tages,Dein Ich behauptend, stehst bald wieder du.– So jüngst im Kreis der Freunde war es, woHinreißend´ Wort zu lauter Rede schwoll;Und nicht der Stillsten einer war ich selbst.Der Wein schoß Perlen im kristallnen Glas,Und in den Schläfen hämmerte das Blut; –Da plötzlich in dem hellen Tosen hört ich– Nicht Täuschung war´s, doch wunderbar zu sagen –Aus weiter Ferne hört ich eine Stille;Und einer Stimme Laut, wie mühsam zu mir ringend,Sprach todesmüd, doch süß, daß ich erbebte:»Was lärmst du so, und weißt doch, daß ich schlafe!«
Mir ist das Herz so froh erschrocken,das ist die liebe Weihnachtszeit!Ich höre fern her Kirchenglockenmich lieblich heimatlich verlockenin märchenstille Herrlichkeit.Ein frommer Zauber hält mich wieder,anbetend, staunend muß ich stehn;es sinkt auf meine Augenliderein goldner Kindertraum hernieder,ich fühl´s, ein Wunder ist geschehn.
Das Mädchen mit den hellen Augen,Die wollte keines Liebste sein;Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen,Die Freier schauten hinterdrein. Die Freier standen ganz von ferneIn blanken Röcken lobesam."Frau Mutter, ach, so sprecht ein WörtchenUnd macht das liebe Kindlein zahm!" Die Mutter schlug die Händ´ zusammen,Die Mutter rief: "Du töricht Kind,Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,Die Freier gehen gar geschwind!" Sie aber ließ die Zöpfe fliegenUnd lachte alle Weisheit aus;Da sprang durch die erschrocknen FreierEin toller Knabe in das Haus. Und wie sie bog das wilde Köpfchen,Und wie ihr Füßchen schlug den Grund,Er schloß sie fest in seine ArmeUnd küßte ihren roten Mund. Die Freier standen ganz von ferne,Die Mutter rief vor Staunen schier:"Gott schütz dich vor dem ungeschlachten,Ohn Maßen groben Kavalier!