Mit einem Rosenstrauß Du und dein Sohn,Sie sind beide schon alt;Doch blühen noch Rosen,Und das Herz ist nicht kalt.
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus. Weihnachten war’s, durch alle Gassen scholl der Kinder Jubel und des Markts Gebraus. Und wie der Menschenstrom mich fortgespült, drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr: „Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor. Ich schrak empor, und beim Laternenschein sah ich ein blasses Kinderangesicht; wes Alters und Geschlechts es mochte sein, erkannt ich im Vorübergehen nicht. Nur von dem Treppenstein, darauf es saß, noch immer hört ich, mühsam, wie es schien: „Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlaß; doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn. Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham, am Weg zu handeln mit dem Bettelkind? Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam, verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind. Doch als ich endlich war mit mir allein, erfaßte mich die Angst im Herzen so, als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,Nur ein Gefühl, empfunden eben;Und dennoch spricht es stets darein,Und dennoch stört es dich zu leben.Wenn du es andern klagen willst,so kannst du´s nicht in Worte fassen.Du sagst dir selber: »Es ist nichts!«Und dennoch will es dich nicht lassen.So seltsam fremd wird dir die Welt,Und leis verläßt dich alles Hoffen,Bis du es endlich, endlich weißt,Daß dich des Todes Pfeil getroffen.
Das Mädchen mit den hellen Augen,Die wollte keines Liebste sein;Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen,Die Freier schauten hinterdrein. Die Freier standen ganz von ferneIn blanken Röcken lobesam."Frau Mutter, ach, so sprecht ein WörtchenUnd macht das liebe Kindlein zahm!" Die Mutter schlug die Händ´ zusammen,Die Mutter rief: "Du töricht Kind,Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,Die Freier gehen gar geschwind!" Sie aber ließ die Zöpfe fliegenUnd lachte alle Weisheit aus;Da sprang durch die erschrocknen FreierEin toller Knabe in das Haus. Und wie sie bog das wilde Köpfchen,Und wie ihr Füßchen schlug den Grund,Er schloß sie fest in seine ArmeUnd küßte ihren roten Mund. Die Freier standen ganz von ferne,Die Mutter rief vor Staunen schier:"Gott schütz dich vor dem ungeschlachten,Ohn Maßen groben Kavalier!
Es rauscht, die gelben Blätter fliegen,Am Himmel steht ein falber Schein; Du schauerst leis und drückst dich festerIn deines Mannes Arm hinein.Was nun von Halm zu Halme wandelt,Was nach den letzten Blumen greift,Hat heimlich im VorübergehenAuch dein geliebtes Haupt gestreift.Doch reißen auch die zarten Fäden,Die warme Nacht auf Wiesen spann –Es ist der Sommer nur, der scheidet;Was geht denn uns der Sommer an?Du legst die Hand an meine StirneUnd schaust mir prüfend ins Gesicht;Aus deinen milden FrauenaugenBricht gar zu melancholisch Licht.Erlosch auch hier ein Duft, ein Schimmer,Ein Rätsel, das dich einst bewegt,Daß du in meiner Hand gefangenDie freie Mädchenhand gelegt?O schaudre nicht! Ob auch unmerklichDer schönste Sonnenschein verrann –Es ist der Sommer nur, der scheidet;Was geht denn uns der Sommer an?
Was Holdes liegt mir in dem Sinn,Das ich vor Zeit einmal besessen;Ich weiß nicht, wo es kommen hin,Auch, was es war, ist mir vergessen.Vielleicht – am fernen Waldesrand,Wo ich am lichten Junimorgen– Die Kinder klein und klein die Sorgen –Mit dir gesessen Hand in Hand,Indes vom Fels die Quelle tropfte,Die Amsel schallend schlug im Grund,Mein Herz in gleichen Schlägen klopfteUnd glücklich lächelnd schwieg dein Mund;In grünen Schatten lag der Ort –Wenn nur der weite Raum nicht trennte,Wenn ich nur dort hinüberkönnte,Wer weiß! – vielleicht noch fänd ich´s dort.
Es ist ein Flüstern in der Nacht,Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;Ich fühl´s, es will sich was verkündenUnd kann den Weg nicht zu mir finden.Sind´s Liebesworte, vertrauet dem Wind,Die unterwegs verwehet sind?Oder ist´s Unheil aus künftigen Tagen,Das emsig drängt sich anzusagen?
Noch einmal fällt in meinen Schoßdie rote Rose Leidenschaft;noch einmal hab´ ich schwärmerischin Mädchenaugen mich vergafft.Noch einmal legt ein junges Herzan meines seinen starken Schlag;noch einmal weht an meine Stirnein juniheißer Sommertag.
Ein schwaches Stäbchen ist die Liebe,Das deiner Jugend Rebe trägt,Das wachsend bald der Baum des LebensMit seinen Ästen selbst zerschlägtUnd drängtest du mit ganzer SeeleZu allerinnigstem Verein,Du wirst am Ende doch, am EndeNur auf dir selbst gelassen sein.
Wie liegt im Mondenlichte Begraben nun die Welt; Wie selig ist der Friede, Der sie umfangen hält! Die Winde müssen schweigen, So sanft ist dieser Schein; Sie säuseln nur und weben Und schlafen endlich ein. Und was in Tagesgluten Zur Blüte nicht erwacht, Es öffnet seine Kelche Und duftet in die Nacht. Wie bin ich solchen Friedens Seit lange nicht gewohnt! Sei du in meinem Leben Der liebevolle Mond!