Was Holdes liegt mir in dem Sinn,Das ich vor Zeit einmal besessen;Ich weiß nicht, wo es kommen hin,Auch, was es war, ist mir vergessen.Vielleicht – am fernen Waldesrand,Wo ich am lichten Junimorgen– Die Kinder klein und klein die Sorgen –Mit dir gesessen Hand in Hand,Indes vom Fels die Quelle tropfte,Die Amsel schallend schlug im Grund,Mein Herz in gleichen Schlägen klopfteUnd glücklich lächelnd schwieg dein Mund;In grünen Schatten lag der Ort –Wenn nur der weite Raum nicht trennte,Wenn ich nur dort hinüberkönnte,Wer weiß! – vielleicht noch fänd ich´s dort.
Ans Haff nun fliegt die Möwe,Und Dämmrung bricht herein;Über die feuchten WattenSpiegelt der Abendschein Graues Geflügel huschetNeben dem Wasser her;Wie Träume liegen die InselnIm Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden SchlammesGeheimnisvollen Ton,Einsames Vogelrufen –So war es immer schon. Noch einmal schauert leiseUnd schweiget dann der Wind;Vernehmlich werden die Stimmen,Die über der Tiefe sind.
Schon ins Land der PyramidenFlohn die Störche übers Meer;Schwalbenflug ist längst geschieden,Auch die Lerche singt nicht mehr.Seufzend in geheimer KlageStreift der Wind das letzte Grün;Und die süßen Sommertage,Ach, sie sind dahin, dahin!Nebel hat den Wald verschlungen,Der dein stillstes Glück gesehn;Ganz in Duft und DämmerungenWill die schöne Welt vergehn.Nur noch einmal bricht die SonneUnaufhaltsam durch den Duft,Und ein Strahl der alten WonneRieselt über Tal und Kluft.Und es leuchten Wald und Heide,Daß man sicher glauben mag,Hinter allem WinterleideLieg´ ein ferner Frühlingstag.
Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen,Das Haupt dir zugewendet, saßen wir;Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,Und stiller ward es zwischen mir und dir;Bis unsre Augen ineinander sankenUnd wir berauscht der Seele Atem tranken.
Ich wand ein Sträußchen morgens früh, Das ich der Liebsten schickte; Nicht ließ ich sagen ihr, von wem Und wer die Blumen pflückte. Doch als ich abends kam zum Tanz Und tat verstohlen und sachte, Da trug sie die Nelken am Busenlatz Und schaute mich an und lachte.
Wir harren nicht mehr ahnungsvollWie sonst auf blaue Märchenwunder;Wie sich das Buch entwickeln soll,Wir wissen´s ganz genau jetzunder.Wir blätterten schon hin und her,– Denn ruchlos wurden unsre Hände –Und auf der letzten Seite sahnWir schon das schlimme Wörtlein Ende.
Die Stunde schlug, und deine HandLiegt zitternd in der meinen,An meine Lippen streiften schonMit scheuem Druck die deinen.Es zuckten aus dem vollen KelchElektrisch schon die Funken;O fasse Mut und fliehe nicht,Bevor wir ganz getrunken!Die Lippen, die mich so berührt,Sind nicht mehr deine eignen;Sie können doch, solang du lebst,Die meinen nicht verleugnen.Die Lippen, die sich so berührt,Sind rettungslos gefangen;Spät oder früh, sie müssen dochSich tödlich heimverlangen.
Ich bin mir meiner SeeleIn deiner nur bewußt,Mein Herz kann nimmer ruhen,Als nur in deiner Brust!Mein Herz kann nimmer schlagenAls nur für dich allein.Ich bin so ganz dein eigen,So ganz auf immer dein.
Es gibt eine Sorte im deutschen Volk,Die wollen zum Volk nicht gehören,Sie sind auch nur die Tropfen Gift,Die uns im Blute gären.Und weil der lebenskräftige LeibSie auszuscheiden trachtet,So hassen sie nach Vermögen ihnUnd hätten ihn gern verachtet.Und was für Zeichen am Himmel stehn,Licht oder Wetterwolke,Sie gehen mit dem Pöbel zwar,Doch nimmer mit dem Volke.
Größer werden die Menschen nicht;Doch unter den MenschenGrößer und größer wächstDie Welt des Gedankens.Strengeres fordert jeglicher TagVon den Lebenden.Und so sehen es alle,Die zu sehen verstehn,Aus dem seligen Glauben des Kreuzesbricht ein andrer hervor,Selbstloser und größer.Dessen Gebot wird sein:Edel lebe und schön,Ohne Hoffnung künftigen SeinsUnd ohne Vergeltung,Nur um der Schönheit des Lebens willen.