Ring dich nieder; ring dich nieder! Welch ein Wort und wie so wahr.Sag dir´s täglich, stündlich wieder; werde dir darüber klar!Ring dich nieder, um zu zeigen, daß du deine Psyche kennst.Du kannst dich nur dann erreichen, wenn du von dir selbst dich trennst.Ring dich nieder, bis zerronnen ist dein ganzes, ganzes Ich; dann hast Alles du gewonnen, was verloren ist für dich.Ring dich nieder; gehe unter, bis du gänzlich dir entschwebst; dann geschieht das große Wunder, daß du tausendfältig lebst.Ring dich nieder; ring dich nieder; lös dich auf, und gehe ein; sterbend auferstehst du wiederund wirst ein Verklärter sein!
Laßt euch ein ernstes Wort der Liebe sagen, und grabt es tief in eure Herzen ein:Der Starke hat den Schwachen hier zu tragen, und dieser soll ihm dafür dankbar sein.Es ist das Beider Pflicht, vom Herrn geboten, und wer sie nicht erfüllt, hat einst und dann als seelisch Toter bei den seelisch Toten weit mehr zu tragen, als er tragen kann.Und wer sich weigert, hier den Dank zu zollen, wenn ihn die Hülfe liebevoll umarmt,der wird einst gerne, gerne danken wollen, doch niemand finden, der sich sein erbarmt.
Es naht ein ernster, heilger Tag,an dem ich in mich forschen gehe, nach allem, was ich suche, frag und vor mir selbst als Richter stehe.Ich halte da ein streng Gericht und prüfe nicht etwa gelinde, damit dereinst bei Gott ich nicht ein niederschmetternd Urteil finde.Und wann kommt dieser ernste Tag? An jedem Morgen kehrt er wiederund schreibt der Stünden schweren Schlag für einst und ewig in mir nieder.
Ade, ade, ihr wohlgemeinten Worte,gesprochen für der Menschheit Heil und Glück. Es bleibt euch offen die vertraute Pforte,o kehret gern, kehrt als Gebet zurück! Ihr tönet nicht von unbekanntem Orte;ihr seid nicht leerer, wesenloser Schall.Im großen, frommverstandnen Weltakkorde ist heilges Leben jedes Intervall.Geht hin, geht hin! Es wird euch stets begleiten der Glaubensmut, der laut zu sprechen wagt, um Liebe, nichts als Liebe zu verbreiten,wo man euch freundlich ein Willkommen sagt. Es wechseln in der Sterblichkeit die Zeiten, der Glaube aber bleibt unwandelbarund wird einst siegreich über alles schreiten, was ihn verhöhnte, weil es sterblich war.Doch sollt ihr nicht das Schwert des Glaubens schwingen, nein, nur des Glaubens Schild ist euch erlaubt.Ihr habt als Friedensworte zu erklingen, weil nur der Friede an den Frieden glaubt.Es hat der Mensch sich selbst erst zu bezwingen und darum immer kampfbereit zu sein.Doch will er dann die Feinde niederringen, so kann er das durch Liebe nur allein!
Nun gehst du hin in Frieden, du schöner, goldner Tag. Bist du von uns geschieden, ich doch nicht trauern mag.Du kehrst doch morgen wieder; nicht ewig währt die Nacht;dann steigst du vom Himmel hernieder in neuer uns segnender Pracht.So werd auch ich in Frieden von hinnen scheiden gehn; es gibt doch schon hinieden ein geistig Auferstehn. Am Firmament geschrieben steht mein und euer Glück:Als segnender Engel, ihr Lieben, kehr täglich zu euch ich zurück.
Frag doch einmal, und laß dir endlich zeigen,wohin du kommst, wenn du so weitergehst.Du sollst nicht abwärts sondern aufwärts steigen;drum halte ein, und siehe, wo du stehst!Frag nicht die Welt, nicht sterbliche Propheten;schon mancher, mancher frug sie und beklagts.Frag nur die Wahrheit, und sie wird dann reden;frag nur den Himmel, und der Himmel sagts!Und weißt du, wo du diese Wahrheit findest?Und weißt du auch, wo dieser Himmel ist?Ich sehe, wie du dich verlegen windest;du weißt es nicht! Nun sag, bist du ein – Christ?
Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die einst zum Saitenspiele dort erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für andre auch gesungen. Die Sänger starben, doch seht ihr die Notender Lieder noch, wenn ihr vor Säulen steht, und mit dem Auge hört ihr noch der Toten Gesänge, wenn ihr durch die Trümmer geht.Die Psalter und die Harfen sind zerbrochen, zu denen Davids Stimme man gehört,und wo der Herr durch Steine einst gesprochen, liegt ihre Harmonie, ihr Reim zerstört.Doch seht ihr wo ein Kapitäl noch ragen, ein steinern Lied, im zarten Mondesschein, so dürft ihr im Gedicht es heimwärts tragen und der Verstorbnen fromme Erben sein.Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die dorten einst in Wort und Werk erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für ihn nicht ausgesungen. Die Töne hört, die sich aus Trümmern ringen; vernehmt ihr Klagen, und befreiet sie;dann wird in Euern Liedern neu erklingen des Morgenlandes Gottespoesie!
Ich bin so müd, so herbstesschwerund möcht am liebsten scheiden gehn.Die Blätter fallen rings umher;wie lange, Herr, soll ich noch stehn?Ich bin nur ein bescheiden Gras,doch eine Ähre trag auch ich,und ob die Sonne mich vergaß,ich wuchs in Dankbarkeit für dich.Ich bin so müd, so herbstesschwer,und möcht am liebsten scheiden gehn,doch brauche ich der Reife mehr,so laß mich, Herr, noch länger stehn.Ich will, wenn sich der Schnitter nahtund sammelt Menschengarben ein,nicht unreif zu der Weitersaatfür dich und deinen Himmel sein.
Schau nicht, schau nicht so um dich her, als ob da deine Welt sich breite.Die Erde nicht und nicht das Meer, zieh deinen Blick hinaus ins Weite. Du wohnst hier nur im Wanderzelt;die Heimat fordert all dein Sinnen, und suchst du deine wahre Welt, so richte deinen Blick nach innen.Bau nicht, bau nicht ein festes Hausals Heim auf irdschem Grund und Boden; man trägt dich doch dereinst hinausund legt als tot dich zu den Toten. Dein wahres Heim, es ist nur dort, wohin du lebst und denkst, zu schauen, und jede Tat und jedes Wortträgst du ihm zu, um es zu bauen.Trau nicht, trau nicht dem eb´nen Weg, den Tausende durchs Leben wandern. Weich ab, weich ab zum steilen Steg, und laß sie lächeln, all die andern. Sieh auf die Toren nicht zurück,und achte nicht auf ihre Stimmen; denn wisse wohl, dein wahres Glück liegt hoch und läßt sich nur erklimmen.
»Mehr Licht. mehr Licht!« Die Finsternis läßt mich nur zagend vorwärts gehn;ich schreite langsam, ungewißund bleib oft ängstlich tastend stehn.»Mehr Licht, mehr Licht!« Zwar leuchtet mirdie Weisheit dieser klugen Weit, doch so, daß sie den Weg zu dir verdunkelt, aber nicht erhellt.»Mehr Licht, mehr Licht?« Am Glauben nur, an ihm allein, allein gebrichts;ihn scheut die irdische Naturund mit ihm dich, den Quell des Lichts.