Meine Mutter hat´s gewollt,Den andern ich nehmen sollt;Was ich zuvor besessen,Mein Herz sollt es vergessen;Das hat es nicht gewollt.Meine Mutter klag ich an,Sie hat nicht wohlgetan;Was sonst in Ehren stünde,Nun ist es worden Sünde.Was fang ich an?Für all mein Stolz und FreudGewonnen hab ich Leid.Ach, wär das das nicht geschehen,Ach, könnt ich betteln gehenÜber die braune Heid.
Hör mir nicht auf solch Geschwätze,Liebes Herz, daß wir PoetenSchon genug der Liebeslieder,Ja zuviel gedichtet hätten.Ach, es sind so kläglich wenig,Denn ich zählte sie im stillen,Kaum genug, dein NadelbüchleinSchicklich damit anzufüllen.Lieder, die von Liebe reimen,Kommen Tag für Tage wieder;Doch wir zwei Verliebte sprechen:Das sind keine Liebeslieder.
Und webte auch auf jenen MattenNoch jene Mondesmärchenpracht,Und stünd sie noch im Waldesschatteninmitten jener Sommernacht;Und fänd ich selber wie im TraumeDen Weg zurück durch Moor und Feld,Sie schritte doch vom WaldessaumeNiemals hinunter in die Welt.
Wie wenn das Leben wär nichts andresAls das Verbrennen eines Lichts!Verloren geht kein einzig Teilchen,Jedoch wir selber gehn ins Nichts! Denn was wir Leib und Seele nennen,So fest in eins gestaltet kaum,Es löst sich auf in TausendteilchenUnd wimmelt durch den öden Raum. Es waltet stets dasselbe Leben,Natur geht ihren ew´gen Lauf;In tausend neuerschaffnen WesenStehn diese tausend Teilchen auf. Das Wesen aber ist verloren,Das nur durch ihren Bund bestand,Wenn nicht der Zufall die verstäubtenAufs neu zu einem Sein verband.
Bedenke wohl, eh du sie taufst!Bedeutsam sind die Namen;Und fasse mir dein liebes BildNun in den rechten Rahmen.Denn ob der Nam den Menschen macht,Ob sich der Mensch den Namen,Das ist, weshalb mir oft, mein Freund,Bescheidne Zweifel kamen;Eins aber weiß ich ganz gewiß:Bedeutsam sind die Namen!So schickt für Mädchen Lisbeth sich,Elisabeth für Damen;Auch fing sich oft ein Freier schon,Dem Fischlein gleich am Hamen,An einem ambraduftigen,Klanghaften Mädchennamen.
Warum ich traure alle ZeitUnd wandle all Zeit stumm?Ich trag´ im Herz ein stilles LeidSo schwer mit mir herum.Was hilft´s, daß ich dem Gram vertrau´,Der still mein Herze bricht,Verstehen kannst du´s nimmermehrUnd helfen kannst du nicht.Verstehen würd´st du nimmermehrDas Leid, das mir geschehn,Ach, die mein Herz gebrochen hat,Kann´s selber nicht verstehn.
Wie liegt im Mondenlichte Begraben nun die Welt; Wie selig ist der Friede, Der sie umfangen hält! Die Winde müssen schweigen, So sanft ist dieser Schein; Sie säuseln nur und weben Und schlafen endlich ein. Und was in Tagesgluten Zur Blüte nicht erwacht, Es öffnet seine Kelche Und duftet in die Nacht. Wie bin ich solchen Friedens Seit lange nicht gewohnt! Sei du in meinem Leben Der liebevolle Mond!
Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen,Das Haupt dir zugewendet, saßen wir;Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,Und stiller ward es zwischen mir und dir;Bis unsre Augen ineinander sankenUnd wir berauscht der Seele Atem tranken.
Ans Haff nun fliegt die Möwe,Und Dämmrung bricht herein;Über die feuchten WattenSpiegelt der Abendschein Graues Geflügel huschetNeben dem Wasser her;Wie Träume liegen die InselnIm Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden SchlammesGeheimnisvollen Ton,Einsames Vogelrufen –So war es immer schon. Noch einmal schauert leiseUnd schweiget dann der Wind;Vernehmlich werden die Stimmen,Die über der Tiefe sind.
Wohl fühl ich, wie das Leben rinntUnd daß ich endlich scheiden muß,Daß endlich doch das letzte LiedUnd endlich kommt der letzte Kuß.Noch hing ich fest an deinem MundIn schmerzlich bangender Begier;Du gibst der Jugend letzten Kuß,Die letzte Rose gibst du mir.Du schenkst aus jenem ZauberkelchDen letzten goldnen Trunk mir ein;Du bist aus jener MärchenweltMein allerletzter Abendschein.Am Himmel steht der letzte Stern,O halte nicht dein Herz zurück;Zu deinen Füßen sink ich hin,O fühl´s, du bist mein letztes Glück!Laß einmal noch durch meine BrustDes vollsten Lebens Schauer wehn,Eh seufzend in die große NachtAuch meine Sterne untergehn.