Nun gehst du hin in Frieden, du schöner, goldner Tag. Bist du von uns geschieden, ich doch nicht trauern mag.Du kehrst doch morgen wieder; nicht ewig währt die Nacht;dann steigst du vom Himmel hernieder in neuer uns segnender Pracht.So werd auch ich in Frieden von hinnen scheiden gehn; es gibt doch schon hinieden ein geistig Auferstehn. Am Firmament geschrieben steht mein und euer Glück:Als segnender Engel, ihr Lieben, kehr täglich zu euch ich zurück.
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust; o welche Wonne, welche selge Lust! Die Mutter ist so fromm; sie ist so rein,und ich will so wie sie auch immer sein.Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust; o welche Wonne, welche selge Lust! Sie ist so lieb; sie ist so mild, so gut; ich sag ihr Alles, was mir wehe tut.Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust; o welche Wonne, welche selge Lust! Geht sie dereinst in Gottes Himmel ein, wird sie mein Engel, o mein Engel sein!
Schau nicht, schau nicht so um dich her, als ob da deine Welt sich breite.Die Erde nicht und nicht das Meer, zieh deinen Blick hinaus ins Weite. Du wohnst hier nur im Wanderzelt;die Heimat fordert all dein Sinnen, und suchst du deine wahre Welt, so richte deinen Blick nach innen.Bau nicht, bau nicht ein festes Hausals Heim auf irdschem Grund und Boden; man trägt dich doch dereinst hinausund legt als tot dich zu den Toten. Dein wahres Heim, es ist nur dort, wohin du lebst und denkst, zu schauen, und jede Tat und jedes Wortträgst du ihm zu, um es zu bauen.Trau nicht, trau nicht dem eb´nen Weg, den Tausende durchs Leben wandern. Weich ab, weich ab zum steilen Steg, und laß sie lächeln, all die andern. Sieh auf die Toren nicht zurück,und achte nicht auf ihre Stimmen; denn wisse wohl, dein wahres Glück liegt hoch und läßt sich nur erklimmen.
Schließ auf das Tor; laß seine Flügel springen; zünd deine Leuchte an in allen Landen! Mir ist, als hörte ich den Ruf erklingen,es sei der Tod zum Leben auferstanden. Breit deine Fluren aus und deine Pfade;laß deine Wasser klar und freundlich fließen, und von dem Himmel möge sich die Gnade auf Alles, was die Erde trägt, ergießen.Schließ auf das Tor; es tritt die Menschheit ein; o, laß ihr diesen Schritt gesegnet sein!Schließ auf den Schrein, vor dem wir betend knien, dem wir die Liebe, die Verehrung zollen,die wir auf seinen Inhalt doch beziehenund nicht dem Menschenwerke widmen sollen! Laß uns erkennen, was wir nicht erkannten,uns der Geist die Seele stets verhehlte; laß uns verstehen, was wir nicht verstanden, weil uns die wahre Liebe nicht beseelte.Schließ auf den Schrein, und zeig, was er enthält, daß mit dem Schleier auch der Irrtum fällt!Schließ auf die Herzen; nirgends stehn sie offen, denn jedes will nur für sich selbst empfinden, und doch ist es ihr eignes, schönstes Hoffen, daß sie in Liebe sich zusammenfinden!Laß diese Liebe endlich doch erwachen und aus dem Ich heraus ins Leben steigen,die Menschen zur gesamten Menschheit machen und sich als Seele dieses Leibes zeigen.Schließ auf die Herzen; lehre sie verstehn, daß alle Pulse nur als einer gehn!Schließ auf das Paradies; gib es uns wieder! Wir wollen heim; wir wollen Frieden halten. Der Vater ist das Haupt; wir sind die Glieder; nur seine Güte soll im Hause walten.Sei du die Zeit, die uns um ihn versammelt, zeig uns der Worte köstlichstes auf Erden, das unsre Bitte um Versöhnung stammelt, dann wirst du eine Zeit des Edens werden. Schließ auf das Paradies, das Gottesland, und sei uns zur Erleuchtung zugesandt!
Es klingt ein Lied vom Himmel nieder So wunderlieb, so klar, so rein, Und deine Seele singts ihm wieder; Sie will dem Himmel dankbar sein. Die andern lauschen rings im Kreise; Dann siehst du, daß sie lächelnd weitergehn. Sie sind zu klug, sie sind zu weise, Um das, was dich beseligt, zu verstehn. Es kommt ein Strahl vom Himmel nieder; Er leuchtet in dein Herz hinein, Und dieses strahlt in andern wieder; Es will dem Himmel dankbar sein. Doch diese andern stehn im Kreise Und lächeln über dich, das große Kind. Sie sind zu klug, sie sind zu weise Und drum für das, was dich beseligt, blind. Und käm der Himmel selbst hernieder, Um dankbar dann auch dir zu sein, Und füllte alle deine Lieder Mit seinem ganzen Sonnenschein, Die andern ständen rings im Kreise Und fiel das Lächeln ihnen wohl nun schwer, Sie blieben doch so klug, so weise Für das, was dich beseligt, wie vorher.
Schließ ab, schließ ab an jedem Tag des Lebens, und frage dich, zu welchem Zweck du lebst.Stets mußt du wissen, ob du wohl vergebens, ob mit Erfolg nach diesem Ziele strebst.Ein kluger Mann will keine einz´ge Stunde im Zweifel über seine Lage sein;er fordert von ihr klare, sichre Kundeund prägt sich, was sie sagt, für immer ein.Wer das nicht tut, der gleicht den armen Frauen, die ohne Öl und nie gerüstet sind.Sie schlafen fort im blinden Selbstvertrauen und sind, wie dies Vertrauen, selbst auch blind.
Laßt euch ein ernstes Wort der Liebe sagen, und grabt es tief in eure Herzen ein:Der Starke hat den Schwachen hier zu tragen, und dieser soll ihm dafür dankbar sein.Es ist das Beider Pflicht, vom Herrn geboten, und wer sie nicht erfüllt, hat einst und dann als seelisch Toter bei den seelisch Toten weit mehr zu tragen, als er tragen kann.Und wer sich weigert, hier den Dank zu zollen, wenn ihn die Hülfe liebevoll umarmt,der wird einst gerne, gerne danken wollen, doch niemand finden, der sich sein erbarmt.
Sei ruhig; stürme, stürme nicht!Warum sollst du dich überstürzen?Tu recht und billig deine Pflicht;du kannst die Zeit doch nicht verkürzen.Sei ruhig; dräng dich nicht voran!Es gilt, die edle Kraft zu sparen.Wer diese Kraft nicht zügeln kann,der wird mit ihr nicht glücklich fahren.Sei ruhig, doch versäume nichts!Es darf sich keine Lücke zeigen.Willst du empor zum Quell des Lichts,hast du behutsam aufzusteigen.Sei ruhig, immer unbeirrt!Laß dich von andern nicht betören;denn wer sich selber untreu wird,der ist von ihnen leicht zu stören.Sei ruhig, wenn das Ende naht!Bist du nicht zaghaft wie so viele,so bringt die letzte, schwerste Tatauf Engelsschwingen dich zum Ziele.
Hast du geliebt? Weißt du wohl, was das heißt? Denk nach, denk nach, wenn du es noch nicht weißt.Die Frage wird dir jeden Tag gegeben; die Antwort hast du jeden Tag zu leben.Hast du geliebt? Es wird ein Ja verlangt, Weil jeder, so wie du, nach Liebe bangt.Was du ihm gibst, sein Engel trägt´s nach oben, und dort, dort wird es für dich aufgehoben.Hast du geliebt? So wirst du einst gefragt, Wenn das Gericht des Allerforschers tagt. Das Urteil hast du dir dann selbst zu geben; es liegt schon da: Es ist dein Erdenleben!