Noch einmal fällt in meinen Schoßdie rote Rose Leidenschaft;noch einmal hab´ ich schwärmerischin Mädchenaugen mich vergafft.Noch einmal legt ein junges Herzan meines seinen starken Schlag;noch einmal weht an meine Stirnein juniheißer Sommertag.
Es ist ein Flüstern in der Nacht,Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;Ich fühl´s, es will sich was verkündenUnd kann den Weg nicht zu mir finden.Sind´s Liebesworte, vertrauet dem Wind,Die unterwegs verwehet sind?Oder ist´s Unheil aus künftigen Tagen,Das emsig drängt sich anzusagen?
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußtUnd leise mehr und mehr von meiner Brust;Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,Doch fühl´ ich wohl, ich muß dich gehen lassen.So laß mich denn, bevor du weit von mirIns Leben gehst, noch einmal danken dir;Und magst du nie, was rettungslos vergangen,In schlummerlosen Nächten heimverlangen.Hier steh´ ich nun und schaue bang zurück;Vorüberrinnt auch dieser Augenblick,Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,Wir werden keine mehr zusammenleben.
Wie wenn das Leben wär nichts andresAls das Verbrennen eines Lichts!Verloren geht kein einzig Teilchen,Jedoch wir selber gehn ins Nichts! Denn was wir Leib und Seele nennen,So fest in eins gestaltet kaum,Es löst sich auf in TausendteilchenUnd wimmelt durch den öden Raum. Es waltet stets dasselbe Leben,Natur geht ihren ew´gen Lauf;In tausend neuerschaffnen WesenStehn diese tausend Teilchen auf. Das Wesen aber ist verloren,Das nur durch ihren Bund bestand,Wenn nicht der Zufall die verstäubtenAufs neu zu einem Sein verband.
Im Nebenzimmer saßen ich und du;Die Abendsonne fiel durch die Gardinen;Die fleißigen Hände fügten sich der Ruh,Vom roten Licht war deine Stirn beschienen.Wir schwiegen beid´; ich wußte mir kein Wort,Das in der Stunde Zauber mochte taugen;Nur nebenan die Alten schwatzten fort -Du sahst mich an mit deinen Märchenaugen.
Am Weihnachtsonntag kam er zu mir,In Jack´ und Schurzfell, und roch nach BierUnd sprach zwei Stunden zu meiner QualVon Zinsen und von Kapital;Ein Kerl, vor dem mich Gott bewahr!Hat keinen Festtag im ganzen Jahr
Ich wanderte schon lange,Da kamst du daher.Nun gingen wir zusammen,Ich sah dich nie vorher.Noch eine kurze Strecke– Das Herz wird mir so schwer –,Du hast noch weit zu gehen,Ich kann nicht weiter mehr.
Wir haben nicht das Glück genossenIn irdischer Gelassenheit,In Qualen ist´s emporgeschossen,Wir wußten nichts von Seligkeit. Verzehrend kam´s in Sturm und Drange;Ein Weh nur war es, keine Lust!Es bleichte deine zarte WangeUnd brach den Atem meiner Brust. Es schlang uns ein in wilde Fluten,Es riß uns in den jähen Schlund;Zerschmettert fast und im VerblutenLag endlich trunken Mund auf Mund. Des Lebens Flamme war gesunken;Des Lebens Feuerquell verrauscht,Bis wir auf´s neu den GötterfunkenUmfangend, selig eingetauscht.
Was Holdes liegt mir in dem Sinn,Das ich vor Zeit einmal besessen;Ich weiß nicht, wo es kommen hin,Auch, was es war, ist mir vergessen.Vielleicht – am fernen Waldesrand,Wo ich am lichten Junimorgen– Die Kinder klein und klein die Sorgen –Mit dir gesessen Hand in Hand,Indes vom Fels die Quelle tropfte,Die Amsel schallend schlug im Grund,Mein Herz in gleichen Schlägen klopfteUnd glücklich lächelnd schwieg dein Mund;In grünen Schatten lag der Ort –Wenn nur der weite Raum nicht trennte,Wenn ich nur dort hinüberkönnte,Wer weiß! – vielleicht noch fänd ich´s dort.