Hier an der BergeshaldeVerstummet ganz der Wind;Die Zweige hängen nieder;Darunter sitzt das Kind.Sie sitzt im Thymiane,Sie sitzt in lauter Duft;Die blauen Fliegen summenUnd blitzen durch die Luft.Es steht der Wald so schweigend,Sie schaut so klug darein;Um ihre braunen LockenHinfließt der Sonnenschein.Der Kuckuck lacht von ferne,Es geht mir durch den Sinn:Sie hat die goldnen AugenDer Waldeskönigin.
Wohl fühl ich, wie das Leben rinntUnd daß ich endlich scheiden muß,Daß endlich doch das letzte LiedUnd endlich kommt der letzte Kuß.Noch hing ich fest an deinem MundIn schmerzlich bangender Begier;Du gibst der Jugend letzten Kuß,Die letzte Rose gibst du mir.Du schenkst aus jenem ZauberkelchDen letzten goldnen Trunk mir ein;Du bist aus jener MärchenweltMein allerletzter Abendschein.Am Himmel steht der letzte Stern,O halte nicht dein Herz zurück;Zu deinen Füßen sink ich hin,O fühl´s, du bist mein letztes Glück!Laß einmal noch durch meine BrustDes vollsten Lebens Schauer wehn,Eh seufzend in die große NachtAuch meine Sterne untergehn.
O bleibe treu den Toten,Die lebend du betrübt;O bleibe treu den Toten,Die lebend du geliebt.Sie starben, doch sie bliebenAuf Erden wesenlos,Bis allen ihren LiebenDer Tod die Augen schloß.Indessen du dich herzlichIn Lebenslust versenkst,Wie sehnen sie sich schmerzlich,Daß ihrer du gedenkst!Sie nahen dir in Liebe,Allein du fühlst es nicht;Sie schau´n dich an so trübe,Du aber siehst es nicht.Die Brücke ist zerfallen!Nun mühen sie sich bangEin Liebeswort zu lassen,Das nie herüber klang.In ihrem SchattenlebenQuält eins sie gar zu sehr:Ihr Herz will dir vergeben,Ihr Mund vermag´s nicht mehr.O bleibe treu den TotenDie lebend du betrübt;O bleibe treu den Toten,Die lebend dich geliebt.
Ich wanderte schon lange,Da kamst du daher.Nun gingen wir zusammen,Ich sah dich nie vorher.Noch eine kurze Strecke– Das Herz wird mir so schwer –,Du hast noch weit zu gehen,Ich kann nicht weiter mehr.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,das ist die liebe Weihnachtszeit!Ich höre fern her Kirchenglockenmich lieblich heimatlich verlockenin märchenstille Herrlichkeit.Ein frommer Zauber hält mich wieder,anbetend, staunend muß ich stehn;es sinkt auf meine Augenliderein goldner Kindertraum hernieder,ich fühl´s, ein Wunder ist geschehn.
Ich hab es mir zum Trost ersonnenIn dieser Zeit der schweren Not,In dieser Blütezeit der Schufte,In dieser Zeit von Salz und Brot.Ich zage nicht, es muß sich wenden,Und heiter wird die Welt erstehn,Es kann der echte Keim des LebensNicht ohne Frucht verlorengehn.Der Klang von Frühlingsungewittern,Von dem wir schauernd sind erwacht,Von dem noch alle Wipfel rauschen,Es kommt noch einmal, über Nacht!Und durch den ganzen Himmel rollenWird dieser letzte Donnerschlag;Dann wird es wirklich Frühling werdenUnd hoher, heller, goldner Tag.Heil allen Menschen, die es hören!Und Heil dem Dichter, der dann lebtUnd aus dem offnen Schacht des LebensDen Edelstein der Dichtung hebt!
Mitunter weicht von meiner Brust,Was sie bedrückt seit deinem Sterben;Es drängt mich, wie in Jugendlust,Noch einmal um das Glück zu werben.Doch frag´ ich dann: was ist das Glück?So kann ich keine Antwort geben,Als die, daß du mir kämst zurück,Um so wie einst mit mir zu leben.Dann seh´ ich jenen Morgenschein,Da wir dich hin zur Gruft getragen;Und lautlos schlafen die Wünsche ein,Und nicht mehr will ich das Glück erjagen.
Wir haben nicht das Glück genossenIn irdischer Gelassenheit,In Qualen ist´s emporgeschossen,Wir wußten nichts von Seligkeit. Verzehrend kam´s in Sturm und Drange;Ein Weh nur war es, keine Lust!Es bleichte deine zarte WangeUnd brach den Atem meiner Brust. Es schlang uns ein in wilde Fluten,Es riß uns in den jähen Schlund;Zerschmettert fast und im VerblutenLag endlich trunken Mund auf Mund. Des Lebens Flamme war gesunken;Des Lebens Feuerquell verrauscht,Bis wir auf´s neu den GötterfunkenUmfangend, selig eingetauscht.
Zürnt mir nicht, verehrte Frau, Daß auch ich Euch gratuliere! Armut ist ein schlechter Gast, Furchtsam tret ich in die Türe. Draußen stand ich, und ich sah Alle Fenster hell erleuchtet; Und ich dachte, wie so oft Ihr mir milde Gabe reichtet. Gönnt nur einen Augenblick, Mich an Eurem Glück zu weiden! Schwester weint zu Haus nach Brot – Ach, wir haben wenig Freuden.
Über die Heide hallet mein Schritt;dumpf aus der Erde wandert es mit.Herbst ist gekommen, Frühling ist weit –gab es denn einmal selige Zeit?Brauende Nebel geistern umher;schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.Wär´ ich hier nur nicht gegangen im Mai!Leben und Liebe – wie flog es vorbei!