Hier an der BergeshaldeVerstummet ganz der Wind;Die Zweige hängen nieder;Darunter sitzt das Kind.Sie sitzt im Thymiane,Sie sitzt in lauter Duft;Die blauen Fliegen summenUnd blitzen durch die Luft.Es steht der Wald so schweigend,Sie schaut so klug darein;Um ihre braunen LockenHinfließt der Sonnenschein.Der Kuckuck lacht von ferne,Es geht mir durch den Sinn:Sie hat die goldnen AugenDer Waldeskönigin.
Schon ins Land der PyramidenFlohn die Störche übers Meer;Schwalbenflug ist längst geschieden,Auch die Lerche singt nicht mehr.Seufzend in geheimer KlageStreift der Wind das letzte Grün;Und die süßen Sommertage,Ach, sie sind dahin, dahin!Nebel hat den Wald verschlungen,Der dein stillstes Glück gesehn;Ganz in Duft und DämmerungenWill die schöne Welt vergehn.Nur noch einmal bricht die SonneUnaufhaltsam durch den Duft,Und ein Strahl der alten WonneRieselt über Tal und Kluft.Und es leuchten Wald und Heide,Daß man sicher glauben mag,Hinter allem WinterleideLieg´ ein ferner Frühlingstag.
Begrabe nur dein Liebstes! Dennoch gilt´sNun weiterleben; – und im Drang des Tages,Dein Ich behauptend, stehst bald wieder du.– So jüngst im Kreis der Freunde war es, woHinreißend´ Wort zu lauter Rede schwoll;Und nicht der Stillsten einer war ich selbst.Der Wein schoß Perlen im kristallnen Glas,Und in den Schläfen hämmerte das Blut; –Da plötzlich in dem hellen Tosen hört ich– Nicht Täuschung war´s, doch wunderbar zu sagen –Aus weiter Ferne hört ich eine Stille;Und einer Stimme Laut, wie mühsam zu mir ringend,Sprach todesmüd, doch süß, daß ich erbebte:»Was lärmst du so, und weißt doch, daß ich schlafe!«
Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen,Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt;Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen,Es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt.Geht immerhin - denn eure Tat ist euer -Und widerruft, was einst das Herz gebot;Und kauft, wenn dieser Preis euch nicht zu teuer,Dafür euch in der Heimat euer Brot!Ich aber kann des Landes nicht, des eignen,In Schmerz verstummte Klagen mißverstehn;Ich kann die stillen Gräber nicht verleugnen,Wie tief sie jetzt in Unkraut auch vergehn. -Du, deren zarte Augen mich befragen, -Der dich mir gab, gesegnet sei der Tag!Laß nur dein Herz an meinem Herzen schlagen,Und zage nicht! Es ist derselbe Schlag.Es strömt die Luft - die Knaben stehn und lauschen,Vom Strand herüber dringt ein Möwenschrei;Das ist die Flut! Das ist des Meeres Rauschen!Ihr kennt es wohl; wir waren oft dabei.Von meinem Arm in dieser letzten StundeBlickt einmal noch in´s weite Land hinaus,Und merkt es wohl, es steht auf diesem Grunde,Wo wir auch weilen, unser Vaterhaus.Wir scheiden jetzt, bis dieser Zeit BeschwerdeEin andrer Tag, ein besserer, gesühnt;Denn Raum ist auf der heimatlichen ErdeFür Fremde nur und was den Fremden dient.Doch ist´s das flehendste von den Gebeten,Ihr mögt dereinst, wenn mir es nicht vergönnt,Mit festem Fuß auf diese Scholle treten,Von der sich jetzt mein heißes Auge trennt! -Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen WiegeAuch noch auf diesem teuren Boden stand,Hör mich! - denn alles andere ist Lüge -Kein Mann gedeihet ohne Vaterland!Kannst du den Sinn, den diese Worte führen,Mit deiner Kinderseele nicht verstehn,So soll es wie ein Schauer dich berührenUnd wie ein Pulsschlag in dein Leben gehn!
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus. Weihnachten war’s, durch alle Gassen scholl der Kinder Jubel und des Markts Gebraus. Und wie der Menschenstrom mich fortgespült, drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr: „Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor. Ich schrak empor, und beim Laternenschein sah ich ein blasses Kinderangesicht; wes Alters und Geschlechts es mochte sein, erkannt ich im Vorübergehen nicht. Nur von dem Treppenstein, darauf es saß, noch immer hört ich, mühsam, wie es schien: „Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlaß; doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn. Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham, am Weg zu handeln mit dem Bettelkind? Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam, verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind. Doch als ich endlich war mit mir allein, erfaßte mich die Angst im Herzen so, als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Wie sanft die Nacht dich zwingt zur Ruh,Stiller werden des Herzens Schläge;Die lieben Augen fallen dir zu,Heimlich nur ist die Sehnsucht rege.Halbe Worte von süßem BedeutenTräumerisch über die Lippen gleiten.
Die verehrlichen Jungen, welche heuerMeine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,Ersuche ich höflichst, bei diesem VergnügenWomöglichst insoweit sich zu beschränken,Daß sie daneben auf den BeetenMir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,das ist die liebe Weihnachtszeit!Ich höre fern her Kirchenglockenmich lieblich heimatlich verlockenin märchenstille Herrlichkeit.Ein frommer Zauber hält mich wieder,anbetend, staunend muß ich stehn;es sinkt auf meine Augenliderein goldner Kindertraum hernieder,ich fühl´s, ein Wunder ist geschehn.
1Du weißt doch, was ein Kuß bekennt?Sonst hör du auf zu küssen!Ich dächt, er sei ein Sakrament,Das alle Völker wissen.2Und weißt du, warum so trübe,So schwer mir das Herz muß sein?Du hast mich geküßt ohne Liebe,Das wolle dir Gott verzeihn!3Die Lieb ist wie ein Wiegenlied;Es lullt dich lieblich ein;Doch schläfst du kaum, so schweigt das Lied,Und du erwachst allein.