Nimm dich in acht! Seltsame Kreise Spinnen sich leise Aus klagenden Augen Und sie saugen An deinem Glück! Einen Andern Hätten die Kreise Golden umgeben, Kraft ihm entzündend, Liebe verkündend; Dich aber quälen sie, Schweigend erzählen sie Dir von Entbehrung, Die du verschuldet hast, Dir von Entehrung, Die du geduldet hast, Und von Wünschen, unerfüllbar, Und von Sehnsucht, die unstillbar Ihr betrognes Herz durchbebt, Wie die Ahnung des Verlornen, Die um blasse Kinderwangen Und um frühverwelkte Blumen Traurig und verklärend webt.
Wasser stürzt, uns zu verschlingen,Rollt der Fels, uns zu erschlagen,Kommen schon auf starken SchwingenVögel her, uns fortzutragen.Aber unten liegt ein Land,Früchte spiegeln ohne EndeIn den alterslosen Seen.Marmorstirn und BrunnenrandSteigt aus blumigem Gelände,Und die leichten Winde wehn.
Vater, dir drohet nichts, Siehe, es schwindet schon, Mutter, das Ängstliche, Das dich beirrte! Wäre denn je ein Fest, Wären nicht insgeheim Wir die Geladenen, Wir auch die Wirte?
Wenn endlich Juli würde anstatt März,Nichts hielte mich, ich nähme einen Rand, Zu Pferd, zu Wagen oder mit der Bahn Käm ich hinaus ins schöne Hügelland.Da stünden Gruppen großer Bäume nah, Platanen, Rüster, Ahorn oder Eiche: Wie lang ists, daß ich keine solchen sah!Da stiege ich vom Pferde oder riefe Dem Kutscher: Halt! und ginge ohne Ziel Nach vorwärts in des Sommerlandes Tiefe.Und unter solchen Bäumen ruht ich aus; In deren Wipfel wäre Tag und Nacht Zugleich, und nicht so wie in diesem Haus,Wo Tage manchmal öd sind wie die Nacht Und Nächte fahl und lauernd wie der Tag. Dort wäre Alles Leben, Glanz und Pracht.Und aus dem Schatten in des Abendlichts Beglückung tret ich, und ein Hauch weht hin, Doch nirgend flüsterts: »Alles dies ist nichts.«Das Tal wird dunkel. und wo Häuser sind, Sind Lichter, und das Dunkel weht mich an, Doch nicht vom Sterben spricht der nächtige Wind.Ich gehe übern Friedhof hin und sehe Nur Blumen sich im letzten Scheine wiegen, Von gar nichts anderm fühl ich eine Nähe.Und zwischen Haselsträuchern, die schon düstern, Fließt Wasser hin, und wie ein Kind, so lausch ich Und höre kein »Dies ist vergeblich« flüstern!Da ziehe ich mich hurtig aus und springe Hinein, und wie ich dann den Kopf erhebe, Ist Mond, indes ich mit dem Bächlein ringe.Halb heb ich mich aus der eiskalten Welle, Und einen glatten Kieselstein ins Land Weit schleudernd, steh ich in der Mondeshelle.Und auf das mondbeglänzte Sommerland Fällt weit ein Schatten: dieser, der so traurig Hier nickt, hier hinterm Kissen an der Wand?So trüb und traurig, der halb aufrecht kauert Vor Tag und böse in das Frühlicht starrt Und weiß, daß auf uns beide etwas lauert?Er, den der böse Wind in diesem März So quält, daß er die Nächte nie sich legt, Gekrampft die schwarzen Hände auf sein Herz?Ach, wo ist Juli und das Sommerland!
Zuweilen kommen niegeliebte FrauenIm Traum als kleine Mädchen uns entgegenUnd sind unsäglich rührend anzuschauen,Als wären sie mit uns auf fernen WegenEinmal an einem Abend lang gegangen,Indes die Wipfel atmend sich bewegenUnd Duft herunterfällt und Nacht und Bangen,Und längs des Weges, unsres Wegs, des dunkeln,Im Abendschein die stummen Weiher prangenUnd, Spiegel unsrer Sehnsucht, traumhaft funkeln,Und allen leisen Worten, allem SchwebenDer Abendluft und erstem SternefunkelnDie Seelen schwesterlich und tief erbebenUnd traurig sind und voll TriumphgeprängeVor tiefer Ahnung, die das große LebenBegreift und seine Herrlichkeit und Strenge.
Reicher im goldnen Haus,Fühlst du kein Schauern?Dringt nicht ein StimmgebrausDumpf durch die Mauern?Die da draußen frierend lungern,Dich zu berauschen, müssen sie hungern,Ihre gierigen Blicke suchen dich,Ihre blassen Lippen verfluchen dich,Und ihr Hirn mit dumpfem dröhnendem Schlag,Das schmiedet, das schmiedet den kommenden Tag.
Merkst du denn nicht, wie meine Lippen beben?Kannst du nicht lesen diese bleichen Züge,Nicht fühlen, daß mein Lächeln Qual und Lüge,Wenn meine Blicke forschend dich umschweben?Sehnst du dich nicht nach einem Hauch von Leben,Nach einem heißen Arm, dich fortzutragenAus diesem Sumpf von öden, leeren Tagen,Um den die bleichen, irren Lichter weben?So las ich falsch in deinem Aug, dem tiefen?Kein heimlich Sehnen sah ich heiß dort funkeln?Es birgt zu deiner Seele keine PforteDein feuchter Blick? Die Wünsche, die dort schliefen,Wie stille Rosen in der Flut, der dunkeln,Sind, wie dein Plaudern: seellos ... Worte, Worte?
Die Sturmnacht hat uns vermählt In Brausen und Toben und Bangen: Was unsre Seelen sich lange verhehlt, Da ist´s uns aufgegangen. Ich las so tief in deinem Blick Beim Strahl vom Wetterleuchten: Ich las darin mein flammend Glück, In seinem Glanz, dem feuchten. Es warf der Wind dein duft´ges Haar Mir spielend um Stirn und Wangen, Es flüsterte lockend die Wellenschar Von heißem tiefem Verlangen. Die Lippen waren sich so nah, Ich hielt dich fest umschlungen; Mein Werben und dein stammelnd Ja, Die hat der Wind verschlungen ...
Ich weiß ein WortUnd hör es fort:Beschertes GlückNimm nie zurück!Hör was ich sag:Denk jeden Tag:Beschertes GlückNimm nie zurück!Und ist die ZeitDir einmal weit:Beschertes GlückNimm nie zurück!
Hörtest du denn nicht hinein,Daß Musik das Haus umschlich?Nacht war schwer und ohne Schein,Doch der sanft auf hartem SteinLag und spielte, das war ich.Was ich konnte, sprach ich aus:»Liebste Du, mein Alles Du!«Oestlich brach ein Licht heraus,Schwerer Tag trieb mich nach HausUnd mein Mund ist wieder zu.