Das Mädchen mit den hellen Augen,Die wollte keines Liebste sein;Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen,Die Freier schauten hinterdrein. Die Freier standen ganz von ferneIn blanken Röcken lobesam."Frau Mutter, ach, so sprecht ein WörtchenUnd macht das liebe Kindlein zahm!" Die Mutter schlug die Händ´ zusammen,Die Mutter rief: "Du töricht Kind,Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,Die Freier gehen gar geschwind!" Sie aber ließ die Zöpfe fliegenUnd lachte alle Weisheit aus;Da sprang durch die erschrocknen FreierEin toller Knabe in das Haus. Und wie sie bog das wilde Köpfchen,Und wie ihr Füßchen schlug den Grund,Er schloß sie fest in seine ArmeUnd küßte ihren roten Mund. Die Freier standen ganz von ferne,Die Mutter rief vor Staunen schier:"Gott schütz dich vor dem ungeschlachten,Ohn Maßen groben Kavalier!
Mehr in der Töne SchwellenNeigt sich die Seele dir;Höher schlagen die Wellen,Fluten die Pulse mir.Fliehen und Wiederfinden,Wechselnde Melodie!Laß du die Seele schwinden,Sterben in Harmonle.Hörst du den Ruf erklingen,Rührend dein träumend Ohr?Weiße blendende SchwingenTragen dich wehend empor.Selig, im Lichte zu schwebenÜber den Wolken hoch!Ließt du das süße Leben,Kennst du die Erde noch?Aber zum stillen GrundeZieht es hernieder schon;Heimlich von Mund zu MundeWechselt ein leiser Ton.Fernhin rauschen die Wogen,Schütze mein pochend Herz!Schon kommt die Nacht gezogen -Fühlst du den süßen Schmerz?
Hin gen Norden zieht die Möwe,Hin gen Norden zieht mein Herz;Fliegen beide aus mitsammen,Fliegen beide heimatwärts.Ruhig, Herz! du bist zur Stelle;Flogst gar rasch die weite Bahn –Und die Möwe schwebt noch ruderndÜberm weiten Ozean.
Ich wand ein Sträußchen morgens früh, Das ich der Liebsten schickte; Nicht ließ ich sagen ihr, von wem Und wer die Blumen pflückte. Doch als ich abends kam zum Tanz Und tat verstohlen und sachte, Da trug sie die Nelken am Busenlatz Und schaute mich an und lachte.
Die verehrlichen Jungen, welche heuerMeine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,Ersuche ich höflichst, bei diesem VergnügenWomöglichst insoweit sich zu beschränken,Daß sie daneben auf den BeetenMir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus. Weihnachten war’s, durch alle Gassen scholl der Kinder Jubel und des Markts Gebraus. Und wie der Menschenstrom mich fortgespült, drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr: „Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor. Ich schrak empor, und beim Laternenschein sah ich ein blasses Kinderangesicht; wes Alters und Geschlechts es mochte sein, erkannt ich im Vorübergehen nicht. Nur von dem Treppenstein, darauf es saß, noch immer hört ich, mühsam, wie es schien: „Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlaß; doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn. Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham, am Weg zu handeln mit dem Bettelkind? Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam, verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind. Doch als ich endlich war mit mir allein, erfaßte mich die Angst im Herzen so, als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Blühende Myrte –Ich hoffte süße Frucht von dir zu pflücken;Die Blüte fiel, nun seh ich, daß ich irrte.Schnell welkende Winden –Die Spur von meinen Kinderfüßen sucht ichAn eurem Zaun, doch konnt ich sie nicht finden.Muskathyazinthen –Ihr blühtet einst in Urgroßmutters Garten;Das war ein Platz, weltfern, weit, weit dahinten.Dunkle Zypressen –Die Welt ist gar zu lustig:Es wird doch alles vergessen.
Es ist ein Flüstern in der Nacht,Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;Ich fühl´s, es will sich was verkündenUnd kann den Weg nicht zu mir finden.Sind´s Liebesworte, vertrauet dem Wind,Die unterwegs verwehet sind?Oder ist´s Unheil aus künftigen Tagen,Das emsig drängt sich anzusagen?
Heute, nur heute Bin ich so schön;Morgen, ach morgenMuß alles vergehn!Nur diese StundeBist du noch mein;Sterben, ach sterbenSoll ich allein.