Leben, Traum und Tod ... Wie die Fackel loht! Wie die Erzquadrigen Über Brücken fliegen, Wie es drunten saust, An die Bäume braust, Die an steilen Ufern hängen, Schwarze Riesenwipfel aufwärts drängen ... Leben, Traum und Tod ... Leise treibt das Boot ... Grüne Uferbänke Feucht im Abendrot, Stiller Pferde Tränke, Herrenloser Pferde ... Leise treibt das Boot ... Treibt am Park vorbei, Rote Blumen, Mai ... In der Laube wer? Sag, wer schläft im Gras? Gelb Haar, Lippen rot? Leben, Traum und Tod.
Das ist der Frühling nicht allein, Der durch die Bäume dränget Und wie im Faß der junge Wein Die Reifen fast zersprenget, Der Frühling ist ja zart und kühl, Ein mädchenhaftes Säumen, Jetzt aber wogt es reif und schwül Wie Julinächte träumen. Es blinkt der See, es rauscht die Bucht, Der Mond zieht laue Kreise, Der Hauch der Nachtluft füllt die Frucht, Das Gras erschauert leise. Das ist der Frühling nicht allein, Der weckt nicht solche Bilder.
Vater, dir drohet nichts, Siehe, es schwindet schon, Mutter, das Ängstliche, Das dich beirrte! Wäre denn je ein Fest, Wären nicht insgeheim Wir die Geladenen, Wir auch die Wirte?
Nimm dich in acht! Seltsame Kreise Spinnen sich leise Aus klagenden Augen Und sie saugen An deinem Glück! Einen Andern Hätten die Kreise Golden umgeben, Kraft ihm entzündend, Liebe verkündend; Dich aber quälen sie, Schweigend erzählen sie Dir von Entbehrung, Die du verschuldet hast, Dir von Entehrung, Die du geduldet hast, Und von Wünschen, unerfüllbar, Und von Sehnsucht, die unstillbar Ihr betrognes Herz durchbebt, Wie die Ahnung des Verlornen, Die um blasse Kinderwangen Und um frühverwelkte Blumen Traurig und verklärend webt.
Dir wachsen die rosigen Füße, Die Sonnenländer zu suchen: Die Sonnenländer sind offen! An schweigenden Wipfeln blieb dort Die Luft der Jahrtausende hangen, Die unerschöpflichen Meere Sind immer noch, immer noch da. Am Rande des ewigen Waldes Willst du aus der hölzernen Schale Die Milch mit der Unke dann teilen? Das wird eine fröhliche Mahlzeit, Fast fallen die Sterne hinein! Am Rande des ewigen Meeres Schnell findest du einen Gespielen: Den freundlichen guten Delphin, Er springt dir ans Trockne entgegen, Und bleibt er auch manchmal aus, So stillen die ewigen Winde Dir bald die aufquellenden Tränen. Es sind in den Sonnenländern Die alten, erhabenen Zeiten Für immer noch, immer noch da! Die Sonne mit heimlicher Kraft, Sie formt dir die rosigen Füße, Ihr ewiges Land zu betreten.
Dein Antlitz war mit Träumen ganz beladen.Ich schwieg und sah dich an mit stummem Beben.Wie stieg das auf! Daß ich mich einmal schonIn frühern Nächten völlig hingegebenDem Mond und dem zuviel geliebten Tal,Wo auf den leeren Hängen auseinanderDie magern Bäume standen und dazwischenDie niedern kleinen Nebelwolken gingen,Und durch die Stille hin die immer frischenUnd immer fremden silberweißen WasserDer Fluß hinrauschen ließ, wie stieg das auf!Wie stieg das auf! Denn allen diesen DingenUnd ihrer Schönheit, die unfruchtbar war,Hingab ich mich in großer Sehnsucht ganz,Wie jetzt für das Anschaun von deinem HaarUnd zwischen deinen Lidern diesen Glanz!
Unser Leiden, unsre WonnenSpiegelt uns die Allnatur,Ewig gilt es unsrer Spur,Alles wird zum Gleichnisbronnen.Erstes Grün der frischen FlurMahnst an Neigung zart begonnen,Heißes Sengen reifer SonnenBist der Liebe Abglanz nur!Schlingt sich um den Baum die Winde,Denken wir an uns aufs neue,Sehnen uns nach einer Treue,Die uns fest und zärtlich binde ...Und wir fühlen uns verwandt,Wie wir unser Bild erkannt.
Manche freilich müssen drunten sterben,Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,Andre wohnen bei dem Steuer droben,Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.Manche liegen immer mit schweren GliedernBei den Wurzeln des verworrenen Lebens,Andern sind die Stühle gerichtetBei den Sibyllen, den Königinnen,Und da sitzen sie wie zu Hause,Leichten Hauptes und leichter Hände.Doch ein Schatten fällt von jenen LebenIn die anderen Leben hinüber,Und die leichten sind an die schwerenWie an Luft und Erde gebunden:Ganz vergessener Völker MüdigkeitenKann ich nicht abtun von meinen Lidern,Noch weghalten von der erschrockenen SeeleStummes Niederfallen ferner Sterne.Viele Geschicke weben neben dem meinen,Durcheinander spielt sie alle das Dasein,Und mein Teil ist mehr als dieses LebensSchlanke Flamme oder schmale Leier.
Werden zu doppelter Lust nun doppelte Tage geboren? Ehe der eine versank, steigt schon der neue herauf! Herrlich in Salben und Glanz, gedächtnislos wie ein Halbgott, Deckt er mir Gärten und See zu mit erstarrendem Prunk. Und der vertrauliche Baum wird fremd, fremd funkelt der Springbrunn, Fremde und dunkle Gewalt drängt sich von außen in mich. Sind dies die Büsche, darin die bunten Gedanken genistet? Kaum mehr erkenn ich die Bank! Die ists? Die lauernde hier? Aber sie ists, denn im Netz der fleißigen, winzigen Spinne Hängt noch der schimmernde Punkt! Komm ich mir selber zurück? Als dein Brief heut kam – ich riß mit zu hastigen Fingern Ungeduldig ihn auf –, flogen die Teilchen hinweg Von dem zerrissenen Rand: sie sprühten wie Tropfen dem Trinker, Wenn er zum Springbrunn sich drängt, um den verdürsteten Mund! Ja, jetzt drängt sichs heran und kommt übers Wassers geschwommen, Hebt sich mit lieblichem Arm rings aus dem Dunkel zu mir: Wie ein Entzauberter atme ich nun, und erst recht nun verzaubert, Und in der starrenden Nacht halt ich den Schlüssel des Glücks!
Flieg hin, Zeit, du bist meine Magd, Schmück mich, wenn es nächtet, schmück mich, wenn es tagt, Flicht mir mein Haar, spiel mir um den Schuh, Ich bin die Frau, die Magd bist du. Heia!Doch einmal trittst du zornig herein, Die Sterne schießen schiefen Schein, Der Wind durchfährt den hohen Saal, Die Sonn geht aus, das Licht wird fahl, Der Boden gibt einen toten Schein, Da wirst du meine Herrin sein! O weh! Und ich deine Magd, schwach und verzagt, Gott sei´s geklagt!Flieg hin, Zeit! die Zeit ist noch weit! Heia!