Ergib dich drein, du liebes Menschenkind, daß deine Wege nicht die meinen sind. Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein; du bist nicht Herr; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein, und forsch und hadre nicht; tu, was die heilge Stimme in dir spricht.Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;sie täuscht dich nicht; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein. Beschwerlich ist der Steg, der deiner harrt, fernab vom breiten Weg. Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn gläubig ein, so wird er dir ein Pfad zum Himmel sein!
Siehst du die Berge kahl sich legen fernhin, so weit das Auge reicht?Ein Schreien ist´s um Tau und Regen, und Gott, der Herr, erhört´s vielleicht.So liegt vor seinem Angesichte der Orient in heißem Flehnund fordert von der Weltgeschichte sein Recht, sein geistig Auferstehn.Und dieses Recht, es gilt auf Erden; es werde ihm von uns gebracht: Sobald wir wahre Christen werden, ist er mit uns vom Tod erwacht.
Ich bin so müd, so herbstesschwerund möcht am liebsten scheiden gehn.Die Blätter fallen rings umher;wie lange, Herr, soll ich noch stehn?Ich bin nur ein bescheiden Gras,doch eine Ähre trag auch ich,und ob die Sonne mich vergaß,ich wuchs in Dankbarkeit für dich.Ich bin so müd, so herbstesschwer,und möcht am liebsten scheiden gehn,doch brauche ich der Reife mehr,so laß mich, Herr, noch länger stehn.Ich will, wenn sich der Schnitter nahtund sammelt Menschengarben ein,nicht unreif zu der Weitersaatfür dich und deinen Himmel sein.
Was tatest du, als ich dich einstens bat, nach Gottes Wohlgefallen nur zu streben? Ich wollte dir das Glück des Lebens geben; nun aber sag, was galt dir da mein Rat?Was tatest du, als ich dich einst belehrt, daß deine Wege falsche Wege seien? Ich wollte dich vom Bösen gern befreien; nun muß ich fragen: Hast du dich bekehrt?Was tatest du, als ich dich dann verließ?Ich glaubte wohl, du werdest mich vermissenund reuevoll um mich zu bitten wissen; nun frag ich dich: Was hat geholfen dies?Jetzt komme ich ein letztes Mal zu dir und frage dich: Wozu bist du geboren?Hörst du auch diesmal nicht, bist du verloren; ich bin es, dein Gewissen. Folge mir!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort,kenn nicht das Ziel, kenn weder Zeit noch Ort. Das Auge weint; es tut das Herz mir weh, doch zag ich nicht. Ade, ade, ade!Ade, ade! Ich ziehe von dir fortund nehm den Glauben mit als meinen Hort.Er kündet mir, indem ich von dir geh, ein Wiedersehn. Ade, ade, ade!Ade, ade! Ich ziehe von dir fortund sage dir ein liebes, schönes Wort: Wenn ich auch nicht an deiner Seite steh, es schützt dich Gott. Ade, ade, ade!
Ring dich nieder; ring dich nieder! Welch ein Wort und wie so wahr.Sag dir´s täglich, stündlich wieder; werde dir darüber klar!Ring dich nieder, um zu zeigen, daß du deine Psyche kennst.Du kannst dich nur dann erreichen, wenn du von dir selbst dich trennst.Ring dich nieder, bis zerronnen ist dein ganzes, ganzes Ich; dann hast Alles du gewonnen, was verloren ist für dich.Ring dich nieder; gehe unter, bis du gänzlich dir entschwebst; dann geschieht das große Wunder, daß du tausendfältig lebst.Ring dich nieder; ring dich nieder; lös dich auf, und gehe ein; sterbend auferstehst du wiederund wirst ein Verklärter sein!
Es naht ein ernster, heilger Tag,an dem ich in mich forschen gehe, nach allem, was ich suche, frag und vor mir selbst als Richter stehe.Ich halte da ein streng Gericht und prüfe nicht etwa gelinde, damit dereinst bei Gott ich nicht ein niederschmetternd Urteil finde.Und wann kommt dieser ernste Tag? An jedem Morgen kehrt er wiederund schreibt der Stünden schweren Schlag für einst und ewig in mir nieder.
Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die einst zum Saitenspiele dort erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für andre auch gesungen. Die Sänger starben, doch seht ihr die Notender Lieder noch, wenn ihr vor Säulen steht, und mit dem Auge hört ihr noch der Toten Gesänge, wenn ihr durch die Trümmer geht.Die Psalter und die Harfen sind zerbrochen, zu denen Davids Stimme man gehört,und wo der Herr durch Steine einst gesprochen, liegt ihre Harmonie, ihr Reim zerstört.Doch seht ihr wo ein Kapitäl noch ragen, ein steinern Lied, im zarten Mondesschein, so dürft ihr im Gedicht es heimwärts tragen und der Verstorbnen fromme Erben sein.Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die dorten einst in Wort und Werk erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für ihn nicht ausgesungen. Die Töne hört, die sich aus Trümmern ringen; vernehmt ihr Klagen, und befreiet sie;dann wird in Euern Liedern neu erklingen des Morgenlandes Gottespoesie!
Denk nicht, das Leben sei ein Spiel!Es meint´s gar ernst, ja, mehr als ernst. Erforsche seinen Zweck, sein Ziel, damit du es begreifen lernst!Du gehst behaglich hier spazieren, machst dir´s so viel wie möglich leicht und glaubst was wunder zu verlieren, wenn sich ein Tag nicht folgsam zeigt. Und brauchst du irgend welche Sorgen, so muß die Erde sie dir borgen.Du gehst auf einem weiten Moor, das du wohl fest und sicher nennst, nur weil du seinen Blumenflornicht als zum Sumpf gehörig kennst. Du sollst hinüber, sollst dich retten und bist verloren, bleibst du stehn; wirst du gehalten von den Kletten, so sinkst du ein, mußt untergehn. Und zieht dich das Verderben nieder, so gibt es dich dann niemals wieder.Denk nicht, das Leben sei ein Spiel; es ist die Rettung vor dem Tod,der Schritt um Schritt, bis an das Ziel stets unter deinen Füßen droht.Du gehst darüber, täglich, stündlich und siehst es nicht, wie tief es ist; es ist ja grad so unergründlich, weil du so oberflächlich bist.O, denke tiefer dich ins Leben,dann kann´s für dich noch Rettung geben!
Schließ auf das Tor; laß seine Flügel springen; zünd deine Leuchte an in allen Landen! Mir ist, als hörte ich den Ruf erklingen,es sei der Tod zum Leben auferstanden. Breit deine Fluren aus und deine Pfade;laß deine Wasser klar und freundlich fließen, und von dem Himmel möge sich die Gnade auf Alles, was die Erde trägt, ergießen.Schließ auf das Tor; es tritt die Menschheit ein; o, laß ihr diesen Schritt gesegnet sein!Schließ auf den Schrein, vor dem wir betend knien, dem wir die Liebe, die Verehrung zollen,die wir auf seinen Inhalt doch beziehenund nicht dem Menschenwerke widmen sollen! Laß uns erkennen, was wir nicht erkannten,uns der Geist die Seele stets verhehlte; laß uns verstehen, was wir nicht verstanden, weil uns die wahre Liebe nicht beseelte.Schließ auf den Schrein, und zeig, was er enthält, daß mit dem Schleier auch der Irrtum fällt!Schließ auf die Herzen; nirgends stehn sie offen, denn jedes will nur für sich selbst empfinden, und doch ist es ihr eignes, schönstes Hoffen, daß sie in Liebe sich zusammenfinden!Laß diese Liebe endlich doch erwachen und aus dem Ich heraus ins Leben steigen,die Menschen zur gesamten Menschheit machen und sich als Seele dieses Leibes zeigen.Schließ auf die Herzen; lehre sie verstehn, daß alle Pulse nur als einer gehn!Schließ auf das Paradies; gib es uns wieder! Wir wollen heim; wir wollen Frieden halten. Der Vater ist das Haupt; wir sind die Glieder; nur seine Güte soll im Hause walten.Sei du die Zeit, die uns um ihn versammelt, zeig uns der Worte köstlichstes auf Erden, das unsre Bitte um Versöhnung stammelt, dann wirst du eine Zeit des Edens werden. Schließ auf das Paradies, das Gottesland, und sei uns zur Erleuchtung zugesandt!