Des Vogels Aug verschleiert sich;er fällt in Schlaf auf seinem Baum.Der Wald verwandelt sich in Traumund wird so tief und feierlich.Der Mond, der stille, steigt empor.Die kleine Kehle zwitschert matt.Im ganzen Walde schwingt kein Blatt.Fern läutet, fern, der Sterne Chor.
In meinen Tränen halt ich dich gefangen,als wie in einem Spiegel, der zu Perlenzerrann – doch jede Perle Spiegel noch.Im Spiegel meines Auges wohntest du.Der Spiegel brach. Doch jede seiner Perlen,als die er hintropft, – spiegelt noch dein Bild.
Ich kann´s, ich kann´s nicht mehr ertragen,Dies artige geleckte Sagen,Dies kluge Reden, süße Blicken –Dies Lachen, Rufen, Köpfenicken.Dies Wörter- und Gedankenschniegeln,Dies eitle Sich-im-Nachbar-Spiegeln,Dies ganze falsche hohle Treiben –Nein, laßt uns bei uns selber bleiben.
Du Weisheit meines höhern Ich,Die über mir den Fittich spreitet,Und mich vom Anfang her geleitet,Wie es am besten war für mich, –Wenn Unmut oft mich anfocht: nun –Es war der Unmut eines Knaben!Des Mannes reife Blicke habenDie Kraft, voll Dank auf Dir zu ruhn.
Ich war im Garten, wo sie all die TiereGefangen halten; glücklich schienen viele,in heitern Zwingern treibend muntre Spiele. Doch andre hatten Augen, tote, stiere!Ein Silberfuchs, ein wunderzierlich Wesen,Besah mich unentwegt mit stillen Blicken;Er schien so klug sich in sein Los zu schicken;Doch konnte ich in seinem Innern lesen.Und andre sah ich mit verwandten Mienen,Und andre rastlos hinter starren …Von wunder Liebe fühlt´ ich mich erzittern,Und meine Seele wurde eins mit ihnen.
Mein Herz ist leer,ich liebe dichnicht mehr.Erfülle mich!Ich rufe bitterlichnach dir.Im Traume zeigdich mirund neigdich zu mir her!Erfülle michmit dirauf ewiglich!Ich trag´s nicht mehr, –ich liebe dichzu sehr.
Ein Purzelbaum trat vor mich hinund sagte: "Du nur siehst michund weißt, was für ein Baum ich bin:Ich schieße nicht, man schießt mich.Und trag´ ich Frucht? Ich glaube kaum;auch bin ich nicht verwurzelt.Ich bin nur noch ein Purzeltraum,sobald ich hingepurzelt."Jenun, so sprach ich, bester Schatz,du bist doch klug und siehst uns;-nun, auch für uns besteht der Satz:wir schießen nicht, es schießt uns.Auch Wurzeln treibt man nicht so bald,und Früchte nun erst recht nicht.Geh heim in deinen Purzelwald,und lästre dein Geschlecht nicht.
NeuigkeitenEs müßte Zeitungen geben,die immer das mitteilen,was nicht ist:Keine Cholera!Kein Krieg!Keine Revolution!Keine Mißernte!Die tägliche Freudeüber die Abwesenheit großer Übelwürde zweifellosdie Menschen fröhlicher machen.
O schauerliche Lebenswirrn,wir hängen hier am roten Zwirn!Die Unke unkt, die Spinne spinnt,und schiefe Scheitel kämmt der Wind.O Greule, Greule, wüste Greule!Du bist verflucht! so sagt die Eule.Der Sterne Licht am Mond zerbricht.Doch dich zerbrach´s noch immer nicht.O Greule, Greule, wüste Greule!Hört ihr den Huf der Silbergäule?Es schreit der Kauz: pardauz! pardauz!da taut´s, da graut´s, da braut´s, da blaut´s!
Korf, den Ahnung leicht erschreckt,Sieht den Himmel schon bedecktVon Ballonen jeder GrößeUnd verfertigt ganze StößeVon Entwürfen zu StatutenEines Klubs zur resolutenWahrung der gedachten ZoneVor der Willkür der Ballone.Doch er ahnt schon, ach, beim SchreibenSeinen Klub im Rückstand bleiben:Dämmrig, dünkt ihn, wird die LuftUnd die Landschaft Grab und Gruft.Er begibt sich drum der Feder,Steckt das Licht an (wie dann jeder),Tritt damit bei Palmström ein,Und so sitzen sie zu zwein.Endlich, nach vier langen Stunden,Ist der Albdruck überwunden.Palmström bricht zuerst den Bann:“Korf”, so spricht er, “sei ein Mann!Du vergreifst dich im Jahrzehnt:Noch wird all das erst ersehnt,Was, vom Geist dir vorgegaukelt,Heut dein Haupt schon überschaukelt.”Korf entrafft sich dem Gesicht.Niemand fliegt im goldnen Licht!Er verlöscht die Kerze schweigend.Doch dann, auf die Sonne zeigend,Spricht er: “Wenn nicht jetzt, so einst -Kommt es, dass du nicht mehr scheinst,Wenigstens nicht uns, den - grausendsag ich´s -: Unteren Zehntausend!” ...Wieder sitzt v. Korf danachStumm in seinem SchreibgemachUnd entwirft Statuten eines Klubs zum Schutz des Sonnenscheines.