Ich bin so müd, so herbstesschwerund möcht am liebsten scheiden gehn.Die Blätter fallen rings umher;wie lange, Herr, soll ich noch stehn?Ich bin nur ein bescheiden Gras,doch eine Ähre trag auch ich,und ob die Sonne mich vergaß,ich wuchs in Dankbarkeit für dich.Ich bin so müd, so herbstesschwer,und möcht am liebsten scheiden gehn,doch brauche ich der Reife mehr,so laß mich, Herr, noch länger stehn.Ich will, wenn sich der Schnitter nahtund sammelt Menschengarben ein,nicht unreif zu der Weitersaatfür dich und deinen Himmel sein.
Ich war bei dir, in einem andern Leben, und doch, ein andres Leben war es nicht. Ich sah dich wie in Lichtes Fluten schweben,und doch und doch gebrach es mir an Licht.War bei dir, ich weiß nicht, ob am Tage,ob auch vielleicht in sternenarmer Nacht, und finde keine Antwort auf die Frage, welch Intervall mich dir emporgebracht.Es schien mir wie in unbekannter Ferne, und doch war diese Ferne mir bekannt; du strahltest wie auf einem andern Sterne, und doch war dieser Stern mein Vaterland. Wir trafen uns so weltenabgelegen,ich weiß es nicht, in welchem Geisterreich; du kamst wie eine Fremde mir entgegen, und doch und doch erkannte ich dich gleich.Ich hatte dich so oft, so gern gesehen, als pilgernd ich zum Morgenlande kam; ich sah dich leiden, und so ist´s geschehen, daß ich dein Bild im Herzen mit mir nahm. Du gingst von dort nach allen, allen Landen. Doch, wo du grüßtest, dankte man dir kaum. So bliebst du unbeachtet, unverstanden,ein armes Weib der Menschheit Jugendtraum.Nun war ich bei dir, jetzt, emporgetragen von meiner Liebe, die dir treu verblieb,denn wie sie dich geliebt in jenen Tagen, so hat dich meine Seele jetzt noch lieb.Und wie mein Herz dein Weh mit dir gelitten, der Menschheit großes, selbstverschuldet Leid, so hab ich mutig stets für dich gestrittenund bin für dich auch ferner kampfbereit. Mir ist ja die Erkenntnis aufgegangen, die leider nicht ein Jeder in sich trägt,daß der Verwandtschaft Bande uns umfangen und daß mein Puls grad wie der deine schlägt. Ich weiß es, daß ich mit dir steh und falle;daß deine Zukunft auch die meine ist und daß als leiser Ton ich mit erschalle in dem Akkorde; dessen Klang du bist. Als dieser Ton bin ich emporgeklungen auch heut zu dir und klinge fort und fort; als dieser Ton hab ich auch mitgesungen dein Klagelied, dein holdes Friedenswort. Ich weiß es wohl, es wird umsonst erklingen, so viel der Mensch vom Völkerfrieden spricht; ihn kann ja nur die wahre Liebe bringen,und diese, diese kennt der Mensch noch nicht. Ich dachte dein und durfte zu dir steigen;es war so licht, so hell, so klar bei dir,und dennoch konntest du dich mir nicht zeigen, denn dunkel, menschendunkel war´s bei mir.Du gingst vorüber, und in frommer Feier verklang in mir der Wehmut heilger Ton;es legte sich um mich der Hoffnung Schleier - - du warst verschwunden; warst der Welt entflohn.
Siehst du die Berge kahl sich legen fernhin, so weit das Auge reicht?Ein Schreien ist´s um Tau und Regen, und Gott, der Herr, erhört´s vielleicht.So liegt vor seinem Angesichte der Orient in heißem Flehnund fordert von der Weltgeschichte sein Recht, sein geistig Auferstehn.Und dieses Recht, es gilt auf Erden; es werde ihm von uns gebracht: Sobald wir wahre Christen werden, ist er mit uns vom Tod erwacht.
Ergib dich drein, du liebes Menschenkind, daß deine Wege nicht die meinen sind. Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein; du bist nicht Herr; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein, und forsch und hadre nicht; tu, was die heilge Stimme in dir spricht.Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;sie täuscht dich nicht; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein. Beschwerlich ist der Steg, der deiner harrt, fernab vom breiten Weg. Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn gläubig ein, so wird er dir ein Pfad zum Himmel sein!
Hast du gelebt? O, wolle Antwort geben:Hältst du dein Leben wirklich für ein Leben,das dich zu sich zurück, zum Leben, führt?Wie weit bist du zum Urquell vorgedrungen,dem deine Seele, dem dein Sein entsprungen,dem deine ganze Strebenskraft gebührt?Hast du geglaubt? O, wolle mir doch sagen,wie viele wohl von deinen Erdentagenden wahren, ächten Sonnenschein gekannt.Der Glaube gibt Unendlichkeit des Schauensim klaren, warmen Lichte des Vertrauensund zeigt dir jenes, nicht nur dieses Land.Hast du gewirkt? O, wolle mich verstehen:Ich sehe fleißig dich zur Arbeit gehen;du sorgst und kämpfest in und mit der Zeit.Doch, öffnet sich dir einst die dunkle Pforte,so knarren in den Angeln dir die Worte:»Hast du gewirkt auch für die Ewigkeit?«
Geh nicht zu denen, welche von sich reden; sie kennen nur das eigne, liebe Ich.Ein feines Ohr vermeidet die Trompeten; der Weise hält am liebsten sich für sich.Geh nicht zu denen, welche von sich schweigen; auch sie verehren nur ihr liebes Ich.Sie wollen sich als große Schweiger zeigen; der Weise hält am liebsten sich für sich.Und mußt du doch als Mensch zu Menschen gehen. So sprich und schweig, doch beides nicht für dich. Das Sprechen sei für die, die dich verstehen.Das Schweigen für der andern liebes Ich.
Was tatest du, als ich dich einstens bat, nach Gottes Wohlgefallen nur zu streben? Ich wollte dir das Glück des Lebens geben; nun aber sag, was galt dir da mein Rat?Was tatest du, als ich dich einst belehrt, daß deine Wege falsche Wege seien? Ich wollte dich vom Bösen gern befreien; nun muß ich fragen: Hast du dich bekehrt?Was tatest du, als ich dich dann verließ?Ich glaubte wohl, du werdest mich vermissenund reuevoll um mich zu bitten wissen; nun frag ich dich: Was hat geholfen dies?Jetzt komme ich ein letztes Mal zu dir und frage dich: Wozu bist du geboren?Hörst du auch diesmal nicht, bist du verloren; ich bin es, dein Gewissen. Folge mir!
Der Schlehdorn steht in Blüten, nun da ich scheiden muß.Die Schwalbe aus dem Süden bringt mir den Abschiedsgruß.Der Schlehdorn steht in Blüten; so blühst, mein Kind, auch du. Brich sie für mich, den Müden, deck mich mit ihnen zu.Der Schlehdorn steht in Blüten; welch eine süße Last.Mag dich der Herr behüten, wenn du mich nicht mehr hast!
Laßt euch ein ernstes Wort der Liebe sagen, und grabt es tief in eure Herzen ein:Der Starke hat den Schwachen hier zu tragen, und dieser soll ihm dafür dankbar sein.Es ist das Beider Pflicht, vom Herrn geboten, und wer sie nicht erfüllt, hat einst und dann als seelisch Toter bei den seelisch Toten weit mehr zu tragen, als er tragen kann.Und wer sich weigert, hier den Dank zu zollen, wenn ihn die Hülfe liebevoll umarmt,der wird einst gerne, gerne danken wollen, doch niemand finden, der sich sein erbarmt.