Zuweilen kommen niegeliebte FrauenIm Traum als kleine Mädchen uns entgegenUnd sind unsäglich rührend anzuschauen,Als wären sie mit uns auf fernen WegenEinmal an einem Abend lang gegangen,Indes die Wipfel atmend sich bewegenUnd Duft herunterfällt und Nacht und Bangen,Und längs des Weges, unsres Wegs, des dunkeln,Im Abendschein die stummen Weiher prangenUnd, Spiegel unsrer Sehnsucht, traumhaft funkeln,Und allen leisen Worten, allem SchwebenDer Abendluft und erstem SternefunkelnDie Seelen schwesterlich und tief erbebenUnd traurig sind und voll TriumphgeprängeVor tiefer Ahnung, die das große LebenBegreift und seine Herrlichkeit und Strenge.
Dir wachsen die rosigen Füße, Die Sonnenländer zu suchen: Die Sonnenländer sind offen! An schweigenden Wipfeln blieb dort Die Luft der Jahrtausende hangen, Die unerschöpflichen Meere Sind immer noch, immer noch da. Am Rande des ewigen Waldes Willst du aus der hölzernen Schale Die Milch mit der Unke dann teilen? Das wird eine fröhliche Mahlzeit, Fast fallen die Sterne hinein! Am Rande des ewigen Meeres Schnell findest du einen Gespielen: Den freundlichen guten Delphin, Er springt dir ans Trockne entgegen, Und bleibt er auch manchmal aus, So stillen die ewigen Winde Dir bald die aufquellenden Tränen. Es sind in den Sonnenländern Die alten, erhabenen Zeiten Für immer noch, immer noch da! Die Sonne mit heimlicher Kraft, Sie formt dir die rosigen Füße, Ihr ewiges Land zu betreten.
Mache, daß ich so fest vereinigt werde mit Dir:Wie ein Siegel mit dem Briefe, daß, wenn man das Siegelherunterhaben will, man den Brief mit zerreißen muß;daß, wenn ich von Dir getrennt werden sollte,man uns eben zerreißen müßte,daß uns auch kein Todesbann ewiglich mehr trennen kann.So setze mich einmal auf Dein Herz!So nimm mich auf Deinen Arm!Umfasse mich nicht nur, sondern halte mich!Grabe dich ein! Bleibe hängen!Laß mich nicht wieder los!
Nicht zu der Sonne frühen Reise,Nicht wenn die Abendwolken landen,Euch Kindern, weder laut noch leise,Ja, kaum uns selber sei´s gestanden,Auf welch geheimnisvolle WeiseDem Leben wir den Traum entwandenUnd ihn mit Weingewinden leiseAn unsres Gartens Brunnen banden.
Ich kann so gut verstehen, die ungetreuen Frauen,So gut, mir ist, als könnt ich in ihre Seelen schauen.Ich seh um ihre Stirnen die stumme Klage schweben,Die Qual am langen, leeren, am lebenleeren Leben.Ich seh in ihren Augen die Lust, sich aufzugeben,Im Unergründlichen, Verbotenen zu bebenDie Lust am Spiel, die Lust, das Letzte einzusetzen,Die Lust am Sieg und Rausch, am Trügen und Verletzen.Ich seh ihr Lächeln und die heimlichen, die Tränen,Das rätselhafte Suchen, das ruhelose Sehnen.Ich fühle, wie sies drängt zu törichten Entschlüssen,Wie sie ihre Augen schließen und sich quälen müssen;Wie sie für jedes Morgen ein jedes Heut begraben,Und wie sie nicht verstehen, wenn sie getötet haben.
Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar. Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten. Lippen im Lachen Hat er berührt, Die weichen und wachen Fluren durchspürt. Er glitt durch die Flöte Als schluchzender Schrei, An dämmernder Röte Flog er vorbei. Er flog mit Schweigen Durch flüsternde Zimmer Und löschte im Neigen Der Ampel Schimmer. Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Durch die glatten Kahlen Alleen Treibt sein Wehn Blasse Schatten. Und den Duft, Den er gebracht, Von wo er gekommen Seit gestern Nacht.
Flieg hin, Zeit, du bist meine Magd, Schmück mich, wenn es nächtet, schmück mich, wenn es tagt, Flicht mir mein Haar, spiel mir um den Schuh, Ich bin die Frau, die Magd bist du. Heia!Doch einmal trittst du zornig herein, Die Sterne schießen schiefen Schein, Der Wind durchfährt den hohen Saal, Die Sonn geht aus, das Licht wird fahl, Der Boden gibt einen toten Schein, Da wirst du meine Herrin sein! O weh! Und ich deine Magd, schwach und verzagt, Gott sei´s geklagt!Flieg hin, Zeit! die Zeit ist noch weit! Heia!
Ich will den Schatten einziger Geschicke Groß an den Boden der Gedichte legen, Der jungen Helden ungeheure Blicke Und andre Götter, die den Sinn bewegen: Dann sollst du über ihren Rand dich neigen Und völlig hingegeben jenen Werken Spät nur dein gleitend Bild darin bemerken Mit einem wundervoll erschrocknen Schweigen.